Ingolstadt
Entwicklung im Intercity-Tempo

Über Internet-App entdeckt: Merlin Röhl wird nach einem Jahr beim FCI U18-Nationalspieler - Saisonstart mit U19 steht an

26.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:12 Uhr
Gute Perspektiven: Merlin Röhl, U19-Spieler des FC Ingolstadt, wurde schon in die U18-Nationalmannschaft berufen. −Foto: M. Schoch

Ingolstadt - Als wenn es so einfach wäre.

"Es gab einen Scouting-Tag, ich habe vorgespielt - und überzeugt. " Hinter dem, was Jugendfußballer Merlin Röhl da mit knappen Worten erzählt, verbirgt sich indes eine echte Kuriosität. Eine, die den U19-Spieler des FC Ingolstadt innerhalb von etwas mehr als einem Jahr zum Junioren-Nationalspieler gemacht hat.

Im Jahr 2018, Röhl spielte als 16-Jähriger noch beim SV Babelsberg, gab er bei der Internet-App Tonsser einfach mal eine Selbsteinschätzung ab. Vielleicht interessiert sich ja ein größerer Klub dafür. Zu jener Zeit war der FC Ingolstadt gerade eine Kooperation mit dem Internet-Unternehmen eingegangen, ohne allzu große Erwartungen, wie Roland Reichel verrät. "Wir haben den ersten Sichtungstermin als Versuch angesehen. Dass wir dort Nachwuchsspieler für unseren Leistungsbereich entdecken, habe ich ehrlich gesagt nicht unbedingt erwartet", erklärt der Sportliche Leiter des Ingolstädter Nachwuchsleistungszentrums (NLZ). Von den 75 Talenten blieb dann nach einem weiteren Probetraining tatsächlich nur einer übrig: Merlin Röhl.

"Der lange Schlaks hat uns sofort begeistert, weil er für seine 16 Jahre schon unheimlich viel mitbrachte", erinnert sich Reichel. Röhl hatte trotz seines jungen Alters schon sehr konkrete Ambitionen, verließ das Elternhaus in Berlin und zog den Wechsel nach Ingolstadt konsequent durch. "Fußballerisch war es kein großes Problem. Die größere Umstellung war ohne Zweifel die Schule. Jetzt wiederhole ich die elfte Klasse, und alles läuft prima", erzählt Röhl, dessen Karriere im Herbst des vergangenen Jahres gleich den nächsten Höhepunkt erfuhr.

Für die Länderspielreise der deutschen U18-Auswahl nach Israel berief ihn Bundestrainer Christian Wörns ins Nationalteam. Röhl bestritt gegen Serbien (1:2) sein erstes Länderspiel über 90 Minuten. "Ich denke zwar, dass ich besser spielen kann, aber es war schon ganz okay", erzählt Röhl von seinem Debüt. Auch Wörns - Reichel bestätigt das - war von dem Auftritt des Ingolstädter Mittelfeldspielers angetan.

Dabei ist die Entwicklung des derzeit wohl hoffnungsvollsten FCI-Talents noch lange nicht abgeschlossen. "Er ist unheimlich schnell, koordinativ sehr gut und aufgrund seiner Größe auch in der Luft immer sehr präsent", erzählt Reichel. "Grandiose Voraussetzungen", nennt der NLZ-Leiter das, und bescheinigt dem 1,91 Meter großen Röhl eine Entwicklung im "Intercity-Tempo". Dennoch soll der 17-Jährige, der seinen Vertrag beim FCI gerade erst längerfristig verlängert hat, weiter behutsam aufgebaut werden. "Im kommenden Jahr steht das Abitur im Vordergrund, außerdem seine Entwicklung in der U19-Bundesliga", kündigt Reichel an. Weiter will der Nachwuchstrainer momentan nicht planen.

Röhl selbst nennt das vergangene Jahr einen "Traum", bleibt beim Blick in die Zukunft dann aber betont sachlich. "Ich gehe es Schritt für Schritt an. Erstmal will ich Profi werden, alles andere ergibt sich. "

Als nächstes steht für ihn der Rundenstart mit der U19 an. Am kommenden Sonntag (11 Uhr) erwartet der FCI als Achter den Sechsten Eintracht Frankfurt. Die Schanzer brauchen Punkte für den Klassenerhalt. "Wenn wir mit hundert Prozent reingehen, ist alles drin", sagt Röhl. Klingt wie ein Credo, das bislang auch auf seine Karriere passt.

DK

Norbert Roth