Ingolstadt
"Unsere Chancenverwertung ist katastrophal"

Mit Platz drei liegen die Bundesliga-Frauen des ERC Ingolstadt im Soll - Doch Trainer Christian Sohlmann will mehr

10.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:03 Uhr
Kann auf den Teamgeist bauen: ERC-Trainer Christian Sohlmann fordert von seinem Kader jedoch mehr Effektivität vor dem Tor. −Foto: ur

Ingolstadt (DK) Platz drei haben sie verteidigt und den direkten Vergleich gegen Konkurrent EC Bergkamener Bären gewonnen.

Zufrieden ist Christian Sohlmann, Trainer des ERC Ingolstadt, nach rund zwei Drittel der Bundesliga-Saison deswegen aber nicht. "In der Tabelle stehen wir da, wo wir hin wollen und hin sollen. Aber spielerisch sind wir nicht so weit wie erhofft", sagt der 33-Jährige nach dem Doppelspieltag mit einem 4:2-Sieg und einer 1:2-Niederlage gegen den direkten Verfolger.

Dabei stand die erste Partie gegen Bergkamen fast sinnbildlich für die bisherige Saison der Ingolstädterinnen. Obwohl es dem Kontrahenten weitestgehend überlegen war, musste das Sohlmann-Team wieder lange kämpfen, bis der Sieg feststand. Ein Torschussverhältnis von 47:17 zugunsten der Gastgeberinnen gibt Aufschluss über die Spielanteile, das Ergebnis spiegelt die Verhältnisse aufgrund der schwachen Trefferquote der ERC-Frauen aber einmal mehr nicht wider.

Ein Dauerproblem bei den Ingolstädterinnen. "Bei der Chancenverwertung liegen wir unter elf Prozent. Das ist katastrophal", wird Sohlmann deutlich. Dabei verzeichnet sein Team mit 577 Schüssen auf das gegnerische Tor hinter Spitzenreiter Memmingen (618) den zweithöchsten Wert. Die daraus resultierenden 61 Tore ergeben jedoch die schlechteste Chancenauswertung aller Konkurrenten (10,57 Prozent). Zum Vergleich: Memmingen erzielte 110 Treffer, was einer Quote von 17,8 Prozent entspricht.

Einzig Emma Terres (14 Tore) hat im ERC-Team bisher zweistellig getroffen, dahinter folgen Andrea Lanzl (9), Kiersten Falck (8) und Sybille Kretzschmar (7). "Positiv ist, dass wir 13 verschiedene Torschützen haben und damit recht breit aufgestellt sind", sagt Sohlmann. Für den ehemaligen Stürmer ist dennoch schwer zu verstehen, dass "die Mädels so oft der Torhüterin nur auf den Bauch oder neben das Tor schießen". Vielleicht, so vermutet er, sei das ein mentales Problem. "In jedem Fall ist das schwer in den Griff zu bekommen", zumal von der Ladehemmung praktisch alle Leistungsträger betroffen sind.

Noch zehn Liga-Spiele haben die Ingolstädter Zeit, um an ihrem Hauptproblem zu arbeiten. Ende Februar beginnen dann die erstmals angesetzten Playoffs um den Meistertitel. Die besten vier Mannschaften qualifizieren sich dafür. Dass Ingolstadt dabei sein wird, steht für Sohlmann angesichts von neun Zählern Vorsprung auf Rang fünf praktisch fest. Doch er will mehr. "Nach Möglichkeit sollten wir Dritter werden, um in der ersten Play-off-Runde Spitzenreiter Memmingen aus dem Weg zu gehen. "

Der ECDC gilt schließlich als erster Titelanwärter. In den bisher zwei Liga-Vergleichen unterlagen die Ingolstädterinnen mit 0:3 und 1:4. "Das waren die einzigen Spiele, in denen wir nicht überlegen waren", erinnert sich Sohlmann. Einem Halbfinale gegen Planegg, gegen die es bisher zwei Niederlagen, aber auch zwei Zwei-Punkt-Siege gab, sieht er da wesentlich optimistischer entgegen.

Das Restprogramm erscheint unterdessen günstig, um den gewünschten Rang drei zu verteidigen. Mit Ausnahme der beiden Partien gegen Primus Memmingen warten bis zum Ende der Punktrunde nämlich nur noch Teams aus der unteren Tabellenhälfte. "Wir dürfen uns aber keine unnötigen Punktverluste mehr erlauben", warnt Sohlmann, der mit dem ERC derzeit nur zwei Zähler vor dem Vierten Bergkamen liegt. Die Bären spielen auch noch zweimal gegen Memmingen und noch zweimal gegen den Zweiten Planegg.

Auf eines kann sich Sohlmann indes verlassen: Der Teamgeist und die Einsatzbereitschaft seiner Mannschaft passen. "Sonst hätten wir nicht so viele Spiele in den letzten zehn Minuten noch auf unsere Seite gerissen", sagt er. Ein Vorteil, der im letzten Saisondrittel noch ganz wichtig werden kann. Nicht auszudenken was passiert, wenn seine Spielerinnen dann auch noch den Dreh beim Toreschießen rausbekommen.