2000 Gesunde freiwillig im Krankenhaus

27.10.2008 | Stand 03.12.2020, 5:28 Uhr

Ein Nachwuchs-Mediziner bei der Schlüsselloch-Endoskopie: Beim Tag der offenen Tür durften die Besucher selbst Hand anlegen.

Kelheim (DK) Freiwillig geht sonst wohl kaum einer gerne ins Krankenhaus. Ganz anders war dies am Sonntagnachmittag beim Tag der offenen Tür in der Kelheimer Goldberg-Klinik.

Pünktlich ab der Eröffnung des "Tags der offenen Tür" strömten gut 2000 Besucher in die eigens frei gegebenen Bereiche, um auch mal als gesunder Mensch hinter die Kulissen der Klinik zu schauen und sich über den aktuellen Stand der medizinischen Möglichkeiten zu informieren. Das rege Interesse freute vor allem Landrat Hubert Faltermeier (Freie Wähler) und Chefarzt Bernd Obermeier mit seinem Team.

Seit Jahren setzt sich der Kelheimer Landkreis-Chef vehement für den Verbleib einer gut ausgerüsteten Klinik für die hochwertige medizinische Grundversorgung in seinem Verantwortungsbereich ein. "Der Einsatz für das Krankenhaus gleicht einem Kampf gegen Windmühlen. Fast hätten wir geglaubt, wir haben den Kampf gewonnen, da kommt jetzt diese neue Reform im Gesundheitswesen", erläutert er während des Rundgangs die aktuelle Situation. "Aber so lange ich im Amt bin, wird die Goldberg-Klinik nicht geschlossen – nur über meine Leiche", verspricht er bildhaft am Eingang zum Kreißsaal.

Wobei schon der Blick hinter die Türen der Geburtszimmer einer Bestätigung für die kunden- oder besser patientenorientierte Ausgestaltung der Klinik entspricht. Keine steril grün gefliesten Räume schocken mehr die Augen der Neugeborenen, sondern heimelige Wohnzimmer-Atmosphäre mit Musik und Fernseher ist in zwei Kreißsälen angesagt. Nebenan steht eine große rote Badewanne, in der etwa jede fünfte werdende Landkreismutter ihr Baby zur Welt bringt. "Die Zahlen schwanken, das ist sehr modeabhängig", hat Obermeier als Krankenhaus-Chef gelernt.

Nur ein paar Stationen weiter stand das Ende der Lebenszeit in der Palliativeinheit im Mittelpunkt des Interesses. Patienten mit nicht heilbaren Erkrankungen, die einer stationären Krankenhaus-Behandlung bedürfen, werden hier in einer wohnlichen, persönlichen Atmosphäre im Kreise ihrer Angehörigen umsorgt. "Das sind keine Sterbezimmer, wir wollen mit diesen Räumen das Gefühl geben, dass man auf den letzten Wegen eher zu Hause als im Krankenhaus ist", umschreibt Obermeier die Aufgabe. Faltermeier ist sehr froh um diese Einrichtung, die zumeist durch Sponsorengelder entstanden ist. "Wir geben damit den Angehörigen und den Patienten Zeit für ein würdevolles Sterben. Eigens ausgebildete Schwestern und Ärzte sind hier im Einsatz – unsere Stärke ist auch die menschliche Seite", erläutert der Landrat.

Vielseitiger Dienstleister

Er sieht in solch persönlich betonten Umsorgungen die Chancen kleiner Landkrankenhäuser in der Konkurrenz zu den Großkliniken. Die jährlich 10 000 stationären und ebenso viele ambulanten Patienten erleben die Goldberg-Klinik mit den etwa 500 Beschäftigten dagegen als weit vielseitigeren Dienstleister. Wie die Mediziner-Arbeit im Detail aussieht, durften die Besucher an zahlreichen Objekten, bei der Schlüssellochendoskopie an einem Modell und manchmal sogar durch eigenes Handeln selber erfahren.

Reges Interesse rief der neue Kernspintomograph hervor, der bislang nur den stationären Patienten und den Privatpatienten zur Verfügung steht, aber die Kassenzulassung wurde bereits beantragt. Anhand einer ganzen Palette von Knochenmodellen wurden ein paar Gänge weiter die moderne Methode, Brüche mit Hilfe von Nägeln, Schrauben und Platten zu heilen, demonstriert. "Wir arbeiten da mit Akkubohrer und Nägeln wie in einem Handwerksbetrieb", verdeutlichte Obermeier. Auf eine Feststellung legt der Chefarzt dabei besonders wert: "Trotz der Gesundheitsreformen werden wir dafür sorgen, dass die Einsparungen medizinisch nicht zu Lasten der Patienten gehen". Die Besucher zeigten sich vom Tag der offenen Tür im Krankenhaus beeindruckt. "Es gibt viele Infos in einer entspannten Atmosphäre. Der Besuchstag ist sehr gut gestaltet", fand Rita Summer aus Ihrlerstein und auch Maria Zitzelsberger aus Herrnwahlthann war begeistert. "Die Veranstaltung ist für die Besucher toll gemacht. Ich kenne die Klinik – sie hat ihren guten Ruf damit bestätigt", versichert sie.