Pfaffenhofen
Heuer kein Nikolaus-Cross

Lauftreff des MTV Pfaffenhofen stellt einzige große Laufveranstaltung wohl ein - Ein Nachruf auf ein besonderes Event

21.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:44 Uhr
Horst Kramer
Selbst die Spitzenläufer wurden vom Krampus nicht verschont: Im Jahr 2015 jagte der MTV-Krampus zum Beispiel den späteren Sieger Florian Pasztor. −Foto: Kramer

Pfaffenhofen (PK) Auf der Nikolauscross--Internetseite des MTV Pfaffenhofen heißt es seit einigen Tagen lapidar: "Der Pfaffenhofener Nikolauslauf fällt 2018 leider aus!" Heuer wäre er zum 28. Mal ausgetragen worden. Ob er noch jemals stattfindet, erscheint ausgesprochen zweifelhaft. Damit wäre Pfaffenhofen endgültig von der Lauflandkarte verschwunden.

Lauftreff-Organisator Bernhard Ugele spricht gegenüber dem Pfaffenhofener Kurier von "offenen infrastrukturellen Fragen". Dass damit die schwierigen Diskussionen um die Parkplatzsituation gemeint sein könnte, will Ugele nicht kommentieren. Immerhin räumt er "Meinungsverschiedenheiten" innerhalb der Leichtathletik-Abteilung ein.

Es ist indes ein offenes Geheimnis, dass es am Nikolauslauftag wegen der Parkmöglichkeiten am Hettenhausener Waldspielplatz seit Jahren Ärger gibt. Immerhin nehmen jedes Jahr rund 350 Teilnehmer an der Veranstaltung teil - fast alle reisen mit dem Auto an. Zwar bilden einige Vereine Fahrgemeinschaften, doch zieht gerade der Nachwuchs zahlreiche Verwandte an - verständlicherweise, schließlich wollen auch Oma und Opa ihre lieben Kleinen anfeuern. Zudem richtete der MTV in den vergangenen Jahren regelmäßig Kreismeisterschaften, Oberbayerische oder gar Bayerische Titelkämpfe aus - sportlich hochattraktive Wettbewerbe, die zusätzliche Lauf-Interessierte anzogen. Nicht zuletzt, weil praktisch die gesamte Laufstrecke für die Zuschauer einsehbar ist. Einer der vielen Gründe, warum sich der Pfaffenhofener Nikolaus-Cross enormer Beliebtheit bei den aktiven und passiven Lauffans erfreut. Ein anderer: der schwierige und anspruchsvolle Kurs. "Genau so muss ein Cross sein", war in den vergangenen drei Jahrzehnten immer wieder zu hören. "Meisterschaftswürdig", hieß es nach jedem der vielen Titelkämpfe.

Ein dritter Grund: der in der ganzen bayerischen Laufwelt berühmte Pfaffenhofener Knecht Rupprecht, gespielt von Gustl Sinner. Wer meint, der wilde Mann mit zotteligen Bart, wäre nur für Kinder eine Attraktion, verkennt den Humor der Sportler. Sinners Knecht Rupprecht ist echter Kult. Insbesondere wenn er sich in der langen Steigung an der Südseite des Wäldchens auf die Lauer legte, und manchem müden Cross-Teilnehmer Beine machte - mit witzigen Sprüchen, einem Tannenreisig und zuweilen wildem Gebrüll. Dabei immer mit viel Humor und voller Verständnis für die selbst auferlegten Leiden der Läufer. Nicht zuletzt, weil er an einem Wettkampftag wohl mehr Kilometer zurücklegte und Höhenmeter bewältigte, als die Teilnehmer des Acht-Kilometer-Elitelaufs. Und auch das "Nikolauspaket" drumherum stimmte: von den überbordenden Kuchenbuffets über die Streckenmoderation, die zuverlässige Zeitmessung bis hin zur Siegerehrung mit Nikolaus in der Waldgaststätte.

Ohne den Nikolaus-Crosslauf wird Pfaffenhofen um eine Attraktion ärmer. Nachdem schon der Pfaffenhofener Stadtlauf vor fünf Jahren das Zeitliche gesegnet hat, ist nun auch das Sterbeglöckchen für Nikolaus-Cross geläutet. Pfaffenhofen ist damit von der Laufkarte verschwunden. Übrigens als einzige Kreisstadt in der gesamten Region: Neuburg ist seit Jahrzehnten eine Laufmetropole und verfügt mit dem Silvesterlauf über ein Aushängeschild, in Freising werden seit vielen Jahren drei Läufe ausgetragen, in Dachau zwei. Aichach verfügt über den Dreikönigslauf und einen Stadtlauf. Kürzlich wurde dort eine dritte Laufveranstaltung aus der Taufe gehoben. Und auch die ehemalige Kreisstadt Schrobenhausen verfügt mit ihrem Stadtlauf mittlerweile über eine echte Attraktion. Von den großen Laufmetropolen Ingolstadt, München und Augsburg ganz zu schweigen.

Doch vielleicht ist noch nicht aller Tage Abend. Dem Pfaffenhofener Kurier sagte Ugele kürzlich: "Vielleicht werden damit Ressourcen frei, die für neue Projekte genutzt werden können." Mit dem Landkreis-Staffellauf starteten Ugele und sein Orga-Team einen ersten Versuchsballon. Es wird hoffentlich nicht der Letzte sein. Die Laufenthusiasten aus dem Landkreis kommen trotzdem nicht zu kurz: Schon am 4. November richtet der TSV Jetzendorf seinen herbstlichen Crosslauf aus. Im kommenden Frühjahr folgt der Jetzendorfer Halbmarathon. Außerdem gibt es im Sommer noch die attraktiven Laufveranstaltungen in Hohenwart und Geisenfeld. Und einmal im Jahr liegt Bayerns Nabel der Laufwelt sowieso mitten im Landkreis Pfaffenhofen: in Wolnzach, zum Abschluss der großen BR-Lauf-10!-Aktion.
 

Horst Kramer