Triathlon
Challenge Roth 2024: Felix Walchshöfer im Interview über Veränderungen, Kritik, Rekorde und Kai Pflaume

29.11.2023 | Stand 29.11.2023, 8:00 Uhr

Top-Athleten, wie hier die Schweizerin Daniela Ryf und beste Stimmung: Der Challenge Roth bleibt attraktiv. Foto: imago images (2)

„Never change a running system“, zu deutsch: Verändere niemals ein funktionierendes System. Dieses Prinzip wird gerade im Profisport oft bemüht. Der Challenge Roth boomt, das Event ist nun erwiesen so bekannt wie nie zuvor – und doch wagt sich Geschäftsführer Felix Walchshöfer nach vorne, gab unlängst Änderungen für das Event 2024 bekannt. Welche das sind, was er Kritikern entgegnet und warum eine kleine Hoffnung besteht, dass Kai Pflaume am Solarer Berg auftaucht, verrät Walchshöfer im Interview.

Herr Walchshöfer, Sie haben Veränderungen am Challenge 2024 bekanntgegeben. Unter anderem gibt es keine weiteren Startplätze bei der Nikolaus-Aktion, also ein reduziertes Teilnehmerfeld. Wie kommt es dazu?
Felix Walchshöfer: Im Anschluss an den Challenge 2023 haben wir uns anhand der Qualitätsbefragungen Gedanken gemacht. Eine Folge war, das Starterfeld etwas verkleinern zu wollen. Damit das geht, vergeben wir die etwa 300 Startplätze, die es sonst bei der Nikolaus-Aktion gegeben hat, nicht. Das geht einher mit weiteren Verbesserungen.

Kleinere, dafür mehr Startgruppen zum Beispiel…
Walchshöfer: Genau. Wir haben uns die Einteilung und die Größe der Startgruppen angeschaut, viele Simulationen und Berechnungen drüber laufen lassen. Wir werden 2024 mehr Startgruppen in kleineren Größen haben. So haben wir eine zusätzliche Entzerrung auf der Strecke.

Eine weitere Änderung: Die Frauenstartblöcke werden aufgelöst. Wie kommt es dazu?
Walchshöfer: Auch das haben wir analysiert. In der Mitte des Feldes waren zuletzt ganz viele Frauen, die eigentlich schneller gewesen wären. Es waren aber auch welche dabei, die langsamer waren, was für Gedränge gesorgt hat. Insgesamt versprechen wir uns durch die Anpassungen wesentliche Verbesserungen. Unsere Hochrechnungen sagen, dass die Dichte an manchen Stellen der Strecke um bis zu 25 Prozent abnimmt, weil sich das Feld besser verteilt. Das macht das Rennen noch sicherer.

Gerade an der Abschaffung der Frauenstartblöcke gab es Kritik. Die bekannte Triathletin Stefanie Meigl meldete sich zu Wort. Sie befürchtet, dass es dadurch weniger Starterinnen gibt. Befürchten Sie das auch?
Walchshöfer: Nein. Es gibt viele, die sagen: „Hey, es wird immer von Gleichberechtigung gesprochen, aber wir werden in Frauenstartgruppen eingeteilt.“ Die meisten wollen mit den Männern nach erwarteter Finisher-Zeit starten, also gleichberechtigt werden, so wie es jetzt auch geschieht.

Auf der einen Seite gibt es Lob für die Maßnahmen, auf der anderen Seite Kritik. Wie schwierig ist es für Sie, die Balance zu finden?
Walchshöfer: Das ist immer schwierig. Ein Beispiel: Bei der Entscheidung, keine zusätzlichen Startplätze anzubieten, gehen uns ja auch Einnahmen verloren. Wenn wir aber glaubhaft Sicherheit und Qualität erhöhen wollen, geht es nur mit solchen Maßnahmen.

Für eine höhere Qualität soll künftig auch das RaceRanger-System sorgen, eine technische Lösung, um die Windschattenregel zu überwachen. Was führte zur Entscheidung?
Walchshöfer: Bei großen Wettkämpfen wurde das System zuletzt völlig problemlos angewendet. Wir haben jetzt einen Dreijahresvertrag vereinbart und werden alle Top-Athleten und Top-Athletinnen damit ausstatten. Auch, um damit die Wettkampfrichter zu unterstützen. Da gibt es ebenfalls eine Neuerung: Die Zahl der Wettkampfrichter wird nämlich verdoppelt.

Wo nehmen Sie die ganzen Offiziellen her?
Walchshöfer: Wir haben viele Gespräche mit dem Bayerischen Triathlon Verband geführt. Laut dem BTV ist das gar kein Problem. Wir planen mit 60 auf dem Motorrad, 80 insgesamt. Es kann auch sein, dass über den Landesverband hinausgegangen werden muss und dass Kampfrichter aus Baden-Württemberg, Hessen und anderen Verbänden verpflichtet werden.
Manche hätten sich eine andere Anpassung gewünscht: Nämlich für mehr Entspannung auf der Strecke die Staffelstartplätze zu reduzieren.
Walchshöfer: Das war natürlich keine Option. Die Staffel ist für uns ein ganz wichtiges Instrument. Sie führt neue Triathleten und Triathletinnen an den Sport heran, hat auch eine besondere Bedeutung für den Nachwuchs. Außerdem: Wenn man die Staffel einfach weglässt, muss man auch die Preise anheben. Und, so ehrlich muss man sein, das ist dann auch nicht gewünscht.

Apropos Geld. Es gab erfreuliche Statistiken: Die Reichweite konnte auf 324 Millionen Menschen verdoppelt werden. Der Challenge Roth also so bekannt wie nie, oder?
Walchshöfer: Ja, das kann man so sagen.

Der PR-Wert liegt erstmals über 100 Millionen Euro. Wo kann diese Reise noch hingehen? Wie lautet das Ziel?
Walchshöfer: Da gibt es kein gestecktes Ziel. Was uns dieses Jahr unheimlich in die Karten gespielt hat: Die Auflösung der Ironman-WM auf Hawaii. Die Frauen starten noch dort, die Männer in Nizza. Das heißt: Roth war im Triathlon das einzige Rennen der Saison, das die weltbesten Athletinnen und Athleten an einem Tag, an einem Ort vereint. Was sich außerdem positiv ausgewirkt hat: Wir hatten einen Zuschauerrekord, eine Weltbestzeit bei den Frauen und eine bei den Männern. Wir versuchen natürlich immer, unsere Zahlen zu steigern. Aber für uns stehen die Qualität und die Langfristigkeit im Vordergrund.

Die große Bühne bietet auch das Fernsehen. Läuft die Challenge 2024 im TV?
Walchshöfer: Ja, der Bayerische Rundfunk wird übertragen.

Und ist dann Kai Pflaume zu sehen? Via Instagram wurde er quasi eingeladen, in Roth vorbeizuschauen…
Walchshöfer: Es war so: Kai Pflaume hat sich vom New York-Marathon gemeldet und gesagt, er glaubt, die Stimmung sei dort so ähnlich wie am Solarer Berg. Daraufhin haben wir uns dann erlaubt zu sagen: Lieber Kai, wie wäre es, schau‘ dir den Solarer Berg aus der Nähe an. Vielleicht sieht man ihn ja mal in einer Staffel. Wir werden auf jeden Fall unser Bestes geben (schmunzelt).