Ingolstadt
13 Jahre Hertha sind genug

23.06.2013 | Stand 02.12.2020, 23:59 Uhr
Ballverteiler: Alfredo Morales ist der neue Mann im Mittelfeld des FC Ingolstadt. −Foto: Jürgen Meyer

Ingolstadt (DK) Er hat noch kein offizielles Punktspiel für den FC Ingolstadt bestritten. Für einige Anhänger des FC Ingolstadt scheint das jedoch keine Rolle zu spielen, sie haben Alfredo Morales bereits zu ihrem Lieblingsspieler erkoren.

Antonia, die am Samstag beim Saisoneröffnungsfest ihren 15. Geburtstag feierte, hatte dementsprechend auch gleich einen besonderen Wunsch. Sie wollte an ihrem Ehrentag unbedingt mit dem Neuzugang von Hertha BSC Berlin fotografiert werden. Gleich auf der Bühne, noch während er den rund 350 Fans vorgestellt wurde, erfüllte Morales seiner blonden Anhängerin den Wunsch. Antonia wird ihren 15. Geburtstag wohl nicht so schnell vergessen.
 
Dabei ist es auf den ersten Blick gar nicht so selbstverständlich, dass sich Morales überhaupt für den FC Ingolstadt entschieden hat. Schließlich war der Mittelfeldspieler in der Vorsaison mit Hertha in die Bundesliga aufgestiegen und hatte sogar ein unterschriftsreifes Angebot des Hauptstadtklubs vorliegen. „Trainer Jos Luhukay und Manager Michael Preetz haben durchblicken lassen, dass ich in der kommenden Saison durchaus den einen oder anderen Etablierten verdrängen könnte“, erzählt Morales.

Der in Berlin geborene Sohn eines peruanischen Vaters und einer deutschen Mutter (aus Memmingen) entschied sich nach 13 Jahren bei der „Alten Dame“ aber dagegen. „Wenn du so lange in einem Verein bist, wirst du immer als der kleine Junge wahrgenommen“, sagt er. „Beim neuen Klub behandeln sie dich dagegen sofort wie einen Erwachsenen.“ Spätestens als dann auch noch der ehemalige Ingolstädter Andreas „Zecke“ Neuendorf meinte, der FC Ingolstadt sei „eine gute Sache“, war seine Entscheidung für den Wechsel gefallen.

Sein Nahziel mit den Schanzern liegt auf der Hand. Nach 20 Erst- und Zweitligaeinsätzen in drei Profijahren bei der Hertha hofft Morales in Ingolstadt natürlich auf mehr Spielzeit. Er ahnt, dass das auch in Ingolstadt nicht einfach wird. „Ich weiß, dass ich vielleicht nicht jedes Spiel spielen werde. Aber ich werde in der Vorbereitung Gas geben, um mich aufzudrängen.“ Seine Konkurrenten heißen bislang Pascal Groß und Roger, der Kampf dürfte spannend werden.

Bei den bisherigen Testspielen zeigte Morales, dass er aufgrund seiner guten Technik durchaus eine Alternative sein kann. „Er ist ein feiner Spieler, der auch wenn der Gegner eng an ihm dransteht noch einen sauberen Pass spielen kann“, nennt Trainer Marco Kurz einen seiner Vorzüge. Mit seinen 23 Jahren steht Morales zudem für den Verjüngungskurs des Klubs. „Ich kann ein Spiel lesen, habe eine gewisse Übersicht und bin sicher keiner, der die Bälle von hinten rauskloppt“, sagt Morales. Außerdem scheint er eine Bärenkondition zu haben. 13 Kilometer, so hat man in der vergangenen Saison bei der Hertha mal gemessen, ist Morales dort schon mal während eines Spieles gelaufen.

Kommt der Vater eines 15 Monate alten Sohnes (Emilio kommt mit Ehefrau Nadja im Juli ebenfalls nach Ingolstadt) unter Kurz tatsächlich häufiger zum Einsatz, könnte dies für Morales im Übrigen noch einen weiteren positiven Effekt haben. Im Januar feierte er nämlich sein Debüt in der US-amerikanischen Nationalmannschaft (0:0 gegen Kanada) und hofft jetzt natürlich auf weitere Einsätze im Team von Trainer Jürgen Klinsmann. „Zuletzt war ich bei den Spielen gegen Deutschland und Belgien nur auf Abruf nominiert“, erzählt Morales. „Es wäre ein Traum, wenn ich noch mal für die USA spielen dürfte. Aber dafür muss ich erst im Verein regelmäßig zum Einsatz kommen.“ Möglich also, dass der FC Ingolstadt zum Sprungbrett für seine internationale Karriere wird. Fan Antonia würde sich sicher auch darüber freuen.