Ingolstadt
"Hier wird Politik betrieben"

Bundestrainer Roland Knoll über den Triathlon-Streit zwischen Bayern und dem Dachverband

19.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:03 Uhr
Roland Knoll aus Ingolstadt −Foto: Felix Rüdiger

Ingolstadt (DK) „Das alles ist sehr ungünstig für die Sportart Triathlon“, sagt Bundestrainer Roland Knoll über den Ausschluss des Bayerischen Triathlon-Verbands (BTV) aus der Deutschen Triathlon-Union (DTU). Der Ingolstädter beruhigt aber zugleich die Sportler. Für die meisten Athleten hätte dieser Vorgang momentan keine Auswirkungen. Trotzdem sieht er die Entwicklung kritisch. Unserem Redakteur Timo Schoch sagte Knoll, was nun aus seiner Sicht die beste Lösung des Problems wäre.

Bedeutet der Ausschluss des BTV, dass es nun mittelfristig keine erfolgreichen bayerischen Triathleten mehr gibt?

Roland Knoll: Nein, überhaupt nicht. Der Ausschluss ist eine vorübergehende Situation. Davon gehen wir jetzt zuerst einmal aus. Größtenteils ist derzeit sowieso Pause im Triathlon. Im Winter beginnt dann zunächst das Grundlagentraining. Es dauert also noch, bevor 2013 die ersten Wettkämpfe wieder beginnen. Dazu sind der Großteil der Triathleten in Bayern Freizeit- oder Amateursportler. Denen kann der Ausschluss des BTV egal sein. Denn die meisten Triathleten betreiben ihren Sport in Bayern. Andere könnten bei einem Wettkampf außerhalb der bayerischen Landesgrenzen eine Tageslizenz lösen.

 

Und wie geht es da weiter?

Knoll: Bei den kommerziellen Wettkämpfen kann jeder mitmachen. Solange es keine Meisterschaft ist, hat der Ausschluss keine Auswirkungen.

 

Wie sieht es dort aus?

Knoll: Da muss man unterscheiden. Bei Ironman-Wettkämpfen hat es keine Auswirkungen. Das ist eine eigene Weltorganisation. Anders sieht es bei einer autorisierten Meisterschaft vom Dachverband oder Weltverband aus. Dazu braucht man einen Startpass. Das ist wie bei anderen Sportarten auch.

 

Und dafür wären die bayerischen Sportler nicht zugelassen?

Knoll: Im Moment wäre dazu der Weg verschlossen. Das betrifft derzeit aber nur eine Person in Bayern, Anne Haug, unsere beste deutsche Triathletin. Diese dürfte nun von der DTU für die letzten beiden Rennen in diesem Jahr nicht nominiert werden.

 

Aber für sie gibt es noch ein Schlupfloch, oder?

Knoll: Mir war erst einmal wichtig, dass ich sie beruhige, damit sie keine Panik hat. Wir finden dafür eine Lösung. Wenn es nicht anders geht, müsste sie kurzfristig in einen anderen Verein in einem anderen Bundesland eintreten.

 

Also ist der ganze Streit um den Ausschluss nur halb so schlimm.

Knoll: Es ist viel Politik, die betrieben wird. Längerfristig hätte es aber durchaus Folgen für die Sportler. Denn die Erhöhung der Kosten müssten irgendwann die Triathleten bezahlen. Das heißt: höhere Mitgliedsbeiträge, höhere Gebühren für Startpässe und Tageslizenzen.

 

Der ganze Streit zwischen BTV und DTU dreht sich um die Gebührenverordnung, die von Bayern nicht anerkannt wird. Ist der Streitpunkt für Sie nachvollziehbar?

Knoll: Ja. Denn es gibt bei der Satzung, der neuen Gebührenverordnung, große Unstimmigkeiten. Diese Satzung kann man nicht so einfach hinnehmen. Deshalb verstehe ich die Entscheidung anderer Bundesländer nicht.

 

Hat dann der BTV als einziger Verband den richtigen Weg eingeschlagen?

Knoll: Wenn man das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt, muss man sich dagegen auflehnen. Ob das Mittel mit der Klage vor dem Zivilgericht richtig war, sei dahingestellt. Aber vielleicht ist es richtig, dass es ein ordentliches Gericht betrachtet, das mit Triathlon nichts zu tun hat.

 

Wie sieht es im Nachwuchsbereich aus? Einige behaupten, dass dieser Ausschluss den Sport in Bayern um Jahrzehnte zurückwirft, weil es keine Unterstützung der DTU mehr gäbe.

Knoll: Darüber kann ich nur lachen. Der Triathlonsport hantiert im Nachwuchsbereich völlig autark von der DTU. Wir besuchen lediglich vier nationale Wettkämpfe, die zur DTU gehören, unter anderem die Deutsche Meisterschaft. Alles andere spielt sich in Bayern ab. Das betrifft auch die Finanzierung. Daran ändert der Ausschluss nichts.

 

Welche finanziellen Auswirkungen hat der Streit auf den Spitzensport?

Knoll: Der Leistungssport agiert vollkommen autark vom Verband. Dieser hat nur eine Aufsicht. Das ist der Vizepräsident Leistungssport. Ansonsten arbeitet man im Leistungssport mit Hauptamtlichen und Honorarträgern. Der Leistungssport finanziert sich allein über Staatshilfen. Nur etwa zwei Prozent der gesamten Summe steuert die DTU bei. Das Geld, was von den Landesverbänden genommen wird, erhält also nicht der Leistungssport.

 

Wie bewerten Sie persönlich den Streit?

Knoll: Das alles ist sehr ungünstig für die Sportart Triathlon. Das Problem zeigt sich auch an der Spitze: Wir hatten fünf Präsidenten in sechs Jahren. Viele gehen mit Illusionen hinein und sehen dann, dass es ein harter Job ist, der als Ehrenämtler schwierig zu bewältigen ist.

 

Was wäre nun für Sie die beste Lösung?

Knoll: Am besten wäre natürlich, wenn jeder einen Schritt zurücktritt und sich die Verantwortlichen wieder gemeinsam an einen Tisch setzen. Die DTU müsste einsehen, dass das, was sie mit den anderen Verbänden beschlossen hat, einer Überarbeitung bedarf. Aber die Fronten scheinen sehr verhärtet zu sein. Jeder beharrt offenbar auf seinen Standpunkt. Trotzdem denke ich, dass der BTV das Urteil des Oberlandesgerichts abwartet, sich danach richtet und es dabei auch belassen wird.