Abfuhr für Löwen-Fans

23.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:09 Uhr

Bundesligaspiele wird es im Stadion an der Grünwalder Straße nicht mehr geben. - Foto: Imago

München (DK) Der Traum vieler Löwen-Fans, er ist geplatzt. Die Stadt München hat die Pläne des TSV 1860 für den Umbau des altehrwürdigen Grünwalder Stadions gestern abgelehnt. Damit wird es langfristig keinen Bundesliga-Fußball mehr in Giesing geben.

Die alles entscheidende Sitzung zwischen Löwen- und Stadtspitze im Rathaus dauert mehr als zwei Stunden. Die Delegation des Vereines, angeführt von Präsident Rainer Beeck, Manager Manfred Stoffers und dem Leiter der eigens eingesetzten "Projektgruppe Stadionzukunft", Christian Waggershauser, versucht alles, um Oberbürgermeister Christian Ude doch noch zu überzeugen. Die Löwen haben spektakuläre Pläne für einen Umbau des "Sechzger Stadions" mitgebracht, einen Verkehrsplan, Schallschutz-, Brandschutz- und Sicherheitsgutachten – und müssen sich doch geschlagen geben.

 
Gegen Mittag verbreitet die Stadt eine Mitteilung, in der es heißt, es werde definitiv "kein bundesligataugliches Stadion an der Grünwalder Straße" geben. Es sei den Löwen einfach nicht gelungen, die "drei bekannten Hürden zu nehmen". Die höchste: die Finanzierung. Dem notorisch klammen Verein fehlt das Geld, den knapp 50 Millionen Euro teuren Umbau zu stemmen. Am Nachmittag sickert durch, dass die Löwen-Delegation die Stadt um eine öffentliche Bürgschaft in Höhe von 35 Millionen Euro gebeten habe – doch das sei "rein rechtlich nicht möglich", sagt Stadtkämmerer Ernst Wolowicz.

Dabei hat der TSV 1860 – zur Überraschung vieler – höchst ansehnliche Pläne vorgelegt. Die Stadt spricht sogar von "zum Teil faszinierenden Lösungen". So sollte die Rasenfläche im "Sechzger Stadion" tiefer gelegt und die Tribünen versetzt werden, um Platz für 30 000 Zuschauer zu bieten. Die Fans sollten über bis zu 21 Meter breite Brücken in die überdachte Arena geführt werden – um die Feuerwehrzufahrten auf dem überaus engen Grundstück nicht zu blockieren.

Dass aus alledem nichts wird, kommt selbst für die Löwen nur wenig überraschend. Die städtische Verwaltung hatte unlängst erklärt, sie halte es für "ausgeschlossen", dass in dem Stadion im dicht besiedelten Viertel je wieder Erst- oder Zweitliga-Spiele ausgetragen werden. Denn: Der von den Löwen gewünschte Umbau sei planungsrechtlich als Neubau zu bewerten und unterliege damit nicht dem Bestandsschutz, heißt es aus der Stadtverwaltung. Somit gelten verstärkte Brandschutzauflagen und Lärmschutzvorschriften. Und die hätte der Verein auch mit noch kühneren Plänen wohl kaum erfüllen können.

Fest aber steht: Das Sechzger Stadion bleibt den Löwen-Fans erhalten. Im Dezember hat der Stadtrat beschlossen, das Grünwalder Stadion für 10,3 Millionen Euro zu sanieren – für die Dritte Liga und die B-Mannschaften der beiden großen Münchner Vereine.

"Immerhin", sagt Präsident Beeck, tief enttäuscht. Er gesteht, "trotz der sehr anspruchsvollen Lösung nur mit einer Resthoffnung" in die Verhandlungen gegangen zu sein. "Wir wussten von Anfang an, dass unsere Chancen relativ gering waren." Nun gelte es aber, nach vorne zu schauen und das Thema einer Rückkehr nach Giesing "ad acta" zu legen. "Das ist auch meine Aufforderung an die Fans."

Doch auch die sind erst einmal zerknirscht. "Das Schlimme", sagt Christian Waggershauser von der "Projektgruppe Stadionzukunft", "ist ja, dass jeder etwas von unserer Lösung gehabt hätte: Die Bayern, weil sie uns loswerden wollen, der Stadtteil Giesing, weil er aufgewertet worden wäre, und die Anwohner, weil die Lärm- und Sicherheitsstandards mit dem Umbau besser gewesen wären als jetzt oder mit der städtischen Sanierung."

Den Fans wird auch schwer im Magen liegen, dass sie nun weiter Mieter bei dem verhassten FC Bayern bleiben müssen. Und das ist teuer. Fünf Millionen Euro zahlen die Blauen Jahr für Jahr an den die Roten. Trotz der Kosten für den Umbau, hat Beeck ausgerechnet, hätte man sich zwei Millionen Euro pro Jahren sparen können.