„Absolut am Minimum“

Immer weniger Schulweghelfer – Übergang an der Klosterstraße ist deshalb nicht mehr besetzt

22.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

−Foto: Rebl

Wolnzach (WZ) Die Wolnzacher Schulweghelfer werden heuer zehn Jahre alt. Anlass zum Feiern gibt es allerdings kaum, denn die Ehrenamtlichen werden immer weniger. So kann seit Beginn des neuen Schuljahres der Fußgängerüberweg in der Klosterstraße nicht mehr besetzt werden.

„Aktuell sind wir noch sechs Leute.“ Karl-Heinz Soost als Leiter der Schulweghelfer in Wolnzach hat echte Personalprobleme. Denn mit den sechs ehrenamtlichen Helfern kann er nur noch zwei kritische Stellen besetzen, beide in unmittelbarer Nähe von Grund- und Mittelschule: die Fußgängerampel in der Preysingstraße und den Überweg am Hammerschmidstadel in der Kapuzinerstraße – zwei Brennpunkte im morgendlichen Schul- und Berufsverkehr. Gefahrenstellen – gerade für die Schulanfänger – gäbe es in Wolnzach aber noch mehr, so zum Beispiel die Überquerung der Klosterstraße auf Höhe der Bäckerei Breitner. Dieser Übergang ist seit Neuestem nicht mehr besetzt, nachdem zwei Schulweghelfer nach den Sommerferien aufgehört haben. „Aus privaten Gründen und auch, weil sie selbst schon lange mehr keine Kinder im Grundschulalter haben“, so Soost.

Denn das war ursprünglich die Idee: Dass sich vor allem Eltern oder Großeltern, die Kinder oder Enkel in der Grundschule haben, für diesen Dienst engagieren. In den Anfangszeiten, vor zehn Jahren, war das zum Teil auch so. Jetzt allerdings nicht mehr: „Von den Schulweghelfern, die jetzt noch aktiv sind, hat inzwischen kein einziger mehr Kinder in der Grundschule“, berichtet Karl-Heinz Soost, der mit seiner Frau Kerstin seit Gründung der Schulweghelfer zum harten Kern gehört. Seine große Sorge: Sollte krankheitsbedingt jemand ausfallen, dann könne es passieren, dass auch die Preysingstraße und die Kapuzinerstraße nicht mehr besetzt werden können. Mit den sechs Leuten bewege man sich „am absoluten Minimum“, so Soost. „Es darf keiner mehr ausfallen, sonst können wir die Schulweghelfer-Aktion begraben.“ Das bestätigt Thomas Stobbe, Jugendverkehrserzieher bei der Geisenfelder Polizei: „Wolnzach bewegt sich absolut am untersten Limit“, sagt er über die Zahl der Schulweghelfer. Die Resonanz auf bisherige Werbung, auch vonseiten der Polizei, sei „enttäuschend“ gewesen.

Aufgrund des Personalmangels fährt man eine Notlösung: Normalerweise sind pro Übergang zwei Schulweghelfer vorgesehen, in Wolnzach steht aber jeweils nur einer und hilft den Schulkindern über die Straße. „Wir bringen einfach die Leute nicht zusammen“, klagt Soost. Immerhin bekommen die Schulweghelfer Unterstützung aus der Mittelschule: Voraussichtlich werden sich auch heuer wieder Jugendliche aus den höheren Klassen als Schülerlotsen engagieren. Allerdings dürfen sie nur zusammen mit einem erwachsenen Schulweghelfer eingesetzt werden, können also nicht eigenständig einen zusätzlichen Übergang übernehmen. Dass die Schulweghelfer händeringend Leute suchen, ist nichts Neues. Ganz einfach hatten sie es eigentlich noch nie; seit ihrem Bestehen kämpfen sie um Unterstützer und rühren regelmäßig die Werbetrommel – nicht mit dem erhofften Erfolg. Zu den besten Zeiten, ganz am Anfang, waren es laut Soost immerhin 20 Leute. Da konnten dann auch weiter von der Schule entfernte Gefahrenstellen abgesichert werden, so zum Beispiel an der Glandergasse/Kellerstraße. Gerade dort marschieren täglich viele Kinder aus den familienreichen Wohngebieten im Herzogring und in der Lindenstraße in Richtung Schule.

Geworben hat Karl-Heinz Soost auch heuer wieder, nicht nur mit Plakaten und auf der Homepage des Marktes, sondern besonders bei den Eltern der neuen Erstklässler. Mit Mundpropaganda hat es auch Walter Lang versucht, der selbst seit vielen Jahren Schulweghelfer ist. Der Rentner aus Starzhausen schiebt zweimal pro Woche Dienst an der Preysingstraßen-Ampel. „Ich habe heuer am ersten Schultag etliche Eltern und auch Großeltern von Schulanfängern angesprochen, ob das nicht etwas für sie wäre“, berichtet er. Gerade für ältere Leute wie ihn sei dieses Ehrenamt gut machbar. „Wir haben doch Zeit“, meint er. Nur etwa eine halbe Stunde müsse er morgens investieren. „Es ist ein netter Job, ich mache es einfach gern“, so Walter Lang.