Neuburg
300 Jahre nach Ottheinrich

Ausstellung im Rathausfletz zeigt Lithographien des Schotten David Roberts aus dem Heiligen Land

30.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:53 Uhr

Die Repliken der beiden Teppiche aus dem Schloss, die Ottheinrichs Pilgerreise ins Bild setzen, ergänzen die Ausstellung der Lithographien von David Roberts. „Es ist immer gut, nichts wegzuwerfen – man weiß nie, wofür man es noch brauchen kann“, meinte OB Bernhard Gmehling zur Eröffnung der neuen Ausstellung im Rathausfletz - Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Eine ganz besondere Ausstellung zeigt die Stadt Neuburg bis Ende April im Rathausfletz. Nicht nur, dass die Lithographien des schottischen Künstlers David Roberts hierzulande nahezu unbekannt sind – sie haben auch Bezug zur Neuburger Geschichte.

Anhand 75 teils nachkolorierter Werke nimmt der Künstler Ausstellungsbesucher mit „Auf den Spuren Ottheinrichs im Heiligen Land“. Rund 300 Jahre nach dem ersten Neuburger Pfalzgrafen, der mit 19 Jahren das Heilige Land bereiste, brach Roberts dorthin auf. „Damals, im Jahr 1839, war es fast noch genauso beschwerlich wie für Ottheinrich, heute dagegen sind wir mit dem Flieger in dreieinhalb Stunden in Tel Aviv“, meinte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, der gemeinsam mit Leihgeber Karl Schmitt-Korte, Leiter der Kulturabteilung der Deutsch-Jordanischen Gesellschaft, die Ausstellung am Sonntagmittag vor rund 50 Interessierten eröffnete. Insgesamt hat Schmitt-Korte über 50 Jahre hinweg circa 120 der insgesamt 250 Lithographien Roberts aus dem Orient gesammelt. Die erste erwarb er 1961, als er mit der ersten Studentenreise selbst nach Israel gelangte. „Die 7,50 Dollar für das Bild der Königsfassade von El Khasne, die haben mir damals richtig wehgetan“, erinnerte er sich in seiner kurzweiligen Eröffnungsrede, in der er auch kurz auf den Künstler einging, dessen Talent entdeckt worden war, nachdem er zu Hause die Tapeten „beschmiert hatte“, wie es Roberts Vater wohl sah. Allein Roberts Werk seien die Lithographien jedoch nicht, verwies der Laudator auf den eigentlichen Lithographen, der Roberts Zeichnungen auf Platten überdruckt und den Druck überwachte. Der belgische Graveur Louis Haghe käme oft viel zu kurz, dabei gäbe es Roberts Werk ohne ihn nicht, jedenfalls nicht in der vorliegenden Vollendung. „Das war eine echte Symbiose“, betonte Schmitt-Korte.

Nach dem Motto „weniger ist mehr“, haben er und Kulturamtsleiterin Kathrin Jacobs 75 Werke ausgewählt, um sie abwechslungsreich im Rathausfletz zu hängen, ohne Besucher mit überbordender Fülle zu erschlagen. Vom Eingang gesehen links herum folgt der Interessierte Roberts Reise in fünf Regionen, von Jerusalem über verschiedene Orte in Palästina, dann Petra, Sinai und Kairo, wobei Ottheinrich nicht nach Sinai gelangte. Er war von Jerusalem über Bethlehem, den Jordan und Ramla nach Zypern gereist. Der Pfalzgraf war übrigens einer von lediglich zwei deutschen Landesfürsten, die das Heilige Land bereisten und dort eigenhändig Tagebuch führten. Roberts Lithographien haben drei verschiedene Formate – ganzseitig, mit Beschriftung auf der Rückseite, halbseitig mit Untertext sowie das Viertelformat, das allerdings um 1855 mit fotografischem Verfahren – welches, ist dem Sammler unbekannt – aus den größeren entstand.

Porträts waren nicht Roberts Ding. Architektur in der Landschaft darzustellen dafür umso mehr. Seine Arbeiten bestechen mit ihrer feinen Ausführung, ihrem Detailreichtum und natürlich den Motiven, die ebenso romantisch wie fremdländisch-geheimnisvoll erschienen und einen spannenden Besuch im Rathausfletz versprechen.

Die Ausstellung ist bis einschließlich Sonntag, 27. April, im Rathausfletz zu sehen, Dienstag bis Freitag von 17 bis 19 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag von 11 bis 19 Uhr, Eintritt frei. Parallel zur Ausstellung werden am Donnerstag, 3. April und am Mittwoch, 16. April, jeweils um 18 Uhr im Stadtmuseum zwei Fachvorträge zur Thematik gehalten.