Eines der besten Eishockeyteams
Damen Pokalsieger, Männer Vizemeister: ERC-Party auf dem Rathausplatz

29.04.2023 | Stand 16.09.2023, 22:53 Uhr

Letztes ERC-Mannschaftsfoto der Saison: Im Hintergrund jubeln am Samstagnachmittag rund 4000 Fans dem Deutschen Vizemeister zu. Fotos: Eberl

Vielleicht waren es für eingefleischte ERC-Fans die schönsten Stunden der Saison: die Feier auf dem Rathausplatz. Die Damen holten den Deutschen Eishockey-Pokal, die Männer wurden Vizemeister. Alle Spielerinnen und Spieler waren da.



Auf die Ehrungen im historischen Rathaussaal folgte das Bad vor – gefühlt in – der Menge. Am Ende 4000 ERC-Anhänger harrten aus, um ihre Helden aus der Nähe zu sehen. Als die Eishackler gegen 14.30 Uhr endlich auf die Bühne kamen, brandeten Jubelgesänge auf, es wurden Fahnen geschwenkt. Wer dabei keine Gänsehaut und keine Lust auf das erste Spiel der kommenden Saison bekam, war definitiv fehl am Platz.

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Organisiert hatte die Stadt den Jubel-Nachmittag sehr gut, mit vielen Eingängen und genügend Platz (eingezäunt) für so viele Zuschauer. Gebärden-Dolmetscherin Ronja Tag war zur Freude einiger strahlender ERC-Fans im Einsatz, es gab zum Trinken und zum Essen. Und die Polizei konstatierte am Ende: „Keine Vorkommnisse.“

„Das habt Ihr Euch verdient“

Einer der ältesten Fans war Marcus Gyula. Der 88-Jährige sitzt im Rollstuhl und verfolgte das Geschehen von der Tribüne für Rollis. Seine Tochter, Szuszanna Wagner begleitete ihn: „Mein Papa ist seit 40 Jahren ERC-Fan, er hat schon im alten Jahnstadion jedes Spiel gesehen.“ An seinem Rollstuhl war ein Schal befestigt. „Das machen mir die Pflegerinnen im Elisa-Seniorenheim immer an meinen Rollstuhl, weil sie wissen, dass ich ERC-Fan bin.“ Seine Tochter erzählte, ihr Vater hätte gestrahlt, als er auf den Rathausplatz gekommen ist.

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OB Christian Scharpf gratulierte zuerst den Damen: „Vor einem Jahr wart Ihr als frischgebackener Deutscher Meister hier, heute werdet Ihr für den Pokalsieg ausgezeichnet.“ Für die Sportlerinnen gab es die Goldene Sportmedaille der Stadt und einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. „Das habt Ihr Euch verdient“, sagt der OB. Er lobte die Damen, die als Amateurinnen viermal pro Woche trainieren, auf eigene Kosten anreisen, und nebenher noch einen Job hätten oder in die Schule gingen. „Ihr spielt auf höchstem Niveau, mit Spaß und Leidenschaft. Ihr seid Vorbilder für sportlich ambitionierte Frauen und Mädchen.“ ERC-Präsident Peter Kössler bat die Stadt und die Stadttöchter inständig, das Eishockey auch weiterhin zu unterstützen.

Nikita und sein Bruder Ivan waren auch da. Sie stammen aus der Ukraine, sind seit einem Jahr hier. In gutem Deutsch erzählt Nikita, der zur Schule geht, dass er Eishockey-Fan ist und gerne ins Stadion geht. Ivan ist noch zu klein für die Saturn-Arena. Aber die Feier hat auch ihm gut gefallen.

„Besser als die Meister-Party 2014“

Oma und Opa von Fabio Wagner waren – wie immer – dabei, wenn in Ingolstadt etwas in Sachen Eishockey passiert: „Wir sind auch bei allen Spielen dabei“, sagte Oma Rita Wagner. Ihr Sohn bestätigt: „Na freilich sind wir dabei, wenn Fabio spielt“, betonte Bernd Wagner, Vater von Fabio. Er sagte auch, dass die Feier an diesem Samstag deutlich besser war als die nach dem Meistertitel 2014.

Die Mannschaft kam zur Belobigung durch den OB in den Rathaussaal komplett in Lederhose. Einer kam mit Krücken, einer mit Knieorthese, drei mit Tirolerhut und einer mit Kind. Scharpf attestierte der Mannschaft, sie sei vor allem mental sehr stark, und wie die Damen auch ein Aushängeschild für die Stadt. „Wir sind stolz auf eines der besten Eishockeyteams Deutschlands.“ Als die Männer dann auf die Bühne kommen, bricht ein Orkan los. Wenn Eishockey-Fans singen, können andere Fans einpacken.

Auf dem Rathausplatz feierten die Fans bei bestem Wetter die live vor das Rathaus übertragenen Bilder aus dem historischen Rathaussaal. Die große Eishockey-Familie jubelte bei jedem Namen. ERC-Geschäftsführer Claus Liedy sprach von der besten Hauptrunde ever in der Geschichte des Vereins, die vor der Saison wegen des Umbruchs nicht zu erwarten war. Beim Blick auf den „schönen Marktplatz“ (Liedy) sagt er: „Danke, dass Sie uns eine so großartige Bühne gegeben haben.“ Auch Kapitän Fabio Wagner empfand es als „schöne Wertschätzung“, dass der ERC auf dem Rathausplatz so gefeiert werden konnte.

Eine Kappe für Enkel Henry

Stadionsprecher Johannes Langer führte cool durchs Programm und stellte die richtigen Fragen zur richtigen Zeit. Am Merchandising-Stand des ERC gingen vor allem Schals und Trikots. Der sechsjährige Henry Koppermann aus Ingolstadt war mit seiner Oma Berta Kuster da – und bekam eine ERC-Kappe. „Ich war auch schon in der Saturn-Arena.“ Nachmittags- oder Abendspiel? „Das weiß ich nicht mehr.“ Zum Abschluss gab es Autogramme. Reichlich. Die Fans, vor allem die Kleinen, waren begeistert. Mancher hatte vielleicht nur darauf gewartet.

„Ich hoffe, wir haben mit der vergangenen Saison neue Fans gewonnen, die ins Stadion kommen“, betonte Fabio Wagner. 4000 Menschen freuen sich auf jeden Fall auf die kommende Saison. Aber zuerst läuft die Eishockey-WM.