Breitenfurt
13-jährige Lebensretterin

Bub ging im Freibad unter: Magdalena Wisgott war in Breitenfurt als Helferin zur Stelle

28.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr
Lebensretter im Breitenfurter Freibad: Magdalena Wisgott (rechts) hat am Samstag einen Siebenjährigen aus dem Wasser gezogen, nachdem sie von ihrer Freundin Believe alarmiert wurde. Bademeisterin Katja Hanke hat ihn reanimiert. Mittlerweile ist der Bub schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen. −Foto: Mayer

Breitenfurt (EK) Magdalena Wisgott ist noch nicht wirklich bewusst, was sie da gemacht hat. Aber Dollnsteins Bürgermeister Wolfgang Roßkopf lobt die 13-Jährige, streckt ihr Blumen entgegen.

Die Realschülerin steht am Beckenrand des Breitenfurter Freibads, wo sie vor genau einer Woche einem siebenjährigen Buben wohl das Leben gerettet hat: „Wohlig war’s mir nicht mehr.“

Und dann erzählt sie, was sich da abgespielt hat an jenem Samstagnachmittag, als die zwölfjährige Believe Iheaokye im Becken des Freibads das Kind entdeckt. Der Bub war – so berichtete es die Polizei – zusammen mit einem Schulfreund in einem abschüssigen Bereich, in dem er nicht mehr stehen konnte, untergegangen. Unsicherheit beschlich die Jugendliche aus Nigeria, die seit acht Monaten mit ihren Eltern in der Breitenfurter Asylunterkunft wohnt. Sie informierte ihre Freundin Magdalena, die nicht weit von ihr im Becken planschte. Was jetzt passierte, wird die Schülerin der Realschule Rebdorf zeitlebens nicht mehr vergessen: Sie erkannte geistesgegenwärtig die prekäre Situation. „Ich bin untergetaucht, habe den Buben unter den Achseln gepackt, hochgetaucht, sein Kinn gehalten und an den Rand geschwommen. Dann habe ich einen Mann gefragt, ob er mir kurz helfen könnte“, beschreibt Magdalena die Situation, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

„Solche Bürger in meiner Gemeinde zu haben erfüllt mich mit unheimlich viel Stolz und großer Freude.“

Wolfgang Roßkopf Bürgermeister

Ja, Magdalena hat das in den Übungsstunden beim Rettungsschwimmen der Breitenfurter Wasserwacht gelernt: „Wir haben jeden Montag Unterricht und da machen wir halt solche Griffe, wie man Menschen rettet und abschleppt.“ Jetzt hat sie ihr theoretisches Wissen in der Praxis anwenden müssen. Und das Mädchen wusste sofort, was sie zu tun hatte – die Abläufe haben sich durch das regelmäßige Training automatisiert. Das Ergebnis intensiver und fachlich kompetenter Ausbildung.

Doch der Junge war längst noch nicht gerettet. „Ich hatte das Gefühl, dass er komplett bewusstlos ist. Hätte ich seinen Kopf nicht mehr gehalten, wäre der völlig unkontrolliert hin- und hergependelt.“ Die Augen seien geschlossen gewesen, es war kein Atem mehr zu spüren, erinnert sich Magdalena. Sie hatte nur einen Gedanken im Kopf, nämlich, dass es der Siebenjährige schafft. „Mein Kopf war in diesem Moment leer.“

Auch Bademeisterin Katja Hanke reagierte: „Ich habe gesehen, dass der Junge aus dem Wasser gezogen wird.“ Sie eilte sofort hin, fühlte aber keinen Puls mehr. „Jetzt musste ich trotz aller Aufregung reagieren.“ Sie begann mit der Reanimation. Die ersten Versuche blieben erfolglos. Minute um Minute verging. Endlich, Karin Worsch, die zufällig vor Ort war, fühlte nach rund fünf Minuten wieder einen Puls. „Ansprechbar war der Junge noch nicht ganz, aber er hatte die Augen weit offen“, berichtet die ausgebildete Krankenpflegerin, sichtlich erleichtert, dass das Leben wieder da war. Reinhold Koderer kam mit hinzu und leistete ebenfalls wertvolle Hilfe. „Wir haben den Jungen über seine Schulter gelegt mit Kopf nach unten“, berichtet Karin Worsch. Mittlerweile waren die Dollnsteiner First Responder und der Notarzt eingetroffen, die die medizinische Weiterbehandlung übernahmen. Der Hubschrauber brachte den Buben schließlich nach Neuburg in die Kinderklinik. Die Mutter des Siebenjährigen bekam erst später mit, was passiert war, und geriet in Panik: Sie spielte während der Zeit mit den Geschwistern des Buben am Babybecken. Das Kriseninterventionsteam kam und kümmerte sich um sie, war aber auch für die Retter da – also die Mädchen und Bademeisterin Hanke.

„Mein Kopf war in diesem Moment leer.“

Magdalena Wisgott

Magdalena hat den Vorfall wirklich noch nicht verarbeitet. Sie ist sich noch nicht wirklich bewusst, was sie geleistet hat. Bürgermeister Wolfgang Roßkopf hat nicht nur für die 13-Jährige Blumen mitgebracht für ihre heldenhafte Rettungstat, sondern auch für ihre Freundin Believe. Roßkopf schwärmt in den höchsten Tönen von den beiden Mädchen, aber auch von einer sehr gut funktionierenden Rettungskette, angefangen vom Einsatz der First Responder bis hin zum Kriseninterventionsteam.

„Mein Dank gilt allen, die an der Rettung beteiligt waren“, sagt der Bürgermeister. Keine Gaffer habe es gegeben, kein Wegschauen: „Die Badegäste haben sich an den Wiederbelebungsmaßnahmen der Bademeisterin beteiligt und haben dazu geholfen.“ Er würdigt auch die Badeaufsicht, die die Reanimation vornahm. Dem Jungen geht es inzwischen wieder gut. Er ist aus dem Krankenhaus entlassen und am Mittwoch auch schon wieder in die Schule gegangen. Das freut nicht nur die Retter und seine Schulkameraden, sondern auch den Bürgermeister, der weiß, dass der Siebenjährige alles wohl ohne Folgen überstanden hat.

Auf Magdalena und Believe, die den Buben im Wasser entdeckt und die Rettungskette sozusagen in Gang gesetzt haben, werde sicher noch die ein oder andere Ehrung zukommen, da ist sich Roßkopf sicher. Aber er freut sich auch: „Solche Bürger in meiner Gemeinde zu haben erfüllt mich mit unheimlich viel Stolz und großer Freude.“