Unterstall
Fleißige Nachwuchstalente

Mädchenteam der Eichenlaubschützen Unterstall holt Bayerischen Meistertitel

15.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:53 Uhr
  −Foto: Fotos: A. Hammerl

Unterstall (DK) Gaumeistertitel in den Jugendklassen sind für den erfolgsverwöhnten Sportleiter des Schützenvereins Eichenlaub Unterstall nichts Besonderes. Mit dem Mannschaftssieg mit dem Lichtgewehr bei der Oberbayerischen Meisterschaft aber haben die Mädels Jürgen Breit wirklich überrascht.

"Das war nicht zu erwarten, das war genial", sagt er. Denn ihm sei klar gewesen, dass für einen Sieg mindestens 58 bis 60 Treffer erzielt werden müssten, was angesichts der Trainingsbestleistungen nicht zu erwarten war. 16 Gaumeistertitel in allen Jugendklassen hat der in der Jugendarbeit erfolgreichste Verein im Gau allein im Jahr 2017 eingeheimst, und zwar in allen Jugendklassen, 2018 waren es sechs Gautitel und zwei Oberbayerische Meistertitel. Ein Oberbayrischer Mannschaftsmeistertitel im Lichtgewehr war bis dato noch nicht dabei gewesen.

In den Lichtgewehrwettbewerben gibt es nur Treffer oder Nicht-Treffer, keine Ringe. Breits Schützlinge Anna Haberl, Matilda Schneider und Sophie Hollinger trafen 60-mal ins Schwarze und verwiesen die nächsten drei Mannschaften mit je 59 Treffern auf die Plätze. Womit sie sich fürs Finale um die Einzelmeisterschaft qualifizierten, wo es dann auf Ringe ging. Mit 41 Ringen landete Matilda Schneider dabei auf dem dritten Platz. Zuvor hatten Anna Haberl, Matilda Schneider und Shanaya Swistak mit 54 von 60 möglichen Treffern den Mannschaftstitel bei der Gaumeisterschaft geholt - mit deutlichem Abstand zu den Zweit- und Drittplatzierten mit 44 beziehungsweise 43 Treffern. Auch dabei hatte sich Schneider im Einzelfinale den dritten Platz gesichert, Swistak sogar den zweiten Rang - was die Mannschaftsaufstellung für den Jugendtrainer nicht leichter machte, denn nur je drei Schützen bilden eine Mannschaft.

Was in gewisser Weise ein Dilemma für Breit war, denn von den vier Mädels, die er zu den Wettkämpfen anmeldete, waren nur zwei für die Mannschaft gesetzt, nämlich Anna Haberl und Matilda Schneider, die am längsten dabei sind und über die meiste Erfahrung sowie die stabilsten Trainingsergebnisse verfügen. Sophie Hollinger und Shanaya Swistak mussten daher abwechseln - was bei aller Freundschaft untereinander in dem fidelen Quartett nicht ganz leicht fiel.

Das Erfolgsgeheimnis der Eichenlaubschützen? Von nichts kommt nichts, stellt Breit klar, der "schon immer" Jugendtrainer und von 1998 bis 2004 auch Jugendleiter war und nicht nur im Training die Jugend nach Kräften unterstützt, sondern auch aktiv auf Nachwuchswerbung geht. Selbstverständlich werde vorausgesetzt, dass alle Eichenlaubschützen ihre eigenen Kinder ohnehin zum Schützenverein mitbringen, auf andere Familien geht Breit zu. So wundert es nicht, dass alle vier Lichtgewehrschützinnen auf die Frage, wie sie zum Schützenverein kamen, auf ihn verweisen.

Die neunjährige Anna Haberl ist zum Schützenverein gegangen, "weil Mama auch schießt - mit Jürgen in der vierten Mannschaft". Der war sich zwar nicht mehr so sicher, welche seiner jungen Damen als erste dabei war, aber Haberl weiß noch ganz genau, "wie Emil mit Matilda reingeschlurft ist", wie sie lachend erzählt. Emil (11) ist Matilda Schneiders großer Bruder, der vor zwei Jahren auch noch im Schützenverein aktiv war und bei einer Oberbayerischen Meisterschaft antrat. Jedes Mal, wenn er traf, jubelte das Mädchen, das hinter ihm stand, weshalb sie Breit auffiel. Er spürte ihre große Begeisterung und fragte, wer sie sei. Klar, dass er Emils kleine Schwester zum nächsten Training einlud.

Schießen ist nicht das einzige Hobby der Achtjährigen, sondern auch Fußball, Tanzen, Flöte und Gitarre spielen. Die für sie so erfolgreichen Meisterschaften mit je zwei Mannschaftstiteln und dritten Plätzen im Einzel waren ihre ersten, und entsprechend ungewohnt war es für sie, vor so viel Publikum zu schießen. Ihr nächstes Ziel? "Nur Zehner und Neuner schießen", antwortet sie wie aus der Pistole geschossen.

Anna Haberl hat schon als kleines Mädchen die Pokale ihrer Mutter bewundert und wollte es ihr nachmachen. 24 Trophäen wie die Mama hat sie noch nicht, immerhin aber bereits vier. Und ihre kleine Schwester Michaela eifert wiederum Anna nach und erklärte an ihrem siebten Geburtstag: "Jetzt bin ich sieben und will schießen". Auch Haberl hat musikalische Hobbys, lernt Flöte und Ukulele. Ihr erklärtes Ziel lautet, "bei Wettkämpfen besser zu schießen", derzeit sei sie im Training oft deutlich besser als im Wettkampf. Sophie Hollinger (9) und Shanaya Swistak (8) schießen erst seit einem Jahr, und zwar beide "weil Jürgen mich gefragt hat". Für Hollinger zählt auch, dass Schießen Spaß mache und die Konzentration fördere. "Das brauche ich für die Schule und fürs Reiten", erklärt sie. Vor der Oberbayerischen Meisterschaft waren 16 Treffer bei 20 Schüssen ihr bestes Trainingsergebnis gewesen. "Ich muss mich einfach mehr konzentrieren", weiß sie und nimmt sich vor, später "nur Zehner zu schießen".

Auch Shanaya Swistak hat nicht nur Schießen im Kopf, sie tanzt zudem Hip-Hop und liest gerne. Wie sie es geschafft hat, sich bei der Gaumeisterschaft von 15 Treffern als bester Trainingsleistung auf 19 zu steigern, kann sie nicht erklären. "Nichts war anders", sagt sie und setzt sich zum Ziel, "viele Wettkämpfe zu gewinnen".

"Die Mädels sind ehrgeizig", freut sich der stolze Trainer, "wenn sie etwas schaffen wollen, dann legen sie noch ein paar Prozent drauf".

Andrea Hammerl