Reichertshausen
Reine Familiensache

Die Reichertshausener Alain und Michael Cap führen ihren Rennstall zum Gesamtsieg 2020 in der ADAC GT-Masters

24.11.2020 | Stand 21.01.2021, 3:34 Uhr
Fuhr zum Titelgewinn in der ADAC GT Masters: das Münchner Team SSR Performance um den Wolnzacher Christian Engelhart. −Foto: SSR Performance

Reichertshausen - In seinem Premierenjahr feierte das Team der SSR Performance GmbH aus München um den Wolnzacher Christian Engelhart den Sieg bei der ADAC GT Meisterschaft 2020. Im Hintergrund freute sich auch ein Vater-Sohn-Gespann mit: Alain (54) und Michael Cap (32) aus Reichertshausen, die mit ihrer Firma Nitro Booking GmbH normalerweise internationale Popstars managen oder Großveranstaltungen organisieren.

 

Am Ende passierte das, wovon am Anfang der Saison alle nur insgeheim geträumt hatten: Der Rennstall SSR Performance aus München war zum ersten Mal mit einer komplett neuen Vertretung in der ADAC GT Masters gestartet - und doch knallten am Ende die Sektkorken, als es als erfolgreichstes Team der Saison über die schwarz-weiße Ziellinie fuhr. Ein Newcomer schlug also alle anderen Teams in der Liga der Supersportwagen, beim Saisonfinale in Oschersleben, und holte sich den Meistertitel sowohl in der Teamwertung als auch in der Fahrerwertung. Auf das Geheimnis des Erfolgs angesprochen, sagt Michael Cap: "Das war das Ergebnis harter Arbeit und eines perfekten Teamworks. Wir haben bis auf einen Lauf immer gepunktet, uns insgesamt die wenigsten Fehler geleistet und haben dabei auch noch die meisten Rennen gewonnen. "

Im Frühsommer 2019 war der Plan von Stefan Schlund gereift - dem Geschäftsführer der SSR Performance GmbH, der sich mit seiner Firma bereits einen Namen bei Aufbau, Veredelung und Optimierung von Sportwagen sowie klassischer Automobile gemacht hatte - in der ADAC GT Masters mit einem eigenen Team an den Start zu gehen. Bevor es zum ganz großen Erfolg kam, trat allerdings auch Alain Cap auf den Plan. Im Motorsport erfolgreich sein, das war ein Traum, den das Vater-Sohn-Duo Alain und Michael Cap schon immer hatte - angetrieben durch ihre lebenslange gemeinsame Leidenschaft zum Thema Automobilität. Dank ihrer hochkarätigen Kontakte in die Szene und Erfahrungen im Management stellten sie gemeinsam mit Stefan Schlund das neue Team von Anfang an professionell auf.

Motorsport-Berater Alain Cap und sein Netzwerk schafften es, sich die Unterstützung von Porsche und die erfahrenen Motorsport-Spezialisten von Manthey Racing als Kooperationspartner für das Projekt zu sichern. Alain kümmerte sich mit um die Zusammensetzung des Teams und gewann mit dem ehemaligen Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz die Dienste eines Motorsport-erfahrenen Topmanagers. Hatz gilt nicht nur als Begründer des erfolgreichen Porsche LMP1-Projekts, das in drei Siegen beim legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans und drei WM-Titel in Folge gemündet war. Er hatte auch in anderen Motorsport-Kategorien bis hin zur Formel 1 umfassende Erfahrungen und Erfolge gefeiert.

 

Nach einem ermutigenden Gaststart am Hockenheimring gelang es Schlund, unter Mithilfe von Alain und Michael Cap die Sportwagen-Spezialisten Michael Ammermüller und Christian Engelhart als Rennfahrer auf dem SSR Porsche GT3 R zu verpflichten. Engelhart erinnert sich noch gut daran, als er sich im vergangenen Dezember mit den beiden Reichertshausenern in München traf. "Ich fand das Projekt vom ersten Moment an spannend. Die beiden sind mit großer Professionalität und hohem Ehrgeiz an die Sache herangegangen. Das hat mich beeindruckt. " Dass es im ersten Jahr dann direkt zum Titel in der ADAC GT Masters reichte, daran hätten die Caps in der Tat großen Anteil. "Aber um so ein Ziel zu erreichen, gehört viel dazu. Es geht natürlich um das Fahren, aber auch um das Engineering und das Managen. "

Um ein solch ambitioniertes Großprojekt umzusetzen, braucht es kontinuierliches, zielgerichtetes und persönliches Management. Dieser Aufgabe widmete sich Michael Cap als Teammanager. Er formte ein erfolgversprechendes Team, das sich in der ADAC GT Masters von Anfang an in der Spitzengruppe etablierte. Er organisierte die Infrastruktur rund um das umfangreiche Test- und Rennprogramm, korrespondierte mit den Kooperationspartnern und kümmerte sich vor Ort zudem um Strategieentscheidungen.

Der Ursprung ihres Unternehmens liegt in der Musik- und Eventbranche. Alain hat sich im Bereich Künstlervermarktung und Veranstaltungsorganisation seit Jahrzehnten international einen Namen gemacht. Sein Sohn Michael führt die Erfolgsgeschichte fort. Als Geschäftsführer der Nitro Booking GmbH und mit dem Vater als Berater an Bord unterstützen sie unterschiedliche Firmen - vor allem aus der Automobilbranche - mit Musik- und Eventproduktionen, Eventmanagement, Werbekooperationen und der Buchung von Künstlern für Veranstaltungen. So arbeitete die Agentur bereits mit dem Who is Who der internationalen Pop-Szene zusammen: Pop-Legende Seal, die Latino-Queens Christina Aguilera und Shakira, Soul-Rocker Bryan Adams, Weltstar Justin Timberlake, Pink oder die deutsche Ikone Fritz Kalkbrenner - alle vertrauten auf das Familien-Unternehmen "Made in Reichertshausen". Die Caps waren es auch, die die weltbekannten Elektro-Pioniere Yello aus der Schweiz nach 38 Jahren mit einzigartigen Liveshows auf Europa-Tournee brachten.

Der Volkswagen-Konzern vertraut dem Vater-und-Sohn-Gespann seit Jahren - und wenn Michael Cap nach seinen bisherigen beruflichen Höhepunkten gefragt wird, sprudelt es aus dem 32-Jährigen nur so heraus: "Die Gesamtkonzeption der Electrified-Wochen in Berlin mit 33 Elektro-Künstlern in zwei Wochen, die den Startschuss in die Elektromobilitäts-Strategie von Volkswagen bedeutete, oder auch die 100-Jahr-Feier von Audi in Ingolstadt gehören zu den Events, die ich nie vergessen werde. "

Seit dem zweiten November-Wochenende kann Michael Cap ein weiteres Highlight hinzuzählen: Den Gewinn der ADAC GT Masters 2020, eine der härtesten Sportwagen-Serien der Welt. Ob übrigens der Wolnzacher Engelhart dem erfolgreichen Team auch in der neuen Rennsaison angehört, ist noch offen: "Wir befinden uns derzeit in Gesprächen", sagt er.

SZ/enc