Grasheim
Eine große Spielerin geht

Grasheims Toptorjägerin Jana Uhl hängt nach 20 Jahren die Fußballschuhe an den Nagel

13.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:53 Uhr
  −Foto: Fotos: Hammerl, privat

Grasheim (DK) 20 Jahre lang bestimmte der Fußball ihr Leben. Jetzt hängt Jana Uhl nicht nur den Abteilungsleiterposten Damenfußball beim SV Grasheim, sondern auch die Fußballschuhe selbst an den Nagel. Ein schmerzhafter Verlust für die Lila-Weißen, die ihre beste Torjägerin verlieren.

"Wenn ein Hobby anstrengend wird, dann ist es Zeit, aufzuhören", findet die 34-jährige Neuburgerin. Sie sei nun in einem Alter, in dem sie sich nach dem samstäglichen Fußballspiel am Sonntag frage: "Wo tut es eigentlich nicht weh?" Verantwortlich für ihre Gelenkschmerzen seien am nächsten Tag "viele Fouls und Tritte". Wer schneller und besser als der Rest sei, werde oft gefoult, das sei einfach so, erklärt sie schulterzuckend. Sogar Trainer haben ihr gegenüber schon zugegeben: "Wir mögen dich, wir wissen was du kannst, deshalb müssen wir dich ausschalten - und so hart das klingt, das geht nur mit Fouls." Sie hat gelernt, damit umzugehen. Schön war's trotzdem nicht, Ellbogen in die Rippen zu bekommen oder absichtlich angespuckt zu werden. Auch das ist ihr mehrfach passiert.

Insgesamt aber fällt ihr Fazit positiv aus. "Wenn man so lange Fußball spielt, dann ist es nicht leicht, aufzuhören", meint sie, "aber es ist auch schön, am Wochenende Zeit zu haben - ohne Fußball". Von der Fitness her hätte sie locker noch zwei bis vier Jahre weiterspielen können, aber irgendwann wurde es ihr einfach zu viel. Erst mit 14 hatte Jana Uhl begonnen, richtig Fußball zu spielen, weil es vorher keine Gelegenheit gab, abgesehen vom Straßenfußball. Schon mit fünf Jahren kickte sie am liebsten draußen mit den Jungs, damals in Sibirien, wo sie geboren wurde und ihre Kindheit verbrachte. Später machte sie Skilanglauf. Zum Training gehörten sowohl Volleyball als auch Fußballspielen. "Ich wusste gleich: Das ist meins", erzählt Uhl, "ich hätte es gerne richtig gemacht, aber in Russland gab es keine Gelegenheit". Als sie zwölf war, wanderte die Familie nach Deutschland aus und kam nach Neuburg, ihr Vater war deutschstämmig. Beim BSV Neuburg spielte die Zwölfjährige zunächst in der C- und B-Jugend mit Jungs, allerdings nur Freundschaftsspiele. Als sie 14 war, machte ihr Onkel Philipp Schuhmacher sie auf die Rennertshofener Mädchenmannschaft aufmerksam und fuhr sie zum Training dorthin. Drei Jahre spielte sie für den FCR, davon eineinhalb Jahre in der Damenmannschaft, zuletzt in der Verbandsliga. Bis Oberschleißheim, Regensburg oder Landshut mussten die Frauen fahren, zuvor in der Bezirks- und Oberliga war es bis ins Allgäu nach Kempten oder Memmingen gegangen.

Dann wurde die Mannschaft aufgelöst, und Uhl legte eine zweijährige Pause ein, bekam ihr erstes Kind und fing 2003 mit 19 Jahren wieder zu spielen an, diesmal beim SV Grasheim, wo etliche der früheren Kameradinnen in der 1999 gegründeten Damenmannschaft spielten und den Kontakt herstellten. Uhl trainierte mit, es machte Spaß und sie blieb.

Von da an war sie im offensiven Mittelfeld der Aktivposten schlechthin, meist auf den Flügeln eingesetzt. Da sie rechts schießt, wäre eigentlich die rechte Seite die ihre gewesen, trotzdem spielte sie oft auch links, weil "ich links auch recht stark war". Sie hat sogar mehr Tore mit links gemacht als mit rechts, was sie damit erklärt, dass "man mit dem schwächeren Bein weniger draufhaut, sondern den Ball mehr reinschiebt". Durchschnittlich kam die Ausnahmespielerin auf 15 bis 22 Tore pro Saison, "mal mehr, mal weniger". Rekord waren 24 Tore in der Aufstiegsrunde, was ihr den zweiten Platz in der Torjägerliste einbrachte. "Auf dem ersten Platz war ich, glaube ich, nie", sagt sie, im Verein dafür sechs Jahre lang hintereinander Torschützenkönigin. In der Saison 2016/17 reichte es trotz Verletzung noch zu 15 Toren. Der gebrochene Mittelfußknochen habe keine Rolle bei ihrer Rücktrittsentscheidung gespielt, versichert sie, "Verletzungen gehören dazu - nach acht bis zwölf Wochen ging es wieder". Sie ist hart im Nehmen. Auch 2007, als die zweite Tochter unterwegs war, legte sie nur drei Monate Pause ein. "Ich war fit, mir ging es gut, man hat kaum Bauch gesehen", erzählt sie lächelnd, "ich fühlte mich wohl dabei". Irgendwann aber sagte der Trainer zu ihr: "Jana, hör auf, ich stell dich nicht mehr auf." Ihr sei zum Heulen zumute gewesen, erinnert sie sich, immerhin aber sei wenige Wochen später die Sommerpause gekommen, "da war es nicht ganz so schlimm". Nach der Geburt im September trainierte sie schon während der Vorrunde wieder mit und stieg rechtzeitig zu den Hallenturnieren wieder ein, musste allerdings aufgrund einer Verletzung verspätet in die Rückrunde einsteigen. "Ich hab' zu früh wieder angefangen, nach vier Wochen schon", weiß sie rückblickend, warum sie die Verletzung die komplette Rückrunde durch noch spürte. Da der linke Fuß betroffen war, bat sie den Trainer, sie nach rechts wechseln zu lassen.

Die Abteilungsleitung übernahm Jana Uhl 2012 von Andrea Hecht und gab sie Anfang Juni dieses Jahres an Sophia Zach weiter. Auch als Co-Trainerin der C- und D-Mädchen hat sie sich zurückgezogen. Was sie nun mit der gewonnenen Freizeit anfangen wird? Erst einmal Pause einlegen, Skifahren im Winter, Joggen mit Tochter Jennifer (16), die es als Donaunixe bis in die Jugendnationalmannschaft gebracht hat, und später vielleicht einmal Tennis spielen. Momentan ist ihr aber auch das zu zeitaufwendig, schließlich hat sie neben der Familie auch einen Beruf. Die gelernte Einzelhandelskauffrau arbeitet Teilzeit in einem Café und plant, ihren selbständig arbeitenden Mann zukünftig bei seiner Büroarbeit zu unterstützen.

Andrea Hammerl