Vohburg
"0,0 Probleme"

Der Helferkreis Vohburg bekommt für seine Arbeit viel Lob, sucht aber selbst Hilfe

04.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:41 Uhr

Vohburg (DK) Deutsch und Mathe unterrichten, Formulare ausfüllen, Arbeit suchen oder Mensch ärgere dich nicht spielen - der Helferkreis Vohburg engagiert sich in vielfältiger Weise für die Flüchtlinge. Doch die Hilfe stößt auch an Grenzen.

Der Helferkreis Vohburg hat kürzlich jede Menge Lob aus dem Rathaus bekommen. "Dank der Helfer haben wir 0,0 Probleme", sagte Bürgermeister Martin Schmid. Das freut die Ehrenamtlichen natürlich, doch ihr Engagement für die Flüchtlinge ist nicht einfach. Der Helferkreis stößt an seine Grenzen. Es gibt einen harten Kern von acht bis zehn Personen, der regelmäßig im Einsatz ist, sowie einige weitere Bürger, die gelegentlich dabei sind. Doch es könnte mehr sein, die Belastung für den inneren Kreis ist phasenweise hoch. "Wir benötigen mehr Unterstützung", sagt Erika Röder.

Wenn man nur auf die Zahlen blickt, hat sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr entspannt. Derzeit leben rund 80 Asylbewerber in Vohburg, rund 30 davon in dem eigens gebauten Gebäude im Mühlweg, der Rest verteilt in kleineren Einheiten, die meisten davon im Stadtgebiet. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, aus dem Iran, aus Nigeria und Somalia. Die Zahl mag sich verringert haben, aber die Aufgaben werden spezieller. "Wir wollen gezielt helfen", sagt Röder mit Blick auf das Engagement.

n Unterricht: Der Helferkreis hat in den Räumen der früheren Brauerei Amberger in der Donaustraße, die die Stadt bekanntlich gekauft hat, eine Art Treffpunkt eingerichtet. Dort findet Unterricht statt, vor allem in den Fächern Deutsch und Mathematik. Hier wird nach wie vor jemand gesucht, der unter anderem Lisa Bauer unterstützt, die Asylbewerber zu unterrichten. "Zwei Stunden die Woche reicht", sagt Werner Ludsteck.

n Verwaltung: Deutsche Bürokratie ist selbst für einen Einheimischen nicht immer leicht zu durchschauen, das Ausfüllen von Formularen eine Wissenschaft für sich. "Das ist ohne Hilfe nicht zu schaffen", sagt Luise Dietz. Auch hier begleitet der Helferkreis die Flüchtlinge. Dazu gehören auch Anwalttermine. Davon gibt es in letzter Zeit einige, denn die Asylanträge der rund 40 Menschen aus Afghanistan und Pakistan wurden allesamt abgelehnt. "Es ist schwierig, eine konkrete Bedrohung nachzuweisen", sagt Astrid van der Linde, die sich darum kümmert, und fügt hinzu: "Wenn man die Geschichten der Menschen kennt, weiß man: Die können nicht zurück." Hier laufen derzeit die Widersprüche, die letztlich vor Gericht verhandelt werden.

n Unterhaltung: Es hat sich gezeigt, dass Spiel, Sport und Spaß gute Methoden sind, die Flüchtlinge zu integrieren. Kathrin Sixt engagiert sich. "Der Sport ist eine perfekte Plattform, um die Flüchtlinge in das normale Leben zu integrieren", sagt sie. Und fügt gleich sowohl Lob als auch Tadel hinzu. Das Lob spendet sie den Vereinen in den Ortsteilen, allen voran Irsching, Rockolding oder auch Menning. Kritik gibt es dagegen für Vohburg. "Hier läuft es sehr zäh", sagt Sixt. Abgesehen vom Sport gibt es Spieleabende, es werden gemeinsam Möbel gebaut. So ist im Innenhof des Amberger-Anwesens eine aus Paletten gezimmerte Lounge entstanden. Es wird gemeinsam gekocht. Das Wichtigste für Sixt: "Es wird miteinander geredet." Dabei geht es um Deutschland, um die Kultur, um die Lebenspraxis. Das reicht von der angemessenen Kleidung bis hin zum richtigen Verhalten im Schwimmbad. "Das finde ich sehr wichtig", sagt Sixt.

n Arbeitsvermittlung: Werner Ludsteck ist immer noch baff erstaunt über die hohe Bereitschaft Vohburger Unternehmen, Flüchtlingen eine Chance zu geben. Dahinter steckt jede Menge Arbeit. Kontakte aufbauen, Telefonate führen, Termine bei der Arbeitsagentur vereinbaren und wahrnehmen, einige der jungen Männer besuchen die Berufsschule. Das größte Problem bei der Suche nach Arbeit ist laut Röder die "restriktive Asylpolitik". Selbst wenn die Flüchtlinge einen Ausbildungsvertrag haben, können sie jederzeit abgeschoben werden. "Sie leben in steter Ungewissheit", sagt Röder. Das macht es auch für die Arbeitgeber schwierig. Es gebe keine Sicherheit", erläutert Röder.

Dass es in Vohburg keine Probleme mit den Flüchtlingen gibt, bestätigt den Helferkreis in seiner Arbeit. "Sämtliche Befürchtungen über die Männer haben sich in Luft aufgelöst", meint Kathrin Sixt. Das ist ihr wichtig zu betonen. Es sei nichts passiert, sagt sie. Die Helfer führen das darauf zurück, dass die Flüchtlinge in einer überschaubaren Stadt wie Vohburg aufgefangen werden können, in einer Großstadt ist das ihrer Ansicht nach schwieriger.

Daran wollen die Helfer anknüpfen und suchen Unterstützung. Das reicht von einmal Kuchen backen bis hin zur regelmäßigen Hilfe bei Kursen - alles ist möglich. Gerade im Bereich Musik könnten sich die Ehrenamtlichen noch etwas vorstellen. Wer Interesse hat und sich informieren möchte, kann ganz einfach per E-Mail Kontakt aufnehmen unter: sprecher@helferkreis.de.