Beilngries
Abgemalt von der Kirche in Kottingwörth

07.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:07 Uhr

Die Kreuzweg-Stationen erstrahlen in neuem Glanz. Dafür sorgten jetzt nicht zuletzt die Mitarbeiter des Bauhofs. - Foto: kx

Beilngries (HK) Die Kreuzwegstationen zum Beilngrieser Friedhof sind in den vergangenen Wochen restauriert worden. Restaurator Günter Härtl hat die Bilder, die nun wieder in kräftigen Farben glänzen, rekonstruiert. Willibald-Schmidt-Stiftung und Offener Kreis teilen sich die Kosten der Arbeiten.

Wer in den vergangenen Wochen zu Fuß den Friedhof in Beilngries besucht hat, dem könnte aufgefallen sein, dass zwar die Stationen des Kreuzweges an ihren angestammten Plätzen standen, jedoch die Bilder fehlten. Ungewohnt leer wirkten die Nischen auf vorüberschreitende Betrachter, an der Rückwand war das blanke Mauerwerk zu sehen.

Jetzt ist das wieder anders, die letzten Bilder sind wieder da. Mitarbeiter des Bauhofes waren bis vor kurzem damit beschäftigt, die ersten Gemälde in den dafür vorgesehenen Ausbuchtungen zu befestigen und den Zwischenraum zu den Wänden nahtlos zu verfugen. "Am Gründonnerstag kamen die letzten beiden Bilder", erklärten Reinhard Müller und Manfred Mosandel vom städtischen Bauhof. Farbenfroh glänzen sie wieder, die Bildwerke.

Das ist der Verdienst von Günter Härtl. "Es war keine Restauration, sondern eine Rekonstruktion. Die Farben waren schon recht verblasst, Umrisse nicht mehr erkennbar, das musste eben erneuert werden. Vorher wurde gereinigt und die vorhandenen Malereien gefestigt", erklärte der Restaurator und Kirchenmaler aus Hohenfels.

Ein Glücksfall

Härtl ging nicht nur mit Vorstellungskraft zu Werke. Ein Glücksfall sei es laut Härtl gewesen, dass es noch Vorlagen für die Motive gibt. "Mir kam das bekannt vor, darum habe ich nachgeforscht. Das barocke Original befindet sich in der Kirche in Kottingwörth, davon abgemalt wurde der Kreuzweg in der Hohenfelser Kirche. Es scheint so, als ob von diesem wiederum der Beilngrieser Kreuzweg abgemalt worden ist. Das war damals üblich, dass der eine vom anderen abgemalt hat", meinte der Kirchenmaler.

Eine klare Stilrichtung lasse sich nicht erkennen. "Nazarenerstil kann man das auch nicht nennen. Das Vorbild ist Barock, wurde im 19. Jahrhundert der Zeit entsprechend nachgemalt", sagte Härtl. Und fügte hinzu: "Natürlich könnte man das jetzt schöner malen, Proportionen anpassen, dass da ein Finger oder ein Fuß anders wird. Aber es sollte ja der Originalzustand wieder her gestellt werden." An dieser Wiederherstellung war dem ausgewiesenen Fachmann sehr gelegen. Das mit Günter Härtl ein Spezialist die Aufgabe übernommen hat, das war Eduard Liebscher, dem Stiftungsratsvorsitzenden der Willibald-Schmidt-Stiftung, wichtig. Die Stiftung trägt den größten Teil der Kosten. "Wenn wir etwas machen, dann wollen wir es auch richtig machen. Darum wurden die Bilder einem richtigen Restaurator übergeben", erinnerte sich Liebscher an die Vorgeschichte.

Ein Sachverständiger des Bistums ist damals hinzugezogen worden. Auch der Offene Kreis steuerte über 2200 Euro bei. "Das Geld war einmal für die Renovierung der Seegrundfigur vorgesehen, die dann ein Privatmann übernommen hat. Jetzt haben wir eine passende Verwendung gefunden", sagte Rosa Dotzer.

Griechische Kreuzlein

Kreisheimatpfleger Max Künzel erzählte, dass die ersten sechs Figuren des Kreuzweges auf eine Stiftung des damaligen Bürgermeisters Hildersperger in der Zeit kurz vor 1820 zurückgehen, die übrigen der 14 Stationen seien 1888 errichtet worden. Geradezu frühlingshaft präsentieren sich jetzt die Häuschen, in denen der Leidensweg Christi dargestellt wird. Maler Josef Dörfler hat sie ehrenamtlich in einem sanften Gelbton gestrichen, und die kleinen griechischen Kreuzlein an der Stirnseite mit Blattgold versehen. Auf etwa 9000 Euro belaufen sich die Ausgaben für die komplette Maßnahme, neben dem Offenen Kreis und der Willibald-Schmidt-Stiftung hat auch die Stadt etwas beigetragen, zum Beispiel die Farbe.