Dietfurt
"Ein Abbruch wäre die schlechteste Lösung"

Corona-Krise zwingt Fußballvereine nach wie vor zur Pause - Verantwortliche sehen viele mögliche Zukunftsszenarien

30.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:25 Uhr
Maximilian Meier
Kein Ende in Sicht: Noch immer sind die Sportplätze der Region verwaist, die Spieler müssen sich zu Hause individuell fit halten. −Foto: Meier

Dietfurt - Eigentlich sollte es seit dem letzten Wochenende im Amateurfußball wieder offiziell um Punkte gehen.

 

Doch auf den Sportplätzen in Dietfurt und Töging herrscht gähnende Leere. Die Corona-Krise und die damit einhergehenden Ausgangsbeschränkungen lassen auch in der Region nach wie vor keinen Mannschaftssport zu.

"Die Corona-Krise ist weltweit eine große Gefahr. Aufgrund der Entwicklung des Virus war die Absage des Spielbetriebs nicht überraschend", sagt Peter Hackbarth, Vorstand des SV Töging. Oliver Überall, Trainer der Kreisklassenmannschaft, mahnt: "Ich verfolge die Berichterstattung in den Medien aufmerksam. Man sollte das Virus nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber auch nicht in Panik verfallen. " "Wer hätte vor drei, vier Wochen gedacht, dass sogar der Spielbetrieb eingestellt wird", zeigt sich Tögings Spielleiter Robert Werner überrascht, welches Ausmaß die Pandemie bereits angenommen hat. Auf Dietfurter Seite bewerten die Verantwortlichen die Situation ähnlich. "Als das Ganze in China bekannt wurde, war es von uns weit entfernt. Es zeigt uns aber, wie verwundbar die globalisierte Welt ist. Ich hoffe wir lernen aus solch extremen Situationen und rücken auf dem Planeten in Zukunft näher zusammen", sagt Johannes Baier, Trainer der TSV-Reserve. Auch Herbert Wolfsteiner, Vorsitzender der JFG Region Dietfurt, ist sich über den Ernst der Lage im Klaren: "Wenn man täglich von den steigenden Zahlen der Infizierten und Toten hört, ist das schon erschreckend. "

Die Unterbrechung des Spielbetriebs war für die Verantwortlichen konsequenterweise auch die einzig richtige Entscheidung. "Niemand könnte einen aktiven Spielbetrieb unter diesen Umständen verantworten", sagt Werner. Matthias Staudigl, Abteilungsleiter des TSV Dietfurt pflichtet ihm bei: "Die Absage des Spielbetriebes kann man nicht verhindern, es sind Vorgaben und Maßnahmen der Regierung und diesen hat ein Sportverein und auch ein Bayrischer Fußball-Verband Folge zu leisten. " Für Tögings Coach Überall sei es der richtige Schritt, um das "Gesundheitssystem nicht zu überfordern".

Dennoch sei die Aussetzung des Spielbetriebs für die Fußballmannschaften zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen. Der TSV Dietfurt hätte bereits vor zwei Wochen sein erstes Pflichtspiel in der Bezirksliga absolvieren sollen und steckte in den Endzügen seiner Vorbereitung. "Wir hätten am 15. März unser Nachholspiel gegen den FC Ränkam bestritten. Die Jungs waren auf einem sehr guten Fitnessniveau, wir wären bereit gewesen zu spielen", ärgert sich Staudigl. Töging dagegen steckte zum Zeitpunkt der Absage noch mitten in der Vorbereitung. "In den letzten zwei Wochen wäre jetzt noch der taktische Feinschliff auf dem Programm gestanden", berichtet Überall. Gleiches gelte laut Coach Baier für die Kreisklassen-Reserve des TSV Dietfurt: "Wir hatten noch gute zwei Wochen Zeit, um uns weiter vorzubereiten. Außerdem hatten wir ein sehr gutes Trainingslager hinter uns. Wir waren auf einem guten Weg. "

Eigene Trainingspläne haben die Mannschaften von ihren Trainern bisher aber noch nicht erhalten. "Wir appellieren an die eigene Vernunft der Spieler, dass sich diese fit halten. Wir haben ihnen jetzt keinen Trainingsplan an die Hand gegeben. Aber natürlich sprechen die Trainer Empfehlungen aus und geben entsprechende Tipps", sagt Staudigl. "Die Spieler haben von mir die Vorgabe, sich individuell fit zu halten. Ich kenne meine Mannschaft lange genug, um zu wissen, dass sich jeder seiner Eigenverantwortung bewusst ist. Deswegen glaube ich nicht, dass wir ein Problem mit der Fitness bekommen. Aber jede Woche, die ohne gemeinsames Mannschaftstraining vergeht, verliert man an Spielrhythmus und Automatismen", schätzt Trainer Überall die Situation beim SV Töging ein.

Strenger angeleitet wird das Home-Training bei den Kindern und Jugendlichen: "Wir haben bei der JFG momentan sechs Mannschaften im Spielbetrieb und jeder Trainer hat seinem Team eigene Trainingsprogramme zugewiesen. Das geht über spezielle Laufeinheiten im Freien bis zu Übungen daheim, die über bestimmte Apps abrufbar sind", berichtet Wolfsteiner aus der JFG. So messe sich die A-Jugend beispielsweise in einem Laufduell mittels der Runtastic-App, die per GPS Distanz und Geschwindigkeit der Läufe dokumentiert. Darüber hinaus seien Skype-Abende mit der Mannschaft in Planung, so Wolfsteiner.

Wie und vor allem ob es weiter geht, das wissen momentan weder die Vereine noch die Verbände. "Ich persönlich glaube nicht daran, dass diese Saison zu Ende gespielt wird. Abbruch lautet meine Prognose, " glaubt Hackbarth. Staudigl dagegen sieht den sportlichen Wettkampf im Vordergrund: "Meine persönliche Hoffnung ist, dass wir die Saison zu Ende spielen können. Ein Abbruch wäre aus meiner Sicht, wenn er vermeidbar ist, die schlechteste Lösung. " Überall hofft ebenfalls darauf, dass die Saison zu Ende gespielt wird: "Es ist eine sehr dynamische Situation, die man Woche für Woche neu bewerten und einschätzen muss. Grundsätzlich habe ich die Hoffnung, dass die Saison mit Hilfe von Englischen Wochen zu Ende gespielt werden kann. Wenn man im Mai die Rückrunde beginnen könnte, wäre man Ende Juni oder Anfang Juli fertig. Dementsprechend müsste man den Beginn der neuen Saison nach hinten verschieben. " Doch auch ihm sei klar, dass die Gesundheit der Menschen oberste Priorität habe, "alles andere muss demzufolge untergeordnet werden. " Eine eher unkonventionelle Lösung schlägt indes Baier vor: "Jede Mannschaft nimmt seine Punkte mit in die neue Saison und bleibt in der gleichen Liga, die dann Ende Juli neu beginnt. Damit geht das Erreichte nicht verloren und es wäre gerecht für alle. "

Auch wenn die Lösungsansätze und Meinungen der Verantwortlichen zum Teil unterschiedlich ausfallen, so verfolgen sie doch alle das gleiche Ziel und hegen denselben Wunsch: Dass die Krise rund um das Coronavirus bald für jeden möglichst gesund überstanden ist und endlich wieder Zeit für Fußball ist. Gemäß dem Fußballermotto: "In den Farben getrennt, in der Sache vereint. "

DK

 

Maximilian Meier