Ab Mai läuft der Brenner

02.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:32 Uhr

Griffen zum Spaten für das neue Heizwerk: Eichstätts Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer, Landrat Anton Knapp und Stadtwerkechef Wolfgang Brandl (von links). Ab Mai sollen hier die Brenner laufen, in einem 20 Meter hohen Neubau. - Foto: ztt

Eichstätt (EK) Die Bauarbeiten laufen schon seit längerem auf Hochtouren: Zwei Kilometer Fernwärmerohre sind bereits verlegt, und in der Ostenvorstadt wird gerade fleißig weiter gebuddelt und gebaggert. Gestern begannen auch die Arbeiten am neuen Biomasse-Heizwerk auf dem Volksfestplatz.

Den Verkehrsübungsplatz am Rande der Festwiese gibt es nicht mehr. Wo einst junge Radfahrer Blinken und korrektes Abbiegen übten, befindet sich jetzt eine tiefe Baugrube. Bis Mai 2010 entsteht hier das neue Biomasseheizwerk der Stadtwerke Eichstätt. Knapp 20 Meter hoch wird die Halle für Brenner und Heizanlage. Ein paar Meter mehr wird der Kamin haben.

Beim Spatenstich am Rande der Baugrube betonte Eichstätts Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer gestern das Tempo, mit der das Bauvorhaben bisher realisiert wurde. Erst vor einem Jahr wurden erste Überlegungen laut, ein Fernwärmenetz mit entsprechender Heizanlage zu bauen. Neumeyer erinnerte an die "Federführung von Landrat Anton Knapp". Der Landkreis plante ursprünglich das Schulzentrum, die Klinik Eichstätt und das Gesundheitsamt in der Grabmannstraße zentral mit umweltfreundlicher Fernwärme zu versorgen. Mitte Mai 2008 ließen die Stadtwerke eine Energiepotenzialstudie erstellen. Professor Markus Brautsch vom Institut für Energietechnik stellte die Ergebnisse im Stadtrat vor und schließlich fiel der Entschluss zum Bau des so genannten Heizwerkes Ost. Geheizt wird künftig mit Biomasse, mit Holzhackschnitzeln.

Im Sommer diesen Jahres erst wurden der Bebauungs- und der Flächennutzungsplan geändert. Kurze Zeit später begannen Bautrupps mit der Verlegung der ersten Fernwärmerohre. Vom Volksfestplatz aus laufen die Leitungen jetzt bis zur DJK-Halle, zum Schulzentrum, weiter bis zur Klinik und zum landkreiseigenen Gebäude in der Grabmannstraße. Die Hauptleitungen sind 20 Zentimeter im Durchmesser groß, die Hausanschlüsse fallen wesentlich kleiner aus. Auch an künftige Nutzer wurde gedacht. Direkt neben den Anschlussleitungen für die oben genannten Liegenschaften ist auch ein weiteres Leerrohr schon ansatzweise verlegt. Hier könnte die Kaserne der Bereitschaftspolizei mit angeschlossen werden. In einem zweiten Bauabschnitt werden ab Mitte 2010 Leitungen hinter dem Hofgarten verlegt, bis zum Priesterseminar, für die kirchlichen Gebäude. Im Gespräch mit dem EICHSTÄTTER KURIER erklärte Energiegutachter Brautsch die Vorteile und Effizienz der neuen Anlage: "Das Schöne an diesem Projekt ist, dass sich große Verbraucher zusammen gefunden haben." Somit ließe sich auch ein vernünftiger Wärmepreis erzielen. Das Heizwerk soll zunächst zwölf Millionen Kilowattstunden Wärme liefern. 90 Prozent davon sollen regenerativ, also mit Biomasse, erzeugt werden. Neumeyer nannte eine "jährlich Verbesserung der CO2-Bilanz in Eichstätt um über 2000 Tonnen." Aus ökologischer Sicht sei dies "ein Schritt in die richtige Richtung", so der Rathauschef. Stadtwerkechef Brandl will ab Mai 2010 die Kessel anfeuern. Somit bliebe Zeit für einen Probebetrieb, bis die eigentlich Heizperiode zum Herbst hin beginne. Durch die Fernwärmeleitungen wird künftig heißes Wasser direkt in die Gebäude strömen. Von einer Übergabestation aus wird die Wärme dann in den jeweiligen Häusern weiterverteilt. Neue Heizungsrohre müssen nicht verlegt werden. Größere Umbauten sind fast nirgends notwendig. Alte Kessel können komplett stillgelegt werden beziehungsweise bleiben teilweise als Reserve bestehen.