Ingolstadt
"Muss mich überraschen lassen"

Vorjahressieger Lukasz Wojt bremst Erwartungen für Triathlon Ingolstadt am Sonntag

08.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:16 Uhr
Souveräner Sieger: Lukasz Wojt triumphierte im vergangenen Jahr mit einer Zeit von 3:44:43 Stunden über die Mitteldistanz beim Ingolstädter Triathlon und verwies Lokalmatador Sebastian Mahr um mehr als zehn Minuten auf den zweiten Platz. −Foto: Foto: Rimmelspacher

Ingolstadt (DK) Mit mehr als zehn Minuten Vorsprung gewann Lukasz Wojt im vergangenen Jahr beim Triathlon Ingolstadt über die Mitteldistanz (1,9 km Schwimmen, 86,3 km Radfahren, 20,2 km Laufen).

Auch bei seinem zweiten Start in der Schanz an diesem Sonntag (ab 8 Uhr) zählt der 36 Jahre alte Deutsch-Pole zu den Sieganwärtern. Mit einem erneuten Triumph könnte der Frankfurter in die Fußstapfen von Ausnahmesportler Jan Frodeno treten, nachdem über die Mitteldistanz die Deutschen Meister ermittelt werden. Im Gespräch mit unserer Zeitung bremst Wojt allerdings die Erwartungen - und lobt die Veranstaltung in Ingolstadt in den höchsten Tönen.

Herr Wojt, haben Sie sich schon erkundigt, wo Sie in Ingolstadt das beste Eis herbekommen?

Lukasz Wojt: (lacht) Noch nicht. Aber da einige Teamkollegen aus Würzburg (vom Team Pewag Racing, d. Red. ) dabei sind, werden wir am Samstagabend irgendwo essen gehen - und da sollte sich auch eine Eisdiele finden lassen.

Sie wissen, worauf ich anspiele: Sie sagten einmal, dass Sie sich vor jedem Rennen eine Kugel Eis gönnen. Wie lief bislang die Vorbereitung auf den Ingolstädter Triathlon?

Wojt: Der Fokus liegt in diesem Jahr auf dem Ironman in Klagenfurt Anfang Juli. Deshalb muss ich mal schauen, wie viel Sprit ich für das Rennen in Ingolstadt im Tank habe. Die Trainingsumfänge waren zuletzt schon ganz andere als noch im vergangenen Jahr.

Da haben Sie souverän gewonnen. Die Titelverteidigung ist trotz der Konzentration auf Klagenfurt aber Ihr Ziel, oder?

Wojt: Ich sag' mal so: Ich habe im Training schon gemerkt, dass ich längere Strecken schneller laufen kann. Letztlich muss ich mich aber selbst überraschen lassen, was möglich ist. Man kann im Vorfeld nie so genau sagen, wie der Körper im Wettkampf unter voller Belastung reagiert. Und es sind ja auch ein paar schnelle Jungs am Start.

Wen meinen Sie damit? Mit welchen Konkurrenten rechnen Sie?

Wojt: Frederic Funk beispielsweise hat zuletzt ein starkes Rennen in Italien absolviert (dritter Platz bei der Challenge Riccione Anfang Mai 2018, seinem ersten Start auf der Mitteldistanz, d. Red. ). Oder auch Niclas Bock. (Er gewann 2017 die Olympische Distanz in Ingolstadt, d. Red. )

Sie könnten in große Fußstapfen treten, schließlich gewann im vergangenen Jahr Frodeno die Deutsche Meisterschaft über die Mitteldistanz in Immenstadt. Ist das nicht eine zusätzliche Motivation?

Wojt: (lacht) Ja, natürlich. Aber man muss das schon auch ein bisschen relativieren. Es klingt zwar schön, wenn man den Titel holt. Aber ohne den Kollegen zu nahe treten zu wollen, mit den Stars der Branche wie Jan Frodeno, Patrick Lange oder Sebastian Kienle kann von uns keiner mithalten, wenn sie am Start wären.

Bei Ihrem letzten Mitteldistanz-Rennen in St. Pölten mussten Sie vorzeitig aussteigen. Frodeno hat in seiner kürzlich veröffentlichten Autobiografie geschrieben, man müsse seine Lektion aus Niederlagen lernen, um wieder an die Spitze zu kommen. Welche Lehren ziehen Sie aus dem Wettkampf?

Wojt: Ich habe für mich beschlossen, dass ich solche Rennen aus dem vollen Training heraus nicht mehr mache. Dafür ist das Teilnehmerfeld bei Ironman-Rennen viel zu stark.

Laut einer Umfrage zählt die Veranstaltung in Ingolstadt nach Ihrem Heimrennen, dem Ironman in Frankfurt, zu den beliebtesten Triathlons in Deutschland und Europa. Warum?

Wojt: Die Atmosphäre am See ist super. Alles ist nah beieinander, und die Organisation ist perfekt. Im Gegensatz zu den Ironman- oder Challenge-Veranstaltungen steht das Kommerzielle nicht im Vordergrund. Das sind zwar die größten Rennen, bei denen auch die besten Athleten starten. Aber Ingolstadt braucht sich dahinter keinesfalls verstecken.

Das Gespräch führte

Julian Schultz.

 ZUR PERSON
Am 13. Mai 1982 in Danzig geboren startete Lukasz Wojt zunächst eine Schwimm-Karriere. Unter anderem nahm der dreimalige Deutsche Meister über 400 Meter Lagen 2008 in Peking an Olympia teil, im gleichen Jahr gewann er auf seiner Spezialdisziplin die Kurzbahn-EM. Seinen ersten Triathlon bestritt der Deutsch-Pole, der in Frankfurt lebt, 2014 im Kraichgau. Seit 2016 betreibt er den Dreikampf aus Schwimmen, Radfahren und Laufen professionell. Neben dem Sieg im vergangenen Jahr in Ingolstadt zählt Wojt mehrere Top-6-Platzierungen bei 70.3-Wettkämpfen der Ironman- und Challenge-Serie zu seinen größten Erfolgen.