Pipinsried
Vor dem Pausenpfiff pfui, nach dem Seitenwechsel hui

Regionalliga Bayern: FC Pipinsried macht aus 0:3-Rückstand gegen SV Viktoria Aschaffenburg zumindest noch ein 3:3-Remis

14.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:40 Uhr
Drin das Ding: FCP-Schlussmann Thomas Reichlmayr (l.) hatte am Freitagabend dreimal keine Abwehrchance. Trotzdem gab es am Ende zumindest einen Punkt für die Pipinsrieder. −Foto: H. Kramer

Pipinsried (SZ) Wieder wurde es nichts mit dem ersten Heimsieg des FC Pipinsried in der neuen Regionalligasaison, am Freitagabend reichte es nur zu einem mageren 3:3-Unentschieden gegen den SV Viktoria Aschaffenburg.

Zugegebenermaßen war es dabei beeindruckend, wie die Gelbblauen nach dem Seitenwechsel einen 0:3-Pausenrückstand aufholten - aber was sie in den 45 Minuten zuvor geboten hatten, war erschreckend gewesen.

"In der Verfassung aus der ersten Halbzeit haben wir absolut nichts in der Regionalliga verloren", redet Roman Plesche, der Sportliche Leiter des FCP, nicht groß um den heißen Brei herum. Verunsichert, mutlos, irgendwie ohne erkennbares Konzept schlichen die Hausherren zunächst über das Feld. Gefährliche Aktionen im gegnerischen Strafraum? Vor dem Pausenpfiff komplette Fehlanzeige. Ein paar Distanzschüsse - mehr war's nicht, was die Pipinsrieder Kicker im ersten Durchgang zustande brachten.

Die Truppe aus Aschaffenburg hatte jedenfalls keine großen Probleme, das Match zu kontrollieren - und das, obwohl ihr eine stundenlange Busfahrt in den Knochen steckte. Eigentlich hätte der Neuling aus Unterfranken bereits in der zehnten Minute in Führung gehen müssen - aber Ugurtan Kizilyar jagte da noch einen von Thomas Reichlmayr verursachten Foulelfmeter fulminant über den Querbalken. Glück für den FCP.

Zweifellos, dieser Strafstoß hätte als eine Art Weckruf für die Hausherren dienen können. Aber nichts da, Auch in der Folgezeit schienen sie förmlich um ein Gegentor zu betteln, wirkten fahrig und unsortiert. In der 31. Minute war's dann so weit: Luca Dähn köpfte nach einem Eckstoß unwiderstehlich ein - 1:0 für den SV Viktoria.

"Die Stimmung bei uns war schon unter der Woche nicht gut gewesen", berichtet Spielertrainer Fabian Hürzeler: "Die Verunsicherung merkte man nun eben auch auf dem Platz, die Mannschaft agierte ohne Selbstvertrauen. " Trotzdem hätte es nicht gleich sein müssen, dass sie in der 45. Minute innerhalb von nur 60 Sekunden zwei weitere Gegentreffer zuließ: Zunächst war Clay Verkaj mit einem abgefälschten 16-Meter-Schuss für die Unterfranken erfolgreich, anschließend durfte Daniel Cheron ungestört ins lange Eck vollenden.

0:3 also in der Halbzeitpause. Von den offiziell 332 Zuschauern in der NAT-Arena gab da wohl niemand mehr auch nur einen Pfifferling auf den FCP, die Sache schien durch zu sein. Selbst in der Pipinsrieder Kabine herrschte Friedhofsstimmung, wie Kapitän Thomas Berger zugibt: "Alle ließen die Köpfe hängen, es wurde kaum geredet. " Aber es tat sich bei den Gelbblauen doch etwas - von der Einstellung her und vom Personal. So ging Hürzeler nach dem Seitenwechsel "all in", brachte mit Oliver Wargalla und vor allem Marian Knecht seine letzten Offensiv-trümpfe von der Bank. Das Ganze hätte massiv schief gehen, in einem Debakel enden können. Tat es jedoch nicht. Stattdessen wurde der Mut des Spielertrainers belohnt - und das Publikum sah eine beeindruckende Aufholjagd der Pipinsrieder.

Dank der Treffer von Amar Cekic (59.) beziehungsweise Knecht (61./75.) reichte ja auch noch zu einem Punktgewinn. Bloß hätte es nicht eigentlich ein Sieg gegen den Neuling sein müssen? Wie wollen die Gelbblauen ohne Heimdreier jemals aus dem Tabellenkeller der Regionalliga kommen? Achselzucken bei Kapitän Berger: "Wenn wir gut spielen, gewinnen wir nicht - und wenn wir schlecht spielen, auch nicht. " Spielertrainer Hürzeler wirkt ebenfalls sehr nachdenklich. Ob er nach nach diesem Remis positiv in die Zukunft blickt? "Mir bleibt ja nichts anderes übrig", so der 25-Jährige.
 Doppelspitze mit Ex-BundesligaspielerIrgendwann hatten auch einige Zuschauer den prominenten Gast erspäht, der von der kleinen VIP-Tribüne der Pipinsrieder NAT-Arena aus das spektakuläre 3:3 gegen Viktoria Aschaffenburg beobachtete. Manfred "Manni" Bender, ehemaliger Bundesligaspieler beim FC Bayern, den Münchner Löwen und beim Karlsruher SC (insgesamt 229 Partien), Deutscher Meister 1989/90, war am Freitagabend zu Gast im Dachauer Hinterland. Und das nicht ohne Grund - denn nach SZ-Informationen wird der 52-Jährige noch an diesem Wochenende als zusätzlicher Trainer beim Regionalliga-Vorletzten offiziell vorgestellt. Also quasi als der Teil einer zukünftigen Doppelspitze, der von außen die Partien coacht, während Spielertrainer Fabian Hürzeler weiterhin auf dem Feld steht. Schon im Vorfeld der Partie hatte sich ja angedeutet, dass auf der Trainerposition beim Dorfklub - unabhängig vom Ergebnis gegen Viktoria Aschaffenburg - etwas passieren würde. Unmittelbar nach dem Spiel, als Bender schließlich vor dem FCP-Sportheim auftauchte, wurde dann die Mannschaft in der Kabine informiert.

Der ehemalige Profi hatte seine Trainerlaufbahn nach der Zeit als aktiver Spieler zunächst beim österreichischen Regionalligisten 1. FC Vöcklabruck begonnen. Es folgten ein Jahr beim Erstligisten SC Rheindorf Altach und eine Tätigkeit als Co-Trainer der U20-Nationalmannschaft Nigerias. Zuletzt stand der gebürtige Münchner beim österreichischen Zweitligisten SK Austria Klagenfurt unter Vertrag, wo er im März 2016 jedoch vorzeitig entlassen wurde. Seit 2017 arbeitete Bender dann als Sportlicher Leiter des Deutschen Fußball Internats (DFI) in Bad Aibling.

Vom FC Pipinsried gab es am Freitagabend übrigens noch keine offizielle Stellungnahme. Allerdings wurde für den Samstag zu dem Thema eine Pressemitteilung angekündigt. 

mav