Mühlried
"So ein Tor macht nicht jeder Keeper"

Im Gespräch mit Patrick Leuner vom SC Mühlried, der aus rund 90 Metern Entfernung einnetzte

14.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr

Schussgewaltig: der 26-jährige Patrick Leuner vom SC Mühlried. - Foto: M. Schalk

Mühlried (SZ) Irgendwie schade, dass am Sonntag niemand spontan mitfilmte, als der SC Mühlried zu Hause den TSV Sielenbach mit 6:1 überrollte. Dann nämlich wäre auch ein besonderer Moment im Fußballerleben des Patrick Leuner für die Nachwelt erhalten worden - jener Augenblick kurz vor 16 Uhr an diesem 12. November 2017, als der Keeper der Blauweißen einen blitzsauberen Treffer aus rund 90 Metern Torentfernung erzielte. Zugegeben, der heftige Wind hatte hieran einen nicht unerheblichen Anteil. Aber trotzdem: So einen Husarenstreich, der gerade im Altlandkreis Schrobenhausen so gut wie nie vorkommt, muss man erst einmal schaffen. Also reden wird kurz mit dem 26-jährigen Tausendsassa, der da ein kleines Stück Fußballgeschichte schrieb.

Herr Leuner, jetzt mal ganz ehrlich: War das Tor von Ihnen so gewollt - oder doch ein reines Zufallsprodukt?

Patrick Leuner: Eigentlich wollte ich den Ball nur ganz weit nach vorne bringen, zu unserem Goalgetter Marco Rechenauer. Das hatten wir zuvor so ausgemacht - weil uns natürlich nicht entgangen war, dass wir in der zweiten Halbzeit den Sturm in unserem Rücken hatten. Aber dass die Kugel dann gleich so günstig für mich flog . . . Nein, das war natürlich nicht so geplant. Ganz ehrlich: Ich wollte mich nach meinem Abschlag eigentlich bereits wieder umdrehen - als ich plötzlich die Zuschauer von draußen aufgeregt rufen hörte.

 

Haben Sie dann als Einziger auf dem gesamten Mühlrieder Sportgelände Ihr eigenes Tor gar nicht richtig gesehen?

Leuner: Als der Ball über die Linie rollte, das bekam ich schon noch mit. Gott sei Dank.

 

Und der Jubel war dementsprechend groß?

Leuner: Selbstverständlich. Meine Mannschaftskameraden feierten mich sofort. Und ich genoss das Ganze schon. So ein Tor macht definitiv nicht jeder Keeper in seinem Leben, so ein Erfolgserlebnis tut sehr gut.

Bekommen Sie als Torwart andererseits auch Mitleid mit seinem Gegenüber, der sich so ein krummes Ding einfing?

Leuner: Für einen Schlussmann ist es natürlich immer ausgesprochen blöd, so einen Ball aus großer Entfernung reinzubekommen. Andererseits: Der Sielenbacher Keeper konnte ja gar nicht viel dafür, das Ganze kam zu einem großen Teil nur witterungsbedingt zustande. Außerdem stellte mein Treffer ja bereits das 6:1 in diesem Spiel dar, es war quasi schon alles rum ums Eck - und nicht mehr über Sieg oder Niederlage entscheidend.

 

Ein Punktspieltor, erzielt durch Patrick Leuner, ist ja gar nicht mal etwas Besonderes. Bereits in Ihrer Zeit beim FC Schrobenhausen und bei der DJK Sandizell hatten Sie ja immer wieder eiskalt eingenetzt . . .

Leuner: Das stimmt. Ich war zwar auch bei diesen beiden Vereinen offiziell Torwart - aber wenn Spielermangel herrschte, half ich eben ab und zu als Stürmer aus. Das hatte ich bereits in meiner Zeit bei den Junioren so getan - und mir machte es schon immer viel Spaß, draußen zu kicken.

 

Beim SCM jetzt stehen Sie dagegen nur brav zwischen den Pfosten - ohne insgeheim den Wunsch, mal wieder als Angreifer aufzulaufen?

Leuner: (lacht) Na ja, hin und wieder würde es mich schon ein bisschen jucken. Aber im Ernst: In Mühlried bin ich als Keeper hundertprozentig eingespannt. Wenn mich der SCM als Torwart benötigt, spiele ich natürlich auf dieser Position.

Aber nach Ihrem Sensationstreffer vom Sonntag ist Ihnen von den Mannschaftskameraden schon etwas Besonderes ausgegeben worden?

Leuner: (lacht) Also ich habe nichts bekommen. Aber insgesamt war's tatsächlich richtig cool, alle haben sich echt mit mir gefreut. Und wir nahmen das Ganze doch eher spaßig auf - wohl wissend, dass eben die Witterung nicht ganz unschuldig daran war.

 

Und es war wirklich niemand auf dem Sportgelände, der rein zufällig Ihr Tor mit der Handykamera filmte?

 

Leuner: Nein. So viel ich weiß, nicht. Schade eigentlich.

 

Zumal Sie sich mit diesem Treffer sogar für das ZDF-Sportstudio hätten bewerben können. Fußballer, die auf außergewöhnliche Weise einnetzten, dürfen da ja dann gegen irgendwelche Profis auf die legendäre Torwand schießen . . .

Leuner: (schmunzelt) Hm, was soll ich jetzt sagen? Das wäre es natürlich gewesen.

 

Der SCM befindet sich nun bereits in der Winterpause. Sind sie traurig darüber - schließlich könnte am nächsten Sonntagnachmittag erneut ein heftiger Wind blasen und Sie könnten Ihren Husarenstreich vom 12. November wiederholen?

Leuner: Ich bin ganz ehrlich sehr froh, dass wir nicht mehr spielen müssen. Es war bereits am vergangenen Wochenende äußerst kalt und unangenehm, ich habe in meinem Tor richtiggehend gefroren.

 

Andererseits ist Ihr SCM in den jüngsten Wochen richtig toll in Schwung gekommen . . .

Leuner: Richtig. In der Offensive klappte zuletzt richtig viel, außerdem stand unsere Abwehr top. Schaun wir mal, wie es nach der langen Winterpause weitergeht. Platz zwei in der Kreisklasse Aichach ist durchaus noch ein Ziel für mich - aber hierfür würden wir schon extrem viel Hilfe benötigen.

 

Das Gespräch wurde geführt von Roland Kaufmann.