Pfaffenhofen
"Wir sind wieder wer"

MSC zieht positives Fazit nach "Drift on Ice " - zahlreiche Zuschauer mussten draußen bleiben

13.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:51 Uhr
Spektakulär: Zu Beginn des Abends wurde den einzelnen Speedway-Piloten auf dem Eis ein wenig eingeheizt. Die Fahrer sorgten anschließend für eine begeisternde Show. −Foto: Breu, Wallenäffer, Reichelt

Pfaffenhofen (PK) Über 1000 Zuschauer hat der MSC Pfaffenhofen zur Speedway-Großveranstaltung "Drift on Ice" Anfang des Jahres in das städtische Eisstadion gelockt. Bemerkenswert, nicht nur weil das Eisstadion wohl noch nie zuvor so voll war, sondern auch weil es binnen weniger Monate das zweite große Lebenszeichen des MSC war. Nach dem Rallye-Sprint im Sommer haben die Pfaffenhofener erneut eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, von der sich viele eine Neuauflage wünschen. Das Interesse war immens - auch international. Unter den 27 Medienvertretern waren Journalisten aus England und Polen. Allerdings gab es auch Kritikpunkte - unter anderem mussten zahlreiche Zuschauer weggeschickt werden. Speedway-Leiter Erhard Wallenäffer berichtet im Gespräch unter anderem von vier langen und nervenaufreibenden Nächten im Eisstadion.

Herr Wallenäffer, einen Tag nach dem "Drift on Ice" fehlten Ihnen noch ein wenig die Worte, "zu geplättet" seien Sie da noch gewesen. Wie sieht es jetzt, mehr als eine Woche nach dem Rennen, aus?

Erhard Wallenäffer: Mittlerweile haben wir ein paar Nächte drüber schlafen können, das Fazit ist auf alle Fälle positiv. Wir hatten natürlich alle gehofft, dass es so kommt. Dass es dann aber auch klappt, ist gigantisch. Es wird viel Lob von allen Seiten an uns herangetragen, aber auch Kritik. Es ist klar, dass es beim ersten Mal Schwachstellen gibt. Es war nicht alles wie wir uns es vorgestellt haben.

Zum Beispiel?

Wallenäffer: Wir mussten Leute wieder wegschicken. Es waren geschätzt einige hundert Leute, die wir nicht mehr reinlassen konnten. Das ist ärgerlich für die Leute aber auch für uns, das tut uns sehr weh. Der Vorverkauf hat in den letzten 48 Stunden vor dem Rennen einfach derart angezogen, das war so nicht zu erwarten. Es gab Zuschauer, die sind extra aus Regensburg oder Deggendorf zum öffentlichen Lauf gefahren, nur um sich zwei Karten zu sichern. Was sollen wir mit denen machen? Wir konnten den Vorverkauf nicht eher stoppen, da waren wir in der Zwickmühle. Wir hatten ein Höchstmaß an Kapazität, da können wir keine leichtsinnigen Dinge machen und mehr Leute reinlassen.

Wann war die Veranstaltung ausverkauft?

Wallenäffer: Am Freitagabend. Natürlich erreichen wir über unsere Homepage und die soziale Medien nicht alle, das ist uns klar. Wir können uns da wenig vorwerfen und wissen auch nicht auf Anhieb, wie es zu verhindern gewesen wäre. Grundsätzlich aber sehe ich schon noch Luft nach oben was die Kapazität im Stadion angeht.

Gab es weitere Kritikpunkte?

Wallenäffer: Eine komplette Reihe der Lautsprecher hat nicht oder nur wenig funktioniert. Das haben wir erst gemerkt, als es zu spät war. Auf der Freibadseite konnten die Zuschauer daher leider sehr wenig verstehen, dadurch war das Renngeschehen nicht so gut zu verfolgen.

Wie sahen die Wochen vor der Veranstaltung aus?

Wallenäffer: Das war mehr als nervenaufreibend. Wir hatten Riesenprobleme mit dem Eis-Aufbau. Am Anfang haben wir gar nichts drauf bekommen, keinen Zentimeter. Wir haben uns in der Strategie ein bisschen vertan, dann haben wir zu verschärften Mitteln gegriffen. Wir haben das Ding geflutet. Erst Freitagnacht sind wir ins Bett mit dem Gedanken: "Wir haben, was wir brauchen." Uns und dem EC Pfaffenhofen hat einfach die Erfahrung gefehlt. Aber wir hatten uns einen Puffer eingebaut, den haben wir auch gebraucht.

Am Ende waren es vier Nächte, die das Ganze gedauert hat.

Wallenäffer: Wenn man nächtelang im leeren Eisstadion steht und arbeitet, fragt man sich schon manchmal: "Wie bescheuert sind wir eigentlich, dass wir das machen für zwei Stunden Rennen?" Dieser Spruch hat sich dann bei uns eingebürgert, es war natürlich positiv gemeint. Es hat sich aber gelohnt.

Wie groß war der Aufwand dann während des Rennens?

Wallenäffer: Das war fast ein Selbstläufer. Das Team vom MC Eisdrifters Meißen ist da routiniert, da sitzt jeder Handgriff. Das ist faszinierend zu beobachten. Wir haben in unseren Möglichkeiten geholfen. Aber: Es war für unsere rund 25 Helfer auch die Möglichkeit, das ganze einmal zu genießen. Früher war es für uns immer ein riesiger Aufwand vor und während des Rennens.

Gab es einen besonderen Moment, als Sie wussten, dass es sich gelohnt hat?

Wallenäffer: Nachdem Ronny Weis seinen Vorlauf gewonnen hatte, drehte er in der Startkurve Kreisel, dann warf er sein Motorrad auf das Eis und feierte mit den Zuschauern. Da ging fast so etwas wie eine La-Ola-Welle durch das Stadion. Da hat man fast Tränen in den Augen und denkt sich: "Was haben wir hier nur angerichtet?" Aber genau das war das Ziel, dass die Zuschauer es so feiern.

Welchen Stellenwert hat das Ganze für den MSC?

Wallenäffer: Reich konnten wir durch diesen Event nicht werden, das war von vorne herein klar. Unsere Sponsoren unterstützten uns jedoch in beeindruckender Weise und entscheidend ist für uns der Image-Gewinn. Wir waren mausetot, auf dem Abstellgleis, keiner hat mehr an uns geglaubt. Aber wir können sagen: Wir sind wieder wer. Was mich besonders beeindruckt hat, war der Zusammenhalt. Viele Leute im Verein und auch von außerhalb haben ein Speedway-Herz. Sie freuen sich, dass der Sport wieder da ist.

Dann steht einer Neuauflage ja nichts mehr im Weg? Der Vorvertrag ist ja auch schon unterschrieben.

Wallenäffer: Das darf man natürlich nicht ganz ernst nehmen. Ich habe bei der Pressekonferenz nach dem Rennen auf einen Bierdeckel "Drift on Ice 2020" geschrieben. Das haben dann die drei Vorsitzenden allesamt unterschrieben. Noch ist natürlich nichts fix, die Absicht besteht aber. Alle wünschen sich das. Und der Bierdeckel ist auch sicher verwahrt, damit ich ihn im Notfall zur Hand habe.

Das Gespräch führte

Kevin Reichelt.