Aiglsbach
"Es wird ein besonderes Spiel für alle Fußballfreunde in der Hallertau"

Nächsten Dienstag empfängt der Landesligist TV Aiglsbach im Toto-Pokal die Münchner Löwen - und auch Karsten Wettberg freut sich schon

16.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:16 Uhr
Fiebert dem Toto-Pokal-Duell zwischen dem Landesligisten TV Aiglsbach und 1860 München entgegen: Löwen-Ikone und Hallertauer Karsten Wettberg. −Foto: Bruckmeier

Aiglsbach (DK) In Aiglsbach kündigt sich Historisches an.

Der TV Aiglsbach (Landesliga Mitte) erwartet am nächsten Dienstag um 19 Uhr keinen Geringeren als den TSV 1860 München zum Pokalfight in der Sommerau. Wie viele Hallertauer Fußballfans fiebert auch Karsten Wettberg dieser Begegnung entgegen. Im Interview verrät der laut Sport-Bild "erfolgreichste Amateurtrainer Deutschlands" mit 51 Meisterschaften und Pokalerfolgen und frühere Löwencoach, wem er die Daumen drückt, und er gibt auch einen Tipp ab, wie das Spiel ausgehen wird.

Herr Wettberg, die nächste Runde im Totopokal bringt die reizvolle Begegnung des TV Aiglsbach gegen den TSV 1860 München. Wann haben Sie davon erfahren?
Karsten Wettberg: Nach dem Pokalsieg gegen den VfB Eichstätt war es mir klar, dass der TVA sein Wahlrecht nutzt und den TSV 1860 München als Gegner aussucht. Die Bestätigung habe ich mir dann aus dem Internet geholt.



Und was war Ihr erster Gedanke angesichts dieser Konstellation?

Wettberg: Mein erster Gedanke war: Dies ist ein historischer Erfolg, denn es hat meines Wissens noch keinen Verein in der Hallertau und im Landkreis Kelheim gegeben, der ein Pflichtspiel gegen die erste Mannschaft des TSV 1860 München absolviert hat. Es wird also ein besonderes Spiel für alle Fußballfreunde in der Hallertau.

Sie sind bekennender Löwenfan, aber als Hallertauer sind Sie natürlich irgendwie auch dem TVA verbunden. Für wen schlägt Ihr Herz bei der anstehenden Partie?
Wettberg: Wer mich kennt, weiß natürlich, dass ich auf einen Erfolg der "Blauen" hoffe, dies verlangt einfach der Anspruch des Drittligisten, und auch die bekannt schwierige finanzielle Situation der Münchner braucht dringend weitere Pokaleinnahmen. Doch genauso ist bei mir der große Respekt und die Anerkennung über die hervorragenden Erfolge des TVA vorhanden, die von großem Teamgeist und einem bewundernswerten Zusammenhalt, neben dem sportlichen Können, getragen werden. Der berühmte Funke vom begeisterten Publikum springt auf das Spielfeld über und wird zum zwölften Mann.

In einem Leserbrief haben Sie sich unlängst sehr positiv über die jüngste sportliche Entwicklung des TV Aiglsbach geäußert. Erklären Sie uns, wie ein solcher Erfolg für einen "Dorfverein", wenn wir ihn hier einmal so nennen dürfen, möglich wird?
Wettberg: In einer Zeit, in der anscheinend auch im Amateurfußball teilweise Geld fließt, ist meines Erachtens der TV Aiglsbach ein Vorbild, dass es auch anders geht. Auch die Vorbilder der jetzigen Fußballergeneration sind unvergessen, denn Peter und Alois Stiegler, Lore Bachmeier und besonders Georg Gröber-Weiß und Gebi Wetzka waren in ganz Bayern bekannt.

Es ist bald 30 Jahre her, dass Sie den TSV 1860 München aus der damaligen Bayernliga zurück in den Profifußball führten. Seit damals genießen Sie bei den "Blauen" als "König von Giesing" Kultstatus. Es folgten glückliche Jahre im Fußball-Oberhaus. Was ist dann aber bei den Sechzigern schiefgelaufen?
Wettberg: Was bei 1860 schiefgelaufen ist, liegt meines Erachtens an einigen wichtigen Fehlentscheidungen. Zum Zeitpunkt der Planung des Baues der Allianz-Arena war der FC Bayern dem TSV 1860 wirtschaftlich schon weit überlegen, der überflüssige Abstieg in die 2. Bundesliga tat ein Übriges. Der Verein stürzte in ein Schuldenchaos und stand immer näher vor der Insolvenz. Der Verkauf von vielen Talenten, von denen noch heute viele in der Bundesliga spielen, wie zum Beispiel die Gebrüder Bender, Johnson und Volland rettete immer wieder die Lizenz. Ein Kardinalfehler war aber sicher, dass immer wieder Querelen im Präsidium und Aufsichtsrat den notwendigen Zusammenhalt für den Erfolg verhinderten. Auch hatten ehemalige Sechziger kaum eine Chance, in die Entscheidungsgremien gewählt zu werden. Die Jugendarbeit wurde vernachlässigt, von der Nummer 1 in ganz Deutschland 2007 bis heute zur Nummer 7 in Bayern! Investor oder Insolvenz war die Frage.

Und dann kam Hasan Ismaik.
Wettberg: Hasan Ismaik aus Dubai stieg mit viel Geld ein, Darlehen, aber auch "Genussscheine", bis heute etwa 70 Millionen. Ismaik hat sicher auch Fehler gemacht; aber er wurde auch lange Zeit hintergangen: Es bildeten sich zwei Lager: Pro und Contra Investor! Ich glaube nicht, dass der Araber sein Investment hergeben wird; er würde sein Gesicht verlieren! Es gibt keine Alternative, denn Ismaik wartet auch darauf, dass die Regel 50 plus 1 für den Verein irgendwann wegfällt.

Was trauen Sie den Löwen in dieser Saison zu? Dem Anspruch nach muss das (Zwischen-)Ziel doch Zweite Liga lauten?
Wettberg: Der TSV 1860 München steht meines Erachtens vor einer sehr schweren Saison. Natürlich sollte der Anspruch ein anderer sein, doch alles andere als den Klassenerhalt traue ich den Löwen nicht zu. Dazu fehlt dem Kader meines Erachtens ein Top-Stürmer, der zwischen 15 und 20 Tore schießt, und auch ein souveräner und schneller Abwehrspieler, wie es in der letzten Saison der Leihspieler Simon Lorenz war. Am Samstag gegen den SV Meppen wäre ein Sieg dringend notwendig, um sich von den gefährdeten Plätzen zu entfernen, schließlich gibt es in der Dritten Liga vier Absteiger.

Und der TV Aiglsbach? Was ist von ihm in der Landesliga heuer zu erwarten?
Wettberg: Dem TV Aiglsbach traue ich einen guten Mittelplatz zu, vor allem, wenn er von großem Verletzungspech verschont bleibt, was ich ihm von Herzen gönnen würde! Und ich setze voll auf Top-Stürmer Manfred Gröber, dem ich durchaus an die 30 Tore zutraue.

Um einen Tipp für das bevorstehende Pokalspiel kommen Sie nicht herum. Wie geht es aus?
Wettberg: Mein Tipp lautet TVA - TSV 1860 2:5.

Die Fragen stellte

Harry Bruckmeier.