Garching
Läufer auf Abwegen

Miriam Dietrich, Christian Schuster sowie die Clauß-Geschwister versuchen sich am Zehnkampf

05.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:44 Uhr
Ungewohnt: Läuferin Miriam Dietrich probierte sich an einem Zehnkampf, hier beim Hochsprung. −Foto: Kramer

Garching (htk) Er ist die Königsdisziplin der Leichtathletik: der Zehnkampf.

Nur austrainierte Vielseitigkeits-Virtuosen trauen sich diese Zwei-Tages-Tortur zu. Dennoch nahmen Miriam Dietrich und Christian Schuster (beide MTV Pfaffenhofen) sowie Philipp Clauß und seine Schwester Laura (beide TSV Jetzendorf) kürzlich an einem besonderen Zehnkampf teil.

Miriam Dietrich kennt man normalerweise von den Straßen- und Crosslauf-Veranstaltungen in der Region, ihr Vereinskollege Christian Schuster fühlt sich nach eigenem Bekunden am wohlsten, wenn er 50 Kilometer oder mehr am Stück laufen kann. Philipp Clauß fiel bisher vornehmlich durch gute Sprint- und Weitsprungergebnisse auf. Von keinem des Trios sind Zehnkampfresultate überliefert. Einzig Laura Clauß bestreitet als W-14-Athletin regelmäßig Mehrkämpfe - Blockwettkämpfe mit gewissen Schwerpunkten im Laufen oder Werfen.

"Ich habe im Frühjahr von dem Jedermann-Zehnkampf gehört und fand es spannend, einmal etwas anderes zu probieren", berichtet Dietrich. Sie sprach ihre MTV-Kollegen an und stieß beim Ultraläufer Schuster auf Interesse. Den Jetzendorfern liefen die beiden Pfaffenhofener in Garching über den Weg. Der Jedermann-Zehnkampf wurde vor drei Jahren vom Leichtathletik-Förderzentrum München (LFZ) und dem VfR Garching ins Leben gerufen hat. Bei der Premiere wagten sich gerade einmal ein Dutzend Mutige an die anspruchsvolle Aufgabe - heuer waren es schon mehr als 50, darunter ein gutes Dutzend Frauen. Im echten Wettkampfleben messen sich Leichtathletinnen nur in sieben Disziplinen.

"Wir hätten eigentlich viel früher mit dem Training anfangen müssen", erzählt Dietrich im Nachhinein, manche Disziplin hätte sie letztmals als Schülerin bewältigt.

Dafür lief es für die vier Zehnkampf-Novizen überraschend gut. Philipp Clauß wurde mit 3558 Punkten Achter mit guten Lauf- und Sprungleistungen. Auch seine 2,80 Meter im ungewohnten Stabhochsprung und 33,52 Meter im Speerwurf konnten sich sehen lassen. Laura Clauß schloss als Vierte des Frauenrankings ab, mit starken 3039 Zählern.

Dietrich sammelte als Sechste gute 2520 Punkte. Ausgerechnet die technisch wohl anspruchsvollste Disziplin, der Stabhochsprung, habe ihr am meisten Spaß gemacht, berichtet die Pfaffenhofenerin. Vielleicht, weil sie mit zwei Metern am höchsten von allen Frauen gesprungen ist. Die Dauerläuferin lacht und ergänzt: "Am schwersten - auch wenn man es fast nicht glauben kann - sind mir die 400 Meter und 1500 Meter gefallen,. Da ich solche kurzen Strecken nie laufe und auch nicht trainiert hatte, hatte ich keine Ahnung, wie ich mein Tempo einteilen soll", erläutert Dietrich.

Ähnlich muss es wohl ihrem MTV-Kollegen Christian Schuster gegangen sein. Doch der Marathonmann biss wie alle anderen die Zähne zusammen und beendete den ersten Zehnkampf seines Lebens als 38. mit 2071 Punkten.

Dietrich fasst die Stimmung vieler Teilnehmer zusammen: "Nach zwei Tagen Wettkampf bei extremer Hitze sind wir sehr stolz, dass wir alle Disziplinen geschafft haben. Es war eine tolle Erfahrung und hat uns sehr viel Spaß gemacht. "

Der Sieger des Hobby-Zehnkampfs war übrigens ein Profi: Sébastien Biau, ein Franzose mit einer Bestleistung von 6576 Punkten. In Garching kam er auf 5773 Zähler. Auch die beste Frau ist einschlägig vorbelastet: Katja Puschkarsky war früher eine aktive Siebenkämpferin. Sie sammelte 3510 Punkte.