Neuburg
100 Stammzellenspender aus dem Landkreis

Potenzielle Lebensretter treffen sich in in Bertoldsheim – und machen Werbung für die DKMS

22.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr

Diese vier Stammzellenspender und Ansprechpartner Egon Schiele (links) stoßen darauf an, dass „ihre“ Patienten die Chance auf ein neues Leben bekommen haben: David Bircks, Csilla Bayer, Thomas Müller und Matthias Hudler sind vier von 100 DKMS-Stammzellspendern aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Schiele als Ansprechpartner der Bertoldsheimer Ortsaktion 2010 ist beeindruckt, dass unter den damals 219 Typisierten ebenfalls bereits vier Spender gefunden wurden. - Foto: oh

Neuburg (DK) 100 Stammzellenspender unter 8567 Typisierten alleine aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sind eine beeindruckende Zahl. Möglich geworden sind diese lebensrettenden Leistungen durch verschiedene Typisierungsaktionen.

So stammen zum Beispiel allein aus Rennertshofen und Bertoldsheim – aus den verschiedensten Aufrufen – neun Stammzellenspender. Vier davon trafen sich jetzt im Feuerwehrhaus Bertoldsheim und erzählten, wie es ihnen ergangen ist. Anlass für das Treffen war, dass aus der örtlichen Typisierungsaktion im Feuerwehrhaus Bertoldsheim vom 15. März 2009 unter 219 hilfsbereiten Menschen bereits jetzt vier davon Patienten die Chance auf ein neues Leben schenken konnten; zwei davon sind David Bircks (Spende 2013) und Thomas Müller (Spende 2014). Csilla Bayer (Spende 2010) ließ sich für Gabi Reitschuster am 1. Juli 2005 bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei aufnehmen und ist eine von mittlerweile zehn Stammzellspendern aus diesem Aufruf. Matthias Hudler (Spende 2012) ist einer von inzwischen 60 Stammzellspendern aus den jährlichen Typisierungsaktionen an der Ludwig-Bölkow-Berufsschule Donauwörth. So haben viele weitere Aufrufe dazu beigetragen, den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zu einem Gebiet voller Lebensspender zu machen.

An die große Glocke hängt keiner der Stammzellspender sein lebensrettendes Engagement. Sie haben alle eine ganz eigene Bescheidenheit. Darum freut sich Brigitte Lehenberger als ehrenamtliche Unterstützerin der DKMS, wenn immer wieder Spender bereit sind, an die Öffentlichkeit zu gehen, um das Thema ins Gespräch zu bringen und um zu zeigen: Das können andere auch.

Die Trefferquote ist unheimlich hoch. Unter 100 Typisierten kommt mindestens einer zur Stammzellspende, unter den jungen Leuten sogar zwei von 100. „Jeder von uns könnte der passende Spender für einen Patienten sein“, betont Lehenberger. Und hinter jedem Spender steht ein Patient mit seiner Familie, der ganz dringend auf die Nachricht wartet: „Wir haben einen passenden Spender für Sie, für Ihr Kind, für Ihre Frau.“ Alle Patienten hoffen, nicht zu den 18 Prozent zu gehören, für die derzeit noch kein passender genetischer Zwilling gefunden wurde, weil immer noch zu wenig Menschen in den weltweit vernetzten Dateien gespeichert sind.

Dabei ist die Stammzellspende auf jeden Fall machbar. „Das können Sie auch“, sagen auch die vier Spender am Tisch. Für deren Patienten war die periphere Stammzellspende die idealere. Bei dieser Methode werden die Stammzellen nach einer Stimulierung mit einem körperähnlichen Hormon aus dem Blut gefischt. Dabei können grippeähnliche Symptome auftreten. „Wir haben bei der Stimulierung so gut wie nichts gespürt“, resümieren die drei Jungs in der Runde. Für Csilla Bayer war die Spende anstrengender. „Bei mir gehen solche Sachen immer auf den Kreislauf, das hab ich schon gewusst. Aber ich hab es trotzdem gemacht, und freue mich, dass mein Patient, ein Rumäne, kurz nach der Stammzellübertragung seinen 50. Geburtstag feiern konnte.“ Alle vier würden wieder spenden, wenn sie jemandem helfen könnten. Für ihre Spende waren sie je nach Dringlichkeit in den Kliniken in Nürnberg, Dresden oder Frankfurt. Csilla Bayer unternahm mit ihrer Begleitung nach der Spende noch eine Stadtrundfahrt, während David Bircks weiter nach Berlin zu einem Arbeitsauftrag fuhr und Matthias Hudler am Abend noch einen Auftritt als Faschingsprinz absolvierte.

Es kommen auf den Spender auch keine Unkosten zu. Die Fahrt, die Begleitperson, das Hotel, der Arbeitsausfall – alles wird übernommen.

„Leider schaffen es noch nicht alle Patienten, ihre Krankheit mit Hilfe ihres Spenders zu bekämpfen“, so die Organisatoren. Während sich Csilla Bayer, David Bircks und Matthias Hudler freuen würden, ihre Patienten aus Rumänien, England und Amerika kennenzulernen, mischt sich bei Thomas Müller Wehmut ins Gespräch. Seine Patientin hat es leider nicht geschafft. „Trotzdem macht ihr diesen Familien das allergrößte Geschenk, das es überhaupt gibt, wenn jemand da ist, der in dieser scheinbar ausweglosen Situation die Chance auf ein neues Leben schenkt“, so Lehenberger.