Regensburg
"Ich muss noch lernen und Erfahrung sammeln"

Radsportler Henri Uhlig über die anstehende Saison, seine Karriere und warum es nicht mehr so oft Currywurst gibt

15.01.2021 | Stand 13.03.2021, 3:34 Uhr
Hat viel vor im Jahr 2021: Der Radsportler Henri Uhlig, der auch Mitglied des RSC Kelheim ist, hofft, dass in diesem Jahr mehr Wettkämpfe möglich sind als 2020. −Foto: Uhlig

Regensburg - Beim RSC Kelheim wurde Henri Uhlig über viele Jahre hinweg zum professionellen Radsportler geformt.

 

Beim deutschen U23-Kontinentalteam rad-net Rose wird der Rohdiamant aktuell geschliffen. Der 19-jährige Regensburger gilt als eine der größten deutschen Radsporthoffnungen. Im vergangenen Jahr wurde Uhlig bayerischer Zeitfahrmeister. In der neuen Saison will er auch bei internationalen U23-Rennen angreifen. Aber über allem steht für ihn natürlich, dass die Saison halbwegs planbar ist. Was er sonst erwartet, wie die Vorbereitung läuft und welche Ziele er hat, verriet Uhlig im Interview.

Herr Uhlig, vermissen Sie Mallorca?
Henri Uhlig: Mallorca an sich vermisse ich nicht, weil es nicht unbedingt meine favorisierte Trainingsregion ist.

Dann ist es für Sie auch nicht so schlimm, wenn Sie in diesem Jahr zum Trainingslager nicht nach Mallorca fliegen?
Uhlig: Insgesamt ist es immer gut, ein Trainingslager zu haben. Vor allem, wenn die Temperaturen wärmer sind. Aber unsere Team-Trainingslager wurden alle abgesagt. Persönlich prüfe ich deshalb, ob ich in den Süden fahren kann und ob dies aufgrund der Reisebeschränkungen möglich ist. Falls es nicht geht, dann werde ich im Winter hier trainieren.

Ist es ein Nachteil, kein Trainingslager zu haben?
Uhlig: Das muss nicht sein. Natürlich kann man auf Mallorca größere Umfänge fahren, weil es einfach wärmer ist. Allerdings habe ich über Weihnachten auch viel zuhause trainiert; sogar so viel wie noch nie zuvor zu dieser Zeit.

Aber zumindest gibt es, wenn Sie zuhause bleiben, dann häufiger Ihr Lieblingsessen Currywurst mit Pommes.
Uhlig: Das stimmt (lacht). Allerdings esse ich das nicht mehr so häufig, weil ich nun besser auf meine Ernährung achten muss.

Außer des Wegfalls des Trainingslagers: Haben Sie sonst Einschränkungen durch den Corona-Lockdown?
Uhlig: Nein. Ich kann frei trainieren. Das Krafttraining absolviere ich im Rückenzentrum in Regensburg. Die Polizeischule findet statt in Dachau aktuell im Homeoffice statt. Und nach dem Bestehen der Prüfungen bin ich acht Monate freigestellt und kann mich auf den Sport konzentrieren.

Ihr Ziel, so sagten Sie es dem DONAUKURIER vor Beginn der Saison 2020, sei es, in der U23 erst einmal anzukommen. War das trotz des durch Corona reduzierten Rennkalenders möglich?
Uhlig: Anfangs nicht, weil kurz nach Saisonbeginn alle Rennen abgesagt wurden. Richtung Ende des Jahres fanden wieder mehr Rennen statt und dann habe ich mich auch immer wohler gefühlt. Trotzdem muss ich dieses Jahr noch weiter lernen und Erfahrung sammeln. Aber es ging in die richtige Richtung und das Defizit kann ich 2021 gutmachen.

Auch die Vergleiche bei internationalen Rennen fehlten 2020.
Uhlig: Ich hatte leider kein einziges internationales Rennen. Das Saisonhighlight wäre Paris-Tours gewesen. Das Rennen fand zwar statt, aber der Verband sagte die Teilnahme ab. Da das Rennen eines der schwersten U23-Rennen ist, wäre es für mich eine gute Standortbestimmung gewesen.

Zumindest wissen Sie, dass Sie der schnellste Zeitfahrer Bayerns sind.
Uhlig: Mit dem Sieg hätte ich nicht gerechnet. Es waren sehr starke Zeitfahrer am Start. Ein Podiumsplatz war deshalb mein Ziel. Aber mein Saisonhighlight war der bayerische Meistertitel von Linus Rosner, meinem Teamkollegen, im Straßenrennen. Wir zeigten an diesem Tag eine richtig starke Teamleistung. Wir haben zu zweit gegen die übermächtigen Mannschaften dominiert. So etwas ist in meinen Augen viel mehr wert als mein Einzeltitel im Zeitfahren.

Wo werden Sie 2021 überall starten?
Uhlig: Geplant ist die Rad-Bundesliga. Und natürlich habe ich auch Wünsche bezüglich der UCI-Rennen. Aber das ändert sich aktuell alles laufend, weil unklar ist, welche Rennen stattfinden werden.

Wie schwer ist es für Sie, sich auf die Rennen vorzubereiten, ohne zu wissen, ob sie dann tatsächlich stattfinden?
Uhlig: Ich halte mich generell fit. Über den Winter fährt jeder viel Grundlage. Wenn der Saisonstart feststeht, kann man harte Intervalle fahren. Da reichen ein, zwei Monate aus, um in Form zu kommen.

Was wünschen Sie sich für die anstehende Saison?
Uhlig: Natürlich wünsche ich mir, dass die meisten Rennen stattfinden. Ich hoffe dann auf eine gute Teamleistung. Wir wollen in der Bundesliga-Gesamtwertung vorne liegen, damit wäre die Qualifikation für die Deutschland-Tour gesichert. Bei einem UCI-Rennen möchte ich vorne reinfahren und eine Rundfahrt in den Top Ten beenden. Dann will ich bei der deutschen Meisterschaft auch weit vorne liegen. Und als langfristiges Ziel habe ich die Teilnahme bei der EM anvisiert.

Wo sehen Sie Ihre Stärken und wo wollen Sie sich noch verbessern?
Uhlig: Generell will ich mich komplett weiterentwickeln und meine Werte überall verbessern. Abseits vom Sport möchte ich mehr Leistung über die Ernährung herausholen. Da gibt es noch viel Potenzial.

Das Gespräch führte
Timo Schoch.


Zur Person

Henri Uhlig wurde am 1. August 2001 in Regensburg geboren. Er wohnt aktuell in Hagelstadt bei Regensburg. Seit 2012 ist er Mitglied beim RSC Kelheim. Seit Anfang 2020 steht er beim Kontinentalteam rad-net Rose unter Vertrag. Uhlig wurde bereits viermal deutscher Meister und hält den deutschen Bahnrekord bei der U17-Einerverfolgung über 2000 Meter. "Damals habe ich einen rund 20 Jahre alten Rekord gebrochen. Seither kam keiner mehr annähernd an meine Zeit heran", sagt Uhlig. Ansonsten hat der Regensburger viele Etappensiege bei Rundfahrten in Deutschland und Podiumsplätze bei UCI-Rennen gefeiert und nahm an Europa- und Weltmeisterschaften teil. Auch die U17-Bundesliga-Gesamtwertung gewann Uhlig.

DK