Eichstätt
Naturschutz kontra Lärm und Sicherheit

Bei Ortstermin im Hessental Variante einer Umgehungsstraße diskutiert – Großprojekt "Altmühlleiten"

14.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:59 Uhr

Bei einem Ortstermin im Hessental erläuterten Mitglieder von Pro-ISEK Oberbürgermeister Andreas Steppberger ihren favorisierten Verlauf einer Umgehungsstraße - Foto: gfs

Eichstätt (EK) Die Befürworter einer Umgehungsstraße für Eichstätt durch das Hessental lassen nicht locker.

Jetzt fand eine Begehung des Tals statt, bei dem Vertreter von Pro-ISEK Oberbürgermeister Andreas Steppberger ihre Variante einer möglichen Trasse vorstellten. Mit dabei waren auch einige Anwohner des Spindeltals und der Ingolstädter Straße. Wie Mathias Rammelmeier, der Vorsitzende des Vereins Pro-ISEK mitteilte, wollte man bei diesem Termin vor allem Gerüchten in der Bevölkerung entgegen wirken. „Wir wollen keine Umgehung durch das Figurenfeld, wie oft behauptet wird.“

Im Wesentlichen entspricht der Streckenverlauf, der dem Verein Pro-ISEK vorschwebt, dem Flurweg, der sich vom Parkplatz zwischen Eichstätt und Landershofen bis zum Häringhof schlängelt (siehe Skizze). Diese Trasse sei auch 1971 schon einmal angedacht gewesen, allerdings inklusive einer Untertunnelung des Figurenfelds. „Diesen Tunnel brauchen wir nicht, das Geld können wir einsparen“, meinte Rammelmeier bei der Begehung.

Die Trasse solle in der Nähe des Häringhofs an die Staatsstraße angebunden werden, ein Anschluss beim weiter entfernten Ziegelhof sei zu teuer. Insgesamt hätte die von Pro-ISEK vorgeschlagene Route eine Länge von etwa 3,5 Kilometern und sei damit kürzer als die von Baudirektor Konrad Putz vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt berechnete Variante. „Die eigentlichen Trockenrasenflächen werden durch diesen Bau nicht tangiert“, so Rammelmeier.

Insgesamt ist für Pro-ISEK die Stoßrichtung klar: „Die Frage darf nicht sein, ob man eine neue Straße baut, sondern wie man möglichst günstig unter Berücksichtigung der ökologischen Vorgaben baut“, erklärte der Vorsitzende von Pro-ISEK.

Und damit ist man neben den Kosten schon beim wohl brisantesten Punkt angelangt: Das Hessental ist Teil des Naturschutzgroßprojekts Altmühlleiten. Dessen wichtigstes Ziel ist es, die bestehenden Wacholderheiden zu erhalten sowie gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Projektleiterin Christina Fehrmann sagte gegenüber dem EICHSTÄTTER KURIER: „Die Projektziele dürfen durch konkurrierende Planungen nicht infrage gestellt werden.“ Der Projektträger arbeite darauf hin, „dass in den Kerngebieten keine Bebauung, keine Einrichtung von den Naturschutzzielen entgegenstehenden Anlagen sowie kein Neu- oder Ausbau von Straßen und Wegen sowie keine weiteren infrastrukturellen Ausbaumaßnahmen vorgenommen werden“. Die Faktenlage von Seiten des Naturschutzgroßprojekts scheint damit klar zu sein, doch Fehrmann gibt auch zu bedenken: „Zum aktuellen Zeitpunkt kann keine wirkliche Aussage getroffen werden, inwieweit der Neubau einer Straße durch das Hessental förderschädlich für das Naturschutzgroßprojekt Altmühlleiten wäre.“ Im Klartext geht es darum, ob bereits erhaltene Fördermittel im Falle eines Straßenbaus unter Umständen zurückbezahlt werden müssen.

Sobald Feinplanungen für den Neubau der Straße vorliegen, müsste, so Fehrmann, abgeklärt werden, ob und wenn ja inwieweit dieser Bau den Projekt- und Naturschutzzielen entgegenstehen würde.

Dass es sich beim Hessental um ein besonderes Kleinod der Natur handelt, wurde auch bei der Begehung deutlich, denn selbst bei Befürwortern der Umgehungsstraße kamen nostalgische Gefühle auf: „Ich bin die letzte, die das Hessental zerstören möchte. Das war früher unser Kinderspielplatz“, meinte eine Anwohnerin des Spindeltals.

OB Steppberger sagte nach der Begehung: „Ich bin dem Projekt gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen, habe aber Bedenken. Und die Argumente gegen die Trasse haben sich auch durch diese Flurbegehung nicht ausräumen lassen.“ Man brauche nun eine Grundsatzentscheidung im Stadtrat, ob man dieses Projekt überhaupt weiterverfolgen wolle.

Nun liegt es am Stadtrat, sich zwischen Naturschutz auf der einen und dem Lärmschutz und der Sicherheit der Bürger im Spindeltal auf der anderen Seite zu entscheiden – oder man findet doch noch ein für alle Beteiligen goldene dritte Lösung.