30 000 Einwohner – oder 350 000?

29.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:24 Uhr

Nürnberg (DK) Was weiß man in anderen bayerischen Städten über Ingolstadt? Am Samstag fragten wir die Münchner, heute sind die Franken dran: Der DK hörte sich in der Nürnberger Fußgängerzone um.

Audi, Ingolstadt Village, Horst Seehofer – die drei Namen fallen am häufigsten, wenn man Passanten in der Nürnberger Fußgängerzone nach ihrem Wissen zu Ingolstadt löchert. Viel ist das nicht. Ob dies an der angeborenen Distanz zwischen Franken und Oberbayern liegt? Fragt man zum Beispiel nach der Größe der Stadt, haben die Schätzungen eine weite Spanne: zwischen 30 000 und 350 000 Einwohnern.

"Ingolstadt hat eine hübsche Altstadt", weiß Renate Hirschler (66). Die Rentnerin hat mit einer Gruppe erst kürzlich die Stadt besucht. Zum ersten Mal. "Es wurde auch Zeit, denn die Innenstadt hat Flair, und es gibt viel zu besichtigen." Zwei Gründe für sie, vielleicht mal wiederzukommen.

Iris Heidt (43) dagegen verbindet außer Audi nichts mit der Stadt. Für die Hausfrau hat sich ein Besuch einfach noch nicht ergeben. "Ich weiß auch von keiner Sehenswürdigkeit, wegen der wir einen Ausflug dorthin machen sollten."

"Ingolstadt wirbt zu wenig für sich, ist zu selten präsent in den Medien", hört man in den Gesprächen immer wieder. Audi und die Raffinerie: Schön und gut, wirklich interessant und verlockend macht die Industrie eine Stadt erst mal nicht. Attraktionen, die zu einem Besuch verführen? Fallen den Nürnbergern im ersten Moment keine ein.

"Ingolstadt liegt an der A 9 Richtung München." Auch Tatjana Reichert (39) kennt die Stadt vor allem vom Vorbeifahren. "Dann kenne ich natürlich noch Audi und das Ingolstadt Village." Ansonsten weiß sie wenig über die Stadt, und "sie steht auch nicht auf der Liste meiner nächsten Städtetouren". Die Flugbegleiterin sieht keinen Grund, warum sich das ändern sollte. "Oder lohnt sich ein Ausflug"

Vereinzelt trifft man auf Nürnberger, die die Stadt an der Donau besser kennen. "Sie liegt am Rande der Holledau, war früher ein wichtiger Raffineriestandort und ist Unistadt", weiß Bankkaufmann Heinz Lifka (60). Er war zuletzt vor vier Jahren in Ingolstadt. "Meine Tochter wollte dort eigentlich auf die Fachoberschule, und wir waren auf der Suche nach einer Wohnung für sie. Doch die Mieten waren extrem hoch. Das waren oft Wahnsinnspreise für richtige Löcher, deswegen ist sie dann nach Erlangen gegangen."

Oder Andreas Hübner (50). Der selbstständige Kaufmann ist vor einigen Jahren mit dem Roller durch Ingolstadt gefahren. Er erinnert sich an das Schloss im Zentrum, die Donau – und einen riesigen Kreisverkehr. "Außerdem ist Ingolstadt wieder in die zweite Fußball-Bundesliga aufgestiegen, und Eishockey wird dort auch gespielt." Ob er wieder mal hin möchte? "Eigentlich nicht, da gibt es in Bayern interessantere Städte – Regensburg oder Augsburg zum Beispiel", meint er dazu.

Das sieht auch Martin Spörl (42) so. Der gebürtige Nürnberger, der als IT-Spezialist viel in Deutschland und der ganzen Welt unterwegs ist, findet, dass sich die Stadt wenig bis gar nicht präsentiert. "Man hört doch mit Ausnahme von Audi nichts. Das ist schade für Ingolstadt. "