Als
Abkehr vom Glauben

Unheimliches auf die Spitze getrieben

28.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Als Jamie im Sand mit seinen Soldaten Krieg spielt, schiebt sich ein Schatten über ihn, der ihn sein Leben lang nicht mehr verlassen wird. Er ist untrennbar mit ihm verbunden, er wird ihn nicht mehr los – und das ist kein gutes Omen.

Stephen King hat unzählige Bücher geschrieben und davon unzählige verkauft. Manchmal ist eines wie das andere. Schnell gelesen, kurz gegruselt, rasant vergessen. Doch sein neuer Roman „Revival“ ist zumindest bemerkenswert. Dass King sein Handwerk versteht, ist unbestritten. Er weiß ohne Zweifel, wie er den Leser über die gut 500 Seiten unterhält. Aber bei „Revival“ geht sein Können über bloßes Handwerk hinaus.

Es ist die Geschichte zweier Menschen, die miteinander verbunden sind. Als der eine, ein Geistlicher, vom Glauben abfällt, zieht er den anderen in den Abgrund mit. Reverend Jacobs ist der Schatten über dem kleinen Jamie. Der Pastor zieht mit Frau und Tochter in die Kleinstadt und alles ist gut. Bis zu jenem Tag, als Frau und Tochter bei einem schrecklichen Unfall ums Leben kommen – und der Glaube des Reverend stirbt an diesem Tag gleich mit. Nach einer anklagenden Predigt wird Jacobs verstoßen. Er experimentiert leidenschaftlich mit einer mysteriösen Elektrizität, deren Herkunft und Wirkungsweise unklar bleibt. Er verfällt in einen Wahn, dem sich auch Jamie letztlich nicht entziehen kann. Und dank dieser besonderen Elektrizität vollbringt Jacobs Wunderheilungen und öffnet Türen, die besser geschlossen geblieben wären.

King erzählt die Geschichte aus der Sicht von Jamie, der, gewollt oder ungewollt, immer wieder auf Jacobs trifft, ehe es zu einem fulminanten Höhepunkt kommt.

Stephen King: Revival, Heyne Verlag, 512 Seiten, 22,99 Euro.