Bürgerantrag für Kulturreferat geplant

Eichstätter Initiative will Netzwerk knüpfen und zügig mit der Unterschriftensammlung starten

28.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr
Der Slogan „Achtung Kultur“ war bisher in Ingolstadt (links der dortige Initiativsprecher Werner Kapfer) bekannt. Jetzt hat sich in Eichstätt unter Federführung von Hubert Klotzeck (Mitte) eine gleichnamige Initiative gegründet, der unter anderem auch Markus Homeier und Tom Muhr angehören (von rechts). Den Netzwerkabend moderierte der BR-Wirtschaftsjournalist Stephan Lina (2. von links). −Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Der Ingolstädter Slogan „Achtung Kultur“ wird jetzt auch in Eichstätt zum Begriff. Hier formiert sich eine Initiative, die der Kultur in der Stadt zu mehr Wertschätzung und Beachtung verhelfen will und dazu konkrete Forderungen stellt.

„Kultur ist kein Luxus, den wir uns leisten oder auch streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere eigentliche innere Überlebensfähigkeit sichert.“ Mit diesem Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker eröffnete der BR-Wirtschaftsjournalist Stephan Lina als Moderator das Netzwerktreffen mit etwa 50 Eichstätter Kulturschaffenden am Donnerstagabend in der Katholischen Hochschulgemeinde. „Substanziell hat die Förderung von Kulturellem nicht weniger eine Pflichtaufgabe der öffentlichen Haushalte zu sein als zum Beispiel der Straßenbau“, heißt es in dem Weizsäcker-Zitat weiter. Kultur sei eben kein „nice to have“, betonte der Eichstätter Galerist und Fotograf Hubert P. Klotzeck im Namen seiner Mitstreiter, sondern ein wesentliches Merkmal der Lebensqualität einer Stadt und Region, die auch als Wirtschaftsfaktor von Bedeutung sei. Unterstützung bekommen die Eichstätter von der Ingolstädter Initiative, Klotzeck ist bekanntlich seit Kurzem Vorsitzender des dortigen Kulturvereins – die Kontakte sind also gut und die Wege kurz. Die Ingolstädter Initiative hatte sich aus den Folgen von „Dieselgate“ entwickelt, nachdem deutlich geworden war, dass Sponsorengelder und städtische Zuschüsse für manche Ingolstädter Kulturschaffende existenzbedrohend zusammengestrichen werden. Deren Sprecher, der Vorsitzende des Berufsverbands Bildender Künstler Oberbayern-Nord und Ingolstadt, Werner Kapfer, war am Donnerstagabend ebenfalls in Eichstätt zu Gast.

Die Initiativen Ingolstadt und Eichstätt wollen im Herbst mit einer Veranstaltungswoche zusammenarbeiten, deren Auftakt am 13. Oktober in Eichstätt sein wird: Der bekannte Philosoph, Künstler und Autor Sinan von Stietencron wird einen Salon-Workshop mit dem Titel „Werte in Philosophie und Kunst“ halten, in dem auch die Kunst als Wirtschaftsfaktor ein wesentlicher Aspekt sein wird.

Ein gutes Dutzend Eichstätter Kulturschaffender rund um Hubert Klotzeck arbeitet schon seit Monaten daran, eine Initiative auf die Beine zu stellen, die sich für eine höhere Wertschätzung und die Professionalisierung der städtischen Kulturarbeit einsetzt. Das ist ein Thema, das in Eichstätt seit Jahrzehnten immer wieder auf der Agenda steht und dadurch, dass der Stadtrat jüngst die bereits beschlossene Halbtagsstelle für die städtische Kulturarbeit aus finanziellen Gründungen im Zuge seines Haushaltsbeschlusses wieder gestrichen hatte, neue Brisanz bekommen hat. Der Rücktritt des städtischen ehrenamtlichen Kulturbeauftragten Günther Köppel am 17. Juli (wir berichteten) hat das Thema jetzt zusätzlich forciert.

„Wir sind kein Verein und wollen auch keiner werden“, erklärte Klotzeck. Die Initiative will nicht selbst als Veranstalter agieren. Vielmehr gehe es darum die Kulturschaffenden untereinander zu vernetzen, was derzeit mit der offenen gleichnamigen Facebook-Gruppe geschieht, und für eine professionelle Struktur der städtischen Kulturarbeit einzutreten. Dabei geben sie sich nicht mit jener halben hauptamtlichen Stelle zufrieden, die der Stadtrat bereits genehmigt und dann im Haushalt wieder gestrichen hat; denn die, so belegte Klotzeck, wäre mit den aktuellen Aufgaben schon ausgelastet. Die Stadt Eichstätt brauche vielmehr eine hauptamtliche Vollzeit-Kulturfachkraft, die mit einer Verwaltungskraft unterstützt werden müsse. Die Kulturschaffenden treten dabei nicht als Bittsteller auf. Sie formulieren derzeit einen Bürgerantrag an den Stadtrat, in dem drei Forderungen stehen sollen: ein hauptamtliches Vollzeit-Kulturreferat mit branchenüblicher Ausstattung, die Wiederbesetzung des zweiten Kulturbeauftragten im Stadtrat und Einblick in das städtische Organisationsgutachten. Die Unterschriftensammlung soll möglichst bald starten.

Außerdem soll der Kultur mit dem entsprechenden Logo (siehe Grafik) in der Stadt mehr Aufmerksamkeit verschafft werden, dazu sind eine Reihe von Aktionen in der Überlegung. Und die Kulturschaffenden erwägen durchaus, einer Anregung, die der Theatermacher Florian Schmidt äußerte, zu folgen und in einer Projektarbeit aufzuzeigen, wie die Stadt aussähe, wenn sie ein Jahr lang ihr Engagement aussetzen würden. Nach jetzigem Stand wird es zudem 2018 mangels finanzieller Ausstattung keine Kulturtage geben.