Ingolstadt
Zwei Nationalspielerinnen verstärken ERC

Zahlreiche personelle Veränderungen machen Bundesliga-Frauen um Trainer Sohlmann zum Titelanwärter

27.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:34 Uhr

Ingolstadt (DK) An Tagen, an denen die Menschen unter der Hitze von Hoch "Ulla" schwitzen, liegt der Gedanke an Eishockey für die meisten zunächst einmal fern.

Die Verantwortlichen rund um das Frauen-Bundesligateam des ERC Ingolstadt - allen voran Cheftrainer Christian Sohlmann - haben jedoch keine andere Wahl. Schließlich muss die neue Saison geplant und vorbereitet werden. Nimmt man den aktuellen Stand, dann könnte es nach einem fünften, vier dritten und einem zweiten Platz (Saison 2016/17) die erfolgreichste Erstligasaison der Klubgeschichte werden.

"Nachdem wir praktisch nur Abgänge aus den hinteren Reihen hatten und zugleich Leistungsträgerinnen von anderen Klubs geholt haben, sind wir gut aufgestellt", umreißt Sohlmann die bisherigen Geschehnisse. Tatsächlich verließ mit Topscorerin Emma Terres (Eisbären Juniors Berlin) nur eine prägende Spielerin der Vorsaison das Ingolstädter Team. Miriam Pokopec (Angriff, nach Königsbrunn), Chiara Gehrsitz (Angriff, Frankfurt), Elena Hummel (Sturm, offen) und Paula Byszio (Tor, offen) sind die weiteren Abgänge.

Dem gegenüber stehen mit den beiden Nationalspielerinnen Bernadette Karpf von Vizemeister Planegg und Hanna Amort von den Eisbären Juniors Berlin zwei spektakuläre Neuverpflichtungen für die Offensive. Ebenfalls als hochkarätige Neuzugänge können Dominique Quint - bisher Stammtorhüterin in Planegg - und die kanadische Topstürmerin Christina Ieradi (ebenfalls Planegg) angesehen werden. Sohlmann schwärmt: "Bernadette Karpf ist 22 Jahre alt, hat aber bereits fünf Weltmeisterschaften gespielt, ist läuferisch stark und weiß, wo das Tor steht. Hanna Amort ist sogar erst 19, arbeitet im Training sehr gewissenhaft und hat ohne Zweifel noch sehr viel Potenzial. Mit Christina Ieradi bekommen wir eine Spielerin, die in der Vorsaison 41 Scorerpunkte für Planegg erspielt hat. "

Auf das Hauptproblem der Vorsaison - die schwache Chancenverwertung - haben die Ingolstädter somit bereits sehr deutlich reagiert. Drei weitere Spielerinnen (zwei Verteidigerinnen, eine Stürmerin) hat Sohlmann noch im Visier, weitere Verpflichtungen scheinen also nicht ausgeschlossen.

Eine dieser Kandidatinnen ist Tanja Eisenschmid (26), derzeit noch verletzte Nationalspielerin, die gerade in Minnesota ihre Zelte abgebrochen hat und wieder in Deutschland spielen will. Am liebsten - und deshalb hat der ERC durchaus gute Karten - mit ihrer Schwester und Nationalmannschaftskollegin Nicola Eisenschmid (22), die seit vergangener Saison bei den Panthern spielt. Allerdings sind noch viele Details zu klären, die Verpflichtung der Verteidigerin ist keinesfalls sicher. Weitere Auswahlspielerinnen im ERC-Kader sind Andrea Lanzl (31) und Sorsha Sabus (20), die ebenfalls für die kommende Saison wieder zugesagt haben.

Naheliegend, dass die Ingolstädter mit diesem aufgerüsteten Kader sehr optimistisch in die kommende Saison gehen. "Ich sage jedes Jahr dasselbe: Wenn du nicht Meister werden willst, brauchst du nicht spielen", wiederholt sich Sohlman. In diesem Jahr dürfte der 34-Jährige aufgrund der unternommenen Anstrengungen diese Aussage aber noch ein wenig ernster meinen. Eine Etatsteigerung um rund 15 Prozent - durch Sponsoren gedeckt - macht die anstehende Erstliga-Saison zur bisher teuersten der ERC-Geschichte.

Dies auch, weil die Mannschaft, die nach dem individuell durchgeführten Sommertraining am 2. August zum ersten Mal gemeinsam aufs Eis gehen wird, in diesem Jahr wieder am EWHL-Supercup teilnehmen wird. Dabei lockt die vom österreichischen Verband organisierte Turnierreihe, die mit neun europäischen Top-Teams ausgespielt wird, mit einem besonderen Schmankerl. "Das Final-Four wird Ende November als Open-Air-Veranstaltung im Budapester Stadtpark ausgespielt. Da wollen wir unbedingt hin", kündigt Sohlmann an. Gelingt das, wäre dies ein weiteres Highlight in einer Saison, die für die ERC-Frauen ohnehin sehr aufregend werden dürfte.

Norbert Roth