Glaubensbote, Missionar und Reformer
Der heilige Bonifatius ist der Apostel Deutschlands

05.06.2023 | Stand 15.09.2023, 0:48 Uhr
Hans Hammer

Bonifatius als Bischof. In den Händen hält er ein Kreuz und ein von einem Dolch durchbohrtes Messbuch. Foto: Archiv Hammer

Der heilige Bonifatius war nicht nur durch sein geistliches, organisatorisches und von Reformationen geprägtes Wirken eine hervorragende Persönlichkeit. Die Untersuchung seiner Gebeine hat ergeben, dass er mit einer Körpergröße von rund 1,90 Metern ein für die damalige Zeit schon rein äußerlich sehr auffälliger Mann war. Diesen Eindruck verstärkte er mit seinen mit Wortgewalt vorgetragenen Predigten.

Die heiligen Geschwister Walburga, Willibald und Wunibald gehörten zur Verwandtschaft des Bonifatius, die ihm in die Missionsarbeit auf dem Kontinent folgten. Bonifatius wurde um 673 als Sohn einer vornehmen adeligen angelsächsischen Familie in Crediton im damaligen Königtum Wessex im Südwesten Englands geboren und auf den Namen Wynfreth getauft. Dieser Name stammt aus dem althochdeutschen und bedeutet „Freund des Friedens“.

Wynfreth wurde im Benediktinerkloster Exeter erzogen und unterrichtet. Dann kam er in das Kloster Nhutscelle, dem heutigen Nursling bei Southampton, wo er das Gelübde als Mönch der Benediktiner ablegte. Hier wurde er auch mit 30 Jahren zum Priester geweiht.

Die Bindung der englischen Kirche an Rom, die strenge Mönchszucht und tiefe Bibelfrömmigkeit formten Wynfreth. 716 begann er seine Missionstätigkeit in Friesland, kehrte aber schon Ende dieses Jahres erfolglos in sein Kloster zurück, wo er zum Abt geweiht wurde.

718 gab Wynfreth die Position als Abt auf und verließ England für immer. In Rom erhielt er 719 von Papst Gregor II. den Auftrag, den „ungläubigen Völkern das Geheimnis des Glaubens bekannt zu machen“. Unter dem vom Papst gegebenen Namen Bonifatius begann er erneut mit seiner Missionstätigkeit. Dieser Name ist lateinischen Ursprungs und bedeutet „der Wohltäter“.

Bonifatius zog über zwölf Jahre lang durch die Gebiete im heutigen Hessen, Thüringen und Bayern. Er gründete dabei viele Niederlassungen und Klöster. Es ist davon auszugehen, dass er mit der Fällung der Donar-Eiche den zum Christentum konvertierten und neu getauften Christen ein Zeichen der Ohnmacht der alten Götter setzen wollte. Der Kriegsgott Donar/Thor war wohl einer der wichtigsten der germanischen Götter.

Nach der Bewältigung vieler organisatorischer Aufgaben gründete er viele Klöster und ordnete durch die Errichtung der Bistümer Salzburg, Regensburg und Passau die Kirche Bayerns. Weiter gründete er die Bistümer Würzburg, Bürabug (beim heutigen Fritzlar-Ungedanken) und Erfurt. 742 erhielt Bonifatius die Würde des Missionserzbischofs und wurde von Papst Zacharias zum päpstlichen Legaten des gesamten Frankenreiches ernannt. 744 gründete er sein Lieblingskloster Fulda. Zuletzt wurde er 746 Bischof in Mainz.

754 unternahm Bonifatius nochmals eine Missionsreise nach Friesland. Auf dem Weg zu einer Firmung friesischer Christen wurde er am 5. Juni 754 oder 755 zusammen mit seinen Begleitern bei Dokkum in Westfriesland von beutegierigen Heiden erschlagen. Seinen Leichnam brachte man zunächst nach Mainz, überführte ihn jedoch später seinem Wunsch entsprechend nach Fulda.

Bonifatius war einer der bekanntesten Missionare und der wichtigste Kirchenreformer im damaligen Frankenreich. Die Verehrung als Märtyrer setzte bereits unmittelbar nach seiner Ermordung ein. Aufgrund seiner umfangreichen Missionstätigkeit im damals noch überwiegend heidnischen Germanien wird er seit dem 16. Jahrhundert von der katholischen Kirche als „Apostel der Deutschen“ verehrt. Papst Pius IX. genehmigte 1855 die Verehrung von Bonifatius.

Der heilige Bonifatius wird meistens als Bischof dargestellt mit den bischöflichen Insignien Stab und Mitra, oft wie er einen Baum umschlägt, mit Axt oder Beil, mit Messbuch und Schwert oder einem von einem Dolch durchbohrten Messbuch. Er ist der Patron der Bierbrauer, Feilenmacher und Schneider.