Pfaffenhofen
Vollbremsung

Eishockey: Bayernliga beendet Corona-bedingt die Saison - EC Pfaffenhofen hofft auf alternativen Wettbewerb

11.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:20 Uhr
Die Punktejagd in der Bayernliga ist vorerst vorbei: Kapitän Jake Fardoe (rechts) und der EC Pfaffenhofen sind Corona-bedingt zum Nichtstun verdonnert. Ob es im neuen Jahr einen anderen Wettbewerb gibt, ist noch offen. −Foto: Stolle (Archiv)

Pfaffenhofen - Die Bayernliga-Saison für den EC Pfaffenhofen ist kurz nach dem Saisonstart schon wieder zu Ende.

 

Der Bayerische Eissport-Verband (BEV) und die Vereine der Bayernliga haben den drastischen Schritt vollzogen, die Bayernliga-Saison 2020/21 aufgrund der coronabedingten Kontaktbeschränkungen abzubrechen. Das teilte der Verband am späten Dienstagabend mit, in der Vorwoche gab es eine Videokonferenz mit Vertretern der 15 Bayernligisten, bei der dieser Entschluss vorbereitet wurde.
"Der Bayerische Eissport-Verband hat in Zusammenarbeit mit den Vereinen den bisherigen Saisonverlauf der Bayernliga eingehend analysiert und besprochen. Der gewählte Spielmodus, ist durch den Unterbruch der Saison und den bis zu diesem Zeitpunkt erlaubten Rahmenbedingungen, sowie den nicht zu kalkulierenden Einflüssen durch das Pandemiegeschehen und ohne eine weitere Verzerrung des Wettbewerbs, nicht vernünftig und darstellbar", heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. "Die Saison 2020/2021 wird daher zu dem bisher angewandten Modus-Modell abgebrochen. "

Für den EC Pfaffenhofen ist dieser Schritt extrem bitter. Die Mannschaft spielte in den ersten Saisonspielen erfolgreiches und ansehnliches Eishockey. Abteilungsleiter Alexander Dost betont aber die Solidargemeinschaft unter den Vereinen. "Es ist schade, ist es aber die einzig richtige Entscheidung", sagt er gegenüber unserer Zeitung. "Die Entscheidung, die Saison 2020/21 abzubrechen, ist eine gemeinsame Entscheidung des BEV und der Vereine der Bayernliga. "

Schon im Vorfeld des Entschlusses der für den Spielbetrieb zuständigen Eishockey-Kommission des BEV hatten alle Bayernliga-Klubs an einer Abfrage teilgenommen und vier Fragen hinsichtlich Weiterführung beziehungsweise Abbruch der Saison und Verfügbarkeit von Hallen beantwortet. Nachdem alle Klubs Rückmeldung gegeben hatten, wurden die Ergebnisse in der Videokonferenz intensiv diskutiert. Am Ende sahen die Vereine keine andere Möglichkeit, als die Saison unter diesen Rahmenbedingungen abzubrechen.

Damit steht fest: Nur knapp sechs Wochen nach dem Auftakt wird die Saison 2020/21 beendet und nicht wieder aufgenommen. "Es gibt keine Auf- und keine Absteiger", erklärt Dost. "Die Ligenkonstellation wird eingefroren, das heißt, dass alle 15 Mannschaften das Startrecht für die Bayernliga-Saison 2021/22 haben, die im Oktober 2021 beginnen soll. "

Die damit einhergehenden Konsequenzen sind noch nicht abschließend ausdiskutiert. Die nächsttiefere Landesliga hat die Saison noch nicht beendet, es ist aber laut Dost nicht unwahrscheinlich, dass das noch passiert. Die nächsthöhere Oberliga hat den Spielbetrieb dagegen kürzlich erst gestartet. Was der Bayernliga-Saisonabbruch für Aufsteiger aus der Landesliga beziehungsweise Absteiger aus der Oberliga bedeutet, müsse noch geklärt werden. Kompliziert wird die Situation auch dadurch, dass nun keine Verzahnungsrunde zwischen Bayernligisten und Oberligisten gespielt werden kann. Was die Aufsteiger aus der Landesliga betrifft, könnte eine Möglichkeit sein, dass Mannschaften aus der Landesliga zu den 15 Bayernliga-Teams hinzugefügt werden.

Ein weiteres Problem: Der Saisonabbruch kann auch finanziell große Auswirkungen haben. Es geht bei diesem Thema um den entfallenen Gegenwert für bereits verkaufte Dauerkarten und Sponsorenleistungen, fehlende Einnahmen durch die Abendkasse und finanzielle Aufwendungen für die Spieler, was in der Bayernliga nicht unüblich ist. Laut Dost, der auch einer von drei Ligensprechern der Bayernliga ist, habe das auch in die Überlegungen, ob die Saison beendet oder nur unterbrochen werden soll, hineingespielt. "Wird die Saison ausgesetzt, laufen die Spielervereinbarungen weiter", sagt er. Die Spieler erhalten weiter Gelder, die Vereine nehmen aber deutlich weniger ein. "Bei den Eishogs haben wir wegen Corona extrem vorsichtig geplant und in allen Vereinbarungen eine Corona-Klausel verankert", sagt Dost. Die ECP-Spieler hätten laut Dost für die Entscheidung Verständnis.

In der Abstimmung über den Umgang mit der Saison hatte der EC Pfaffenhofen aufgrund seiner vorausschauenden Planungen angegeben, dass ein Weiterspielen in Pfaffenhofen möglich sei. "Wir haben auch von der Stadt keine Signale erhalten, dass wir das Eis abtauen müssen", sagt Dost. Für den ECP ist die Situation aus sportlicher und atmosphärischer Sicht besonders schmerzhaft. Die Eishogs stehen nach einem starken Saisonstart mit 17 Punkten aus acht Spielen auf Rang drei der Tabelle. Zudem ist der Fanzuspruch so groß wie lange nicht. "Wir wollen so schnell wie möglich das Stadion wieder öffnen", sagt Abteilungsleiter Dost und meint damit explizit auch das Training für die Nachwuchsmannschaften und den öffentlichen Publikumslauf. "Unsere Spieler wollen weiterspielen, wir sind das unseren Fans auch schuldig. "

Sogar im Wortsinn. Denn die Aufgabe der Vereine ist es nun, zahlenden Zuschauern und Sponsoren einen Gegenwert bieten zu können. Und natürlich von höherklassigen Vereinen umworbene Spieler an sich zu binden. Die Lösung soll ein "Spielbetrieb in veränderter Form" sein, wie der BEV in seiner Mitteilung schreibt. Die überwiegende Mehrheit der Bayernligisten stimmte in der Videokonferenz für diesen grundsätzlichen Plan. "Der Bayerische Eissport-Verband ist derzeit zusammen mit seinen Vereinen in Gesprächen, wie ein Spielbetrieb in veränderter Form darstellbar und der Pandemie vernünftig, angepasst sein kann. Dies ist auch davon abhängig zu machen, wann die Rückkehr in einen Trainings- und Wettkampfbetrieb wieder möglich ist. Für erste Entscheidungen gilt es erstmal, die für Anfang kommender Woche anberaumte Sitzung der Ministerpräsidenten(innen) zusammen mit der Bundeskanzlerin abzuwarten", verkündet der BEV in seiner Mitteilung.

Bislang stehen also weder Modus, noch Name dafür fest. Ganz kurzfristig hat der Saisonabbruch auch auf individueller Ebene Auswirkungen auf die Eishogs. Die beiden hauptamtlichen ECP-Trainer Chris Heid und Steve Pepin sowie Eismeister Thomas Schönauer sind in Kurzarbeit, die beiden kanadischen Spieler Patrick Martens und Morgan Reiner sind in ihre Heimat geflogen. Bei ihnen ist unklar, ob sie auch für einen Spielbetrieb in veränderter Form zurück zur Mannschaft kommen.

PK

 

 

Christian Missy