3000 Kreisbürger brauchen Unterstützung vom Staat

06.10.2008 | Stand 03.12.2020, 5:32 Uhr

Kelheim (DK) Rund 3000 Menschen sind im Landkreis Kelheim auf Transferleistungen der sozialen Mindestsicherungssysteme angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Damit waren laut Angaben des Landratsamts und der Arge Kelheim knapp drei Prozent der Kreisbevölkerung auf existenzsichernde finanzielle Hilfen des Staates angewiesen.

Im Verlauf des vergangenen Jahres sind für diese Leistungen Ausgaben in Höhe von insgesamt rund 14,5 Millionen Euro entstanden. Mit dem Anteil von Hartz-IV- und Sozialhilfeempfängern im Vergleich zur Gesamtbevölkerung liegt der Landkreis Kelheim weit unter den Vergleichszahlen von Bund und Land. Das statistische Bundesamt ermittelte für ganz Deutschland einen Wert von 10,1 Prozent. Dabei fallen erhebliche regionale Unterschiede auf. So erhält fast jeder fünfte Berliner Leistungen zur Sicherung des grundlegenden Lebensunterhaltes. Die niedrigsten Bezugsquoten ermittelten die Statistiker in den südlichen Bundesländern Bayern (5,3 Prozent) und Baden-Württemberg (5,7 Prozent).

Der mit Abstand größte Teil der Empfänger und damit auch der Ausgaben für Mindestsicherungsleistungen entfielen den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit zufolge auf das Arbeitslosengeld II und das Sozialgeld (Hartz IV). Arbeitslosengeld II erhalten erwerbsfähige Personen im Alter von 15 bis 65 Jahren, die ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenen Mitteln bestreiten können. Ihre im Haushalt lebenden, nicht erwerbsfähigen Familienangehörigen, vor allem Kinder, bekommen Sozialgeld.

Im Landkreis Kelheim gab es zum Ende des vergangenen Jahres laut Statistik der Arge Kelheim 2835 Hartz-IV-Empfänger – im Jahresdurchschnitt sind es erfahrungsgemäß rund 3000. Nach Hartz IV wurden knapp 13,5 Millionen Euro ausbezahlt – rund sechs Millionen Euro in Form von Arbeitslosengeld II und rund 234 000 Euro als Sozialgeld. Weiter fielen 2,6 Millionen Euro für Sozialversicherungen und 4,5 Millionen Euro für Kosten der Unterkunft an.

Soziales Auffangnetz

Die Eingliederungszuschüsse der Jobcenter verbessern nach Darstellung der Arbeitsmarktforscher die Berufschancen von Hartz-IV-Beziehern erheblich. Recht zufriedenstellend ist daher auch das Ergebnis bei der Vermittlung der Langzeitarbeitslosen. Nach Angaben der Arge Kelheim besitzen rund zwei Drittel dieser Klientel der Erwerbslosen auch noch nach einem halben Jahr ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis.

Damit liegt der Landkreis Kelheim im Bundestrend. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufschancen (IAB) ermittelte, dass knapp 70 Prozent der Arbeitslosengeld-II-Empfänger nach 20 Monaten noch immer eine reguläre Arbeit haben. Auf Ungeförderte traf das nur in 30 Prozent der Fälle zu.

359 Landkreisbürger waren zum Ende vergangenen Jahres auf Sozialhilfe angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Sozialhilfe bietet das soziale Auffangnetz für bedürftige ältere Menschen sowie für Personen, die auf Grund von Krankheit oder einer dauerhaften vollen Erwerbsminderung nicht mehr ins reguläre Erwerbsleben integriert werden. Darunter fallen auch deren im Haushalt lebende Kinder unter 15 Jahren. Für die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung fielen Ausgaben in Höhe von knapp 840 000 Euro an, dazu kommen etwa 28 000 Euro an Hilfe zum Lebensunterhalt.

Seit Ende 1993 erhalten die in Deutschland lebenden Asylbewerber anstelle von Sozialhilfe so genannte Asylbewerberleistungen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die 76 Asylbewerber im Landkreis Kelheim erhielten vergangenes Jahr Regelleistungen in Höhe von rund 182 000 Euro. Keine Rolle spielen im Landkreis die Leistungen nach der Kriegsopferfürsorge. Diese Ausgaben waren auf Grund des immer weiter zurückliegenden Kriegsendes seit Mitte der 1990er Jahre stark rückläufig.

"In kaum einem anderen Landkreis sind weniger Mitbürgerinnen und Mitbürger auf staatliche Unterstützung angewiesen", kommentiert Landrat Hubert Faltermeier (Freie Wähler) die Zahlen. Zusammen mit der niedrigen Arbeitslosenquote und der guten Ausbildungssituation sei dies "ein weiterer Beleg für die wirtschaftliche Stärke unseres Landkreises sowie die innovative Wirtschaftspolitik im Landkreis", sagt der Kreischef. Er dankt in diesem Zusammenhang dem Handwerk, dem Handel, den Dienstleistungsunternehmen, der Industrie, aber auch den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, "denn ohne dieses gemeinsame Engagement wäre dieses Ergebnis nicht möglich".