Allgäuer Meisterschmiede
Das letzte Audi-Team Abt träumt vom Titel in 25. Saison in der DTM – doch die Bedingungen werden immer schwieriger

27.04.2024 | Stand 27.04.2024, 5:00 Uhr

25 Jahre Rennspektakel: 2000 startete Abt mit dem TT-R erstmals in der DTM. Foto: Imago Images

Abt-Sportsline feiert Jubiläum: Das Motorsportteam aus Kempten geht in der DTM in seine 25. Saison. Zusammen mit Audi prägte Abt in der Rennserie eine Ära – und erlebte eine unvergleichliche Erfolgsstory.

Der Plan schien völlig zum Scheitern verurteilt. Nur 100 Tage vor dem ersten Rennen erhielt Hans-Jürgen Abt am 31. Januar 2000 das Okay für die neue DTM-Saison. Und während die Werksteams Opel und Mercedes bereits ihre Autos für den Neustart der Rennserie testeten, fing Abt Sportsline als Privatteam gerade erst an, den Audi-TT-Prototypen zu entwickeln. Während der Saison fuhren die Abt-Piloten um Laurent Aïello gnadenlos hinterher, erst am drittletzten Rennwochenende holte das Kemptener Team in Oschersleben die ersten Punkte – nachdem das halbe Starterfeld ausgefallen war.

25 Jahre später startet Abt Sportsline an diesem Wochenende zum Auftakt der neuen DTM-Saison (Samstag und Sonntag, jeweils 13 Uhr/ ProSieben) erneut auf der Rennstrecke bei Magdeburg und blickt trotz des Harakiri-Beginns auf eine unvergleichliche Erfolgsstory in der DTM zurück: Fünf Fahrermeisterschaften, fünf Teamtitel, 75 Siege, 251 Podien, 89 Pole Positions und 66 schnellste Rennrunden sammelte das Team in bislang 317 Rennen. Abt hat die Rennserie geprägt, und das durchgehend mit Audi an seiner Seite – vom einstigen TT über die Class-1-Prototypen bis hin zur GT3-Ära.

Die Erfolgsstory beginnt



Die Allgäuer machten den Entwicklungsrückstand nach ihrem Einstieg im Jahr 2000 schnell wett. Den ersten Sieg für das Team feierte Aïello schon im zweiten Rennen 2001 auf dem Nürburgring. Ein Jahr später entschied der Franzose nach einem spannenden Duell mit Mercedes-Ikone Bernd Schneider die Meisterschaft – und Abt setzte sich sensationell gegen die Werksteams durch. 2004 wurde auch der Kemptener Rennstall nach dem Einstieg von Audi in die DTM zum Werksteam – und war nicht mehr zu stoppen: Mit dem neuen A4 holte Mattias Ekström nicht nur den Fahrertitel, sondern zusammen mit Martin Tomczyk auch die erste Teammeisterschaft für die Kemptener. 2007 wiederholte das Duo seinen Erfolg, ehe Timo Scheider mit den Titeln 2008 und 2009 den Hattrick des Rennstalls vollendete – ein Novum in der DTM. 2011 bescherten Ekström und Mike Rockenfeller Abt Teamtitel Nummer drei, ehe 2016 und 2020 mit dem RS5 zwei weitere hinzukamen.

Hans-Jürgen Abt träumt vom Meistertitel



„Wir hatten 2000 den unternehmerischen Mut, als kleines Privatteam in die DTM einzusteigen“, sagt Geschäftsführer Hans-Jürgen Abt. „Nun sind wir schon 25 Jahre dabei und das erfolgreichste aktive DTM-Team.“ Und die Erfolgsstory soll längst nicht beendet seit: „Für unsere Jubiläumssaison kann es nur ein Ziel geben: den Meistertitel“, sagt Abt.

Am Steuer der beiden Audi R8 LMS GT3 Evo II sitzen auch in der Saison 2024 der Schweizer Ricardo Feller und Kelvin van der Linde aus Südafrika. Van der Linde ist bereits in seiner vierten Saison für Abt Sportsline im Einsatz und fuhr in der vergangenen Saison in Spielberg den 75. Abt-Sieg in der DTM ein. Feller ist seit 2022 Teil des Teams und kämpfte im vergangenen Jahr lange um die Meisterschaft. Am Ende wurde es Platz drei in der Fahrerwertung, in der Teamwertung erreichte Abt ebenfalls Rang drei. In der neuen Saison will sich Feller nun den Traum von der Meisterschaft erfüllen. „Der Titel muss her“, sagt der 23-Jährige. „Der gehört einfach zurück nach Kempten, der letzte ist schon viel zu lange her.“

Audi bietet nur noch Basisbetreuung



Doch die Voraussetzungen werden für Abt, dem letzten verbliebenen Audi-Team in der DTM, immer schwieriger. Seit 2021 fährt der Rennstall wieder als Privatteam in der DTM, nachdem Audi vor Beginn der GT3-Ära sein Werksengagement in der Rennserie gestoppt hatte. Inzwischen haben die Ingolstädter ihr Kundensportprogramm komplett eingestellt und bieten Privatteams wie Abt nur noch eine Basisbetreuung an. Seit April werden keine Boliden aus Neuburger Manufaktur mehr für den Kundensport gebaut, nur der technische Support und der Ersatzteilservice werden noch acht Jahre aufrechterhalten. Der volle Fokus gilt nun der Formel 1 – mit gewaltigen Konsequenzen für Abt.

Ohne Updates wird der R8 LMS GT3, der bereits seit 2016 in Rennserien eingesetzt wird, bald nicht mehr konkurrenzfähig sein. Zudem bieten andere Hersteller ihren Teams finanzielle Unterstützung – bei einem Saisonbudget von 1,5 Millionen Euro pro Auto für ein Privatteam eigentlich unabdingbar. Und so wird die 25 Jahre lange Erfolgskombination Abt Sportsline und Audi in der DTM wohl bald zu Ende gehen.

DK