Jo Jasper und Sigi Hoga im Bunker
Resilienz und Philosophie auf Fränkisch

05.05.2024 | Stand 05.05.2024, 11:08 Uhr

Der aus Hilpoltstein stammende Musiker Jo Jasper (links) hat sich als Unterstützung Gitarrist Sigi Hoga mitgebracht. Foto: Seidl

Eigentlich war es einer dieser ersten Abende, an denen man schon mal den Grill anwirft und es sich draußen gemütlich macht. Und einer dieser Abende, an denen einige Veranstaltungen parallel stattfinden. Aber wenn als Alternative Jo Jasper und Sigi Hoga auf dem Programm stehen, dann bleibt der Grill kalt und man muss in den Bunker nach Thalmässing. Das taten so viele, dass der Bunker voll besetzt war. Bereits zum dritten Mal gastierte hier Jo Jasper mit seinen „feinfränkischen“ Liedern um das Publikum mit seiner Franken-Poesie zu erfreuen.

So stieg er gleich ein mit seinem Titel „Leem im Fluß“. Jasper lud die Zuhörer ein, sich neben ihn an den Fluss zu setzen und beim Hineinblicken das eigene Leben zu reflektieren. Mit dem Stück „Dräna“ traf Jo Jasper natürlich einen Nerv in Mittelfranken, weil es ja sowohl das Wort für Tränen als auch für den Trainer wiedergeben kann und der Zusammenhang auf der Hand liegt. „Dräna, wäi sulln mern heid schbülln?“

Jo Jasper ist ein ausgezeichneter Pianist, der mit seinem mühelos vorgetragenen Spiel seine Lieder ergänzt. Und auch als Sänger hat er mit seinem riesigen Tonumfang einiges zu bieten.

Mit seinem hintergründigen Humor erreichte Jo Jasper sein Publikum mühelos. Aber er kann auch ernst. Etwa wenn er in dem Stück „Verlusd“ von seinem Freund Jörg singt. Aber Jo Jasper bleibt nicht bei der Trauer stehen, sie ist bei ihm immer gepaart mit tiefer Dankbarkeit. In „Diefseedaucher“ beschreibt Jo Jasper das, was er eigentlich die ganze Zeit über tut: Er gräbt ganz tief in den Seelen der Menschen und macht dabei manche Entdeckung: „Des findsd an der Oberflächn nie und nimmä“.

Bekannte Lieder und eigene Kompositionen

Zwischendurch streut er immer wieder bekannte Lieder ein, lässt sein Publikum mitsingen und improvisiert dann fränkische Texte dazu. „Ich bin schon gespannt, was er diesmal dazu textet“, meint der zweite Mann an der Gitarre an diesem Abend, Sigi Hoga, als sie gemeinsam „My Bonny is over the ocean“, anstimmen. Und es ist kaum zu glauben, wie das Publikum mitgeht, teilweise sogar mehrstimmig singt.

An seiner Seite hat Jo Jasper den Gitarristen Sigi Hoga, der, wie er selbst, aus Hilpoltstein stammt. Hoga beeindruckt mit seinem Spiel, das – oft im Hintergrund – die Lieder unterstreicht. Seine wunderbaren Fills untermalen die Stücke nicht, sie vertiefen sie. Und wenn es passt, dann zeigt er auch, was er noch alles kann. Als die beiden den Klassiker „Whiskey in the Jar“ darbieten, da kann Sigi Hoga dem Thin Lizzy Gitarristen Eric Bell locker das Wasser reichen.

Vom Vater zum Vater unser im Himmel

Richtig berührend wird es in dem Stück „Vadder“, in dem es um den Tod von Jo Jaspers Vater geht. „Vadder, ich deng ofd an dich“, wie der Autor am Totenbett des Vaters stand und realisierte, dass dieser „fir immer nimmer dou“ sein wird. Jasper versteht in diesem Stück auch zu irritieren. Ging es eben noch um Jaspers verstorbenen Vater, lässt der Musiker geschickt ein „Vadder unser im Himmel“ einfließen und bewegt sich jetzt auf ganz neuen Pfaden. Oder vielleicht doch nicht? Jo Jasper zeigt sich so authentisch, dass man ihm auch das abnimmt.

Nachdem sich Jo Jasper überschwänglich für den Abend bedankt, fast so, als hätte er etwas bekommen, verlangt das Publikum im Thalmässinger Kulturzentrum Bunker noch einige Zugaben. Am Ende summt die ganze Zuhörerschaft „Amazing Grace“.

HK