Die Beatpoeten als Geschenk noch dabei

02.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:32 Uhr

Die Beatpoeten ließen mit ihren mitreißenden Parolen die Zuschauer abheben.

Eichstätt (EK) Die Gebrüder Mühlleitner hätten das, was man als Profimusiker in Zeiten allgemein sinkender Plattenverkäufe braucht, um weiterhin erfolgreich zu sein: Live-Qualitäten – ein immer wichtiger werdender Faktor, um im harten Überlebenskampf des Musikgeschäftes bestehen zu können. Dabei ist erfolgreich wiederum relativ.

Als überaus erfolgreich und gelungen kann man sicher das Konzert, der aus Neumarkt in der Oberpfalz stammenden Musiker am Donnerstag im Gutmann ansehen – Bewertungskriterium die Reaktion des Publikums – aus finanzieller Sicht wahrscheinlich eher zu vernachlässigen. Darum scheint es den beiden Brüdern Daniel und Philipp Mühlleitner aber auch nicht zu gehen.

Ihre Musik ist eine Mischung aus Weltmusik mit bayerischem Grundtenor, die Spaß machen und unterhalten will. Weltmusik deshalb, weil viel aus der Bewegung kommt. Die Interaktion mit dem Publikum ist universal verständlich, man braucht nicht die Texte zu verstehen um sich gut zu fühlen. Die Zuhörer werden spielerisch mit dem Charme der charismatischen Vagabunden aus ihrer zunächst passiven Rolle herausgelockt, gestalten so einen Teil des Auftritts selber. Sie übernehmen Gesangparts und unterstreichen die lustigen Geschichten aus den Liedern durch pantomimische Einlagen. Das wirkt aber zu keinem Zeitpunkt gezwungen.

Thematisch geht es kreuz und quer – beispielsweise über die ewigen Streitigkeiten zwischen Vegetariern und Fleischessern oder den guten Vorsätzen, die man sich immer wieder fasst, um letztlich daran zu scheitern. Musikalisch bewegen sich die kreativen Köpfe auf einer Rundfahrt durch die Liedermacherei, afro-karibische Rhythmen und Rock n’ Roll – mal mehr konzentriert, mal bunt vermischt. Den Höhepunkt erreicht das Spaßbarometer dann unter anderem bei dem Lied "Dehn mich" – Erklärung nicht nötig.

Wenn das mal nicht gelingen sollte, würde es sicher ein trostloser Abend werden. Die Gefahr scheint aber sehr gering. Im Gutmann jeden falls eroberten sie das Publikum sozusagen mit Pauken und Trompeten: Das Duo bestritt den Abend dieses Mal nämlich nicht alleine – sondern als Band. Mit auf der Bühne waren noch ein überaus begnadeter Multiinstrumentalbläser (vorwiegend Saxophon und Posaune) und eine Geigerin. In dieser Formation groovte und harmonierte die Combo hervorragend. Die Stücke der Gebrüder bekamen noch einmal eine ganz andere Farbe, wirkten kraftvoller und melodiöser.

Als Belohnung fürs Mitmachen hatten die Gebrüder noch ein besonderes Geschenk dabei: Aus dem hohen Norden, direkt aus Hamburg waren die befreundeten Beatpoeten nach Eichstätt gekommen. Der Name ist charakteristisch für die eigene Art der zwei Hamburger Jungs, Jan Egge Sedelies am Mikrofon und Costa Carlos Alexander an den Klangreglern. Die Poesie wird durch live hergestellte und improvisierte Klänge tanzbar – verliert den bei vielen Poetry-Slams oftmals unerträglichen pathetischen Charakter, saugt sich stattdessen mit Energie voll und wird aggressiv wieder herausgelassen. Gesellschaftskritisch, innovativ und eine etwas gewöhnungsbedürftige, kreischende Stimme des Sängers. Das waren die Beatpoeten am Donnerstag in Eichstätt.