München
Abschied am 5. April

Kurz vor den Osterferien wird die CSU das G 8 wohl endgültig beerdigen Spaenle will mehr Sozialkunde- und Informatikunterricht

21.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:27 Uhr

München (DK) Ministerpräsident Horst Seehofer will es, Kultusminister Ludwig Spaenle (beide CSU) will es und auch in der CSU-Fraktion bröckelt der Widerstand gegen das neunjährige Gymnasium. Selbst die eingefleischtesten G 8-Befürworter unter den Abgeordneten sähen inzwischen ein, dass es auch für das G 9 gute Argumente gebe, sagt ein Fraktionsmitglied.

Und CSU-Vize-Generalsekretär Markus Blume fasst zusammen: "Es bewegt sich ganz klar in Richtung eines Gymnasiums, das von einer neunjährigen Grundausrichtung ausgeht."

Bevor es so weit kommen konnte, ist in der CSU aber einiges Porzellan zerschlagen worden. Für Aufregung hatte in den vergangenen Tagen vor allem ein Fragenkatalog gesorgt, den die Fraktion an die Staatsregierung gesandt hatte. CSU-Chef Seehofer ätzte intern, dass es sich aufgrund der scharfen Formulierungen um "eine Art Scheidungsurkunde" handle.

Inzwischen liegen der CSU-Fraktion die Antworten aus dem Kultusministerium vor - und damit erstmals eine schriftliche Fixierung, wie sich Schulminister Spaenle das neue G 9 konkret vorstellt. Leistungsstarke Schüler sollen demnach weiterhin die Möglichkeit haben, das Abitur in acht Jahren zu machen. "Aufsetzend auf einem grundständigen G 9 ist es daher notwendig, auch hier die Möglichkeit unterschiedlicher Lernzeiten in geeigneter Weise anzubieten", heißt es in Spaenles 46 Seiten langem Antwortschreiben an die Fraktion.

Demnach könnte eine Klasse ausgelassen werden, wenn in den zwei Jahren zuvor Zusatzkurse belegt wurden. Welche Klasse übersprungen werden kann, sollen die Schulen selbst entscheiden, um auf die verschiedenen Ausbildungsrichtungen der Schulen einzugehen. In der Regel soll es aber die 10. oder 11. Klasse sein. Eine Weiterentwicklung des Gymnasiums auf Grundlage des G 8 schließt Spaenle dagegen aus, da die Spielräume "in den entscheidenden Punkten erschöpft" seien. Weniger Nachmittagsunterricht, mehr Persönlichkeitsentwicklung, mehr Mathe und Naturwissenschaften, mehr politische Bildung oder die Einführung von Pflicht-Informatikunterricht seien im jetzigen Gymnasium zeitlich nicht möglich.

Im G 9 sieht das Kultusministerium dagegen insgesamt Spielraum für 18 zusätzliche Wochenstunden Pflichtunterricht, wobei kein Fach im Vergleich zur derzeitigen Situation schlechtergestellt werden soll. Beibehalten werden sollen das Fünf-Fächer-Abitur und das Einsetzen der zweiten Fremdsprache in der sechsten Klasse.

Auf die Frage nach einer geeigneten Kommunikationsstrategie empfiehlt Spaenle den CSU-Abgeordneten, "das bundesweit einmalige Modell der unterstützten Lernzeit von acht Jahren im grundständig neunjährigen Gymnasium deutlich herauszustellen". So soll die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöht werden, bis das G 9 im Schuljahr 2018/2019 in den fünften und sechsten Klassen beginnt.

CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer, der als einer der größten G 8-Verfechter gilt, war gestern nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Aus der Staatsregierung hieß es aber, Kreuzer sei mit den Antworten des Ministeriums sehr zufrieden.

In der kommenden Woche sollen noch einmal alle Fragen mit der Fraktion diskutiert werden. Voraussichtlich am 5. April folgt dann die endgültige Beschlussfassung der CSU-Abgeordneten, wie Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) gestern sagte. Dass es dabei noch zu ideologischen Grabenkämpfen zwischen G 8- und G 9-Anhängern kommt, glaubt in der CSU kaum einer. Zu eindeutig ist inzwischen die Tendenz. Und zu groß ist der Wunsch, das Thema endlich zu beerdigen.