Gaimersheim
Zu Fuß und mit den Inlineskates nach Riesa

Die Red Hot Chilis Cheerleader trainieren zu Hause für die deutsche Meisterschaft - und setzen sich für die Motivation besondere Herausforderungen

14.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:36 Uhr
Sabine Kaczynski
Salto im Garten: Die Gaimersheimer Cheerleader bereiten sich derzeit zu Hause auf die deutsche Meisterschaft vor. −Foto: privat

Gaimersheim - Vier Teams der Red Hot Chilis Cheerleader aus Gaimersheim haben sich für die deutsche Meisterschaft in Riesa qualifiziert: die "Sparks", die "Embers", die "Flames" und die "Heat".

 

Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die deutsche Meisterschaft jedoch von Ende Februar auf das Wochenende vom 6./7. Juni verschoben. Für die Chilis bedeutet das: weitertrainieren - und zwar zu Hause.

Denn seit Mitte März dürfen die Sportvereine nicht mehr in die Schulturnhallen, um dort ihre Übungseinheiten abzuhalten. "Allerdings trainieren nicht nur unsere qualifizierten Teams in den eigenen vier Wänden, alle Gruppen haben Übungen von den jeweiligen Trainern bekommen", sagt Heidi Meier, die die "Flames" trainiert und gleichzeitig für die "Heat" selbst als Cheerleader aktiv ist. "Sogar unsere Minis, die erst vier oder fünf Jahre alt sind. Es ist momentan sehr wichtig, sich ein bisschen zu bewegen und die Abläufe nicht zu vergessen. "

Und wie sieht so ein Trainingsplan aus? "Wir haben die ersten beiden Wochen vor allem Krafteinheiten für die Mädels vorgesehen, auch Stretching für alle Muskelbereiche stand auf dem Programm", beschreibt Meier das Übungsprogramm. Die Cheerleader haben sich dabei oft per Zoom-Meeting verabredet, um gemeinsam ein Krafttraining zu absolvieren, generell stehen die Mannschaft und das Trainerteam per Whatsapp ständig in Kontakt.

Die nächsten beiden Wochen stehen ganz im Zeichen der Kondition. Damit die Einheiten für die "Flames" nicht zu langweilig werden, lässt sich Coach Meier einiges einfallen. Nicht nur Videos bringen Abwechslung, auch verschiedene Challenges wurden ausgerufen, um die Motivation der Mädchen hochzuhalten. "Beispielsweise mussten die 24 ,Flames' die Strecke von Gaimersheim nach Riesa, Austragungsort der deutschen Meisterschaft, und zurück - immerhin 800 Kilometer - gemeinsam in zwei Wochen zurücklegen. Und zwar zu Fuß oder auf Inlineskates", sagt Meier. "Wer die weiteste Distanz geschafft hat, bekam einen kleinen Preis. "

Zudem läuft zurzeit eine mannschaftsübergreifende Tuck-Challenge bei den Cheerleadern. Alle Videos des Rückwärtssaltos aus dem Stand - sei es auf dem Boden, dem Trampolin oder im Garten - werden auf Instagram hintereinander geschnitten, um den Teamspirit zu stärken. "Das kommt bei den Mädels sehr gut an", sagt die Trainerin.

Natürlich wird auch kontrolliert, ob die Trainingspläne eingehalten und abgearbeitet werden. "Die Kleineren müssen die Einheiten abhaken und unterschreiben. Meine Mädels sind schon zwölf Jahre und älter - die schicken eher Beweisvideos. Die Flyer, die bei den Pyramiden oben stehen, müssen zum Beispiel Bilder ihrer Bodyposition schicken", sagt Meier, die mit Zuverlässigkeit und Fleiß ihrer "Flames" sehr zufrieden ist. "Manche Mädchen haben sogar Airtracks zu Hause und üben darauf das ,Tumbling', also Turnübungen, obwohl das gar nicht verpflichtend ist. Einige haben sich inzwischen sogar neue Elemente selbst beigebracht. "

Cheerleading ist jedoch ein Mannschaftssport und lebt von den synchronen Abläufen und den Hebefiguren - eine schwierige Situation mit Blick auf die deutsche Meisterschaft. "Derzeit können wir außer Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit nicht viel individuell trainieren. Nach der mehrwöchigen Pause müssen wir in einigen Bereichen eventuell wieder von null anfangen", befürchtet Meier. Die Routine sollte man aber trotzdem trocken üben. "Es ist wichtig, den Ablauf im Kopf durchzugehen, um die Counts, also die Zählzeiten, nicht zu vergessen und sich zu merken, wann man wohin gehen muss und was als nächstes kommt. "

Trotz alledem, den Chilis fehlt die Zeit, die Routine wie ursprünglich geplant mit weiteren Elementen aufzuwerten. "Unser großes Ziel war die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft. Wir haben die Qualifikation geschafft und uns riesig darüber gefreut - dann kam das Virus und machte uns einen Strich durch die Rechnung", sagt Meier. "Es ist für uns alle sehr deprimierend, dass wir unsere Routine, die wir seit Juni letzten Jahres mit hohem Aufwand trainiert haben, bei der DM nicht so perfekt zeigen können, wie wir es uns gewünscht hätten, weil wir das erforderliche gemeinsame Training zeitlich nicht leisten können. "

Das ELITE Cheerleading Championship in Bottrop, ein riesiges Event eines privaten Veranstalters mit mehreren Tausend Teilnehmern aus ganz Europa, wurde bereits auf Mitte September verschoben. Der Wettkampf in Bottrop kommt aus Zeitgründen für die Gaimersheimer nicht mehr infrage, die deutsche Meisterschaft ist aber noch für Anfang Juni angesetzt - die Chilis können ihr großes Ziel also noch erreichen.

DK

Sabine Kaczynski