Ingolstadt
Aderlass bei den Jungschanzern

Bayernligist FC Ingolstadt II verliert zehn Akteure und verzeichnet sechs Zugänge - Samstag erstes Testspiel

31.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:17 Uhr
Julian Meier
Prominentester Abgang: Stürmer Philipp Herrmann, der in der bisherigen Runde 16-mal für die U21 des FCI getroffen hat, spielt zukünftig für den Oberligisten 1. FC Kaiserslautern II. −Foto: Rimmelspacher, FCI

Ingolstadt - Die Jungschanzer brennen auf das erste Fußballspiel seit Beginn der Corona-Pandemie: An diesem Samstag tritt der Bayernligist zum Testspiel bei den Stuttgarter Kickers an (14 Uhr).

 

Nach der Freigabe durch das bayerische Innenministerium sollen weitere Duelle auch in Bayern folgen. Die Verantwortlichen treiben derweil die Kaderplanung voran.

Seit drei Wochen trainiert der FC Ingolstadt II mittlerweile wieder unter Wettkampfbedingungen. Neu-Coach Thomas Karg (kl. Foto) ist bislang zufrieden mit seiner neuen Aufgabe: "Es ist eine sehr intensive Zeit, wir haben viele Trainingseinheiten. Man merkt, dass die Jungs darauf brennen, dass wir endlich im Elf-gegen-Elf das umsetzen können, was wir im Training erarbeiten. " An diesem Samstag ist es so weit: In Baden-Württemberg treten die Ingolstädter bei Oberligist Stuttgarter Kickers an. Das Spiel darf sogar vor Zuschauer stattfinden. Das ist bei den weiteren Partien (siehe Kasten) nicht der Fall: Am vergangenen Mittwoch hatte das bayerische Innenministerium Testspiele nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit erlaubt.

Bevor es in die entscheidende Phase der Vorbereitung geht, bekommen die Schanzer Anfang August erstmal noch eine Woche Pause. Derzeit wird überlegt, ein Trainingslager beim Vertragspartner Gitschberg Jochtal in Vals (Südtirol) abzuhalten. "Ein paar Tage würden wir sehr gerne noch irgendwo hinfahren", erklärt Roland Reichel, sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ). Sicher ist noch nichts, wie derzeit so viel aufgrund der Corona-Einschränkungen.

Wann der Liga-Neustart erfolgt, steht noch nicht definitiv fest. Dem Vernehmen nach könnte es am 17./18. Oktober wieder losgehen. "Bisher war es immer so, dass man auf den Tag X hingearbeitet hat. So lange es keinen fixen Termin gibt, ist das motivationstechnisch nicht so einfach", sagt Trainer Karg. Immerhin stehen die Gegner für die Vorrunde des neuen Ligapokals schon fest: In Gruppe drei bekommt es der FCI mit Bayernliga-Spitzenreiter FC Pipinsried sowie dem TSV Dachau zu tun. In Hin- und Rückspiel geht es im Herbst um Punkte für die Zwischenrunde, die im nächsten Frühjahr stattfinden wird. Der Sieger des Pokalwettbewerbs qualifiziert sich für das Play-off-Spiel um den Aufstieg in die Regionalliga. "Es steht außer Frage, dass wir alles daransetzen wollen, wieder in die Regionalliga zu kommen", stellt Reichel klar.

Währenddessen nimmt der Kader für die Saisonfortsetzung immer klarere Konturen an. Einige etablierte Kräfte verlassen die Jungschanzer, allen voran Top-Torjäger Philipp Herrmann. Der 20-Jährige, der in der unterbrochenen Spielzeit in der Bayernliga Süd 16 Treffer in 23 Spielen erzielt hat, schließt sich der U21 des 1. FC Kaiserslautern (Vertrag bis 2021 mit Optionen bis 2023) an. "Natürlich schmerzt sein Abgang. Wir sind mit großem Herzschmerz, aber auch sehr verbunden auseinandergegangen", erklärt Reichel. Herrmann war 2018 von der SpVgg Unterhaching in die Schanz gekommen und war nach dem Zwangsabstieg in die Bayernliga im vergangenen Jahr zum Stammspieler gereift. Jetzt geht er in die Pfalz, wo auch seine Familie herkommt. "Ich freue mich riesig auf die neue Aufgabe und Herausforderung bei meinem Herzensverein FCK. Hier möchte ich als nächsten Schritt meiner Entwicklung gerne zum Profispieler reifen", wird Herrmann in der Pressemitteilung der Pfälzer zitiert. Ein Wunsch, der ihm beim FCI verwehrt blieb. "Es steht alles in den Sternen, weil wir auch nicht wissen, wie es bei den Profis weitergeht. Somit hat er sich völlig zurecht umgehört. Es ist verständlich, ihm die Möglichkeit zu geben, nach Kaiserslautern zu gehen", sagt Reichel.

 

Ersatz steht auch schon parat: Mit Patrick Görtler haben die Schanzer bereits im Winter einen treffsicheren Vollstrecker geholt, dazu werden von der U19 Justin Butler, Fabio Meikis und Renato Domislic hochgezogen. "Wir sind vorne richtig gut besetzt. Ich hoffe, dass einer in die Fußstapfen von Philipp tritt", meint Reichel.

Weitere Abgänge gibt es in der Abwehr zu verzeichnen: Verteidiger Gabriel Weiß verlässt den FCI nach neun Jahren und wechselt zu Regionalligist FC Gießen. "Gabriel hat die Möglichkeit bekommen, eine Liga höher zu spielen. Daher ist sein Wechsel verständlich", sagt Reichel. Dazu verlässt Innenverteidiger Joseph Königsdorfer den Verein Richtung TSV Rain/Lech. "Joseph war bei uns lange eine Identifikationsfigur. Jetzt ist er Papa geworden und hat ein Augenmerk darauf, dass er nebenher wieder in den Beruf einsteigen kann. Das wäre bei uns nicht gegangen", erklärt Reichel. Dazu wurden die Verträge von Noah Schorn, Ünal Altintas, Dominik N'Gatie, Maurice König und Masaaki Takahara nicht verlängert. Leon Musial und Felix Bachmann verlassen die Ingolstädter für einen USA-Auslandsaufenthalt.

Zwei Neuzugänge stehen auch bereits fest, wobei der Begriff Neuzugang nur zum Teil zutrifft: Dominik Schröder (VfR Neuburg) und Florian Rauh (VfB Eichstätt) wurden beide beim FCI ausgebildet und kehren nach kurzem Intermezzo wieder zurück auf die Schanz. "Ich kenne beide noch von der U19. Deswegen wünsche ich mir, dass sie sich nahtlos einfügen und die Erfahrung mit einbringen, die sie im Herrenbereich schon gesammelt haben", meint Trainer Karg.

Für Torhüter Rauh dürfte es am Ende wenig Spielzeit geben. "Wir sind in den Trainingseinheiten auf der Torwartposition relativ dünn besetzt. Deswegen haben wir bei Florian angefragt, ob er wieder dabei sein will - wohlwissend, dass er neben Markus Ponath oder Lukas Schellenberg eher weniger Einsätze bekommen wird", meint Reichel. Beide werden aber häufiger bei den Profis mittrainieren. Für Mittelfeldmann Schröder gibt es sogar familiäre Unterstützung: Sein Bruder Lukas wird von der A-Jugend in den Herrenbereich wechseln.

Abgeschlossen ist die Kaderplanung aber noch nicht. Trainer Karg hätte gerne mehr Alternativen: "Der Kader ist momentan noch relativ dünn, was natürlich auch damit zu tun hat, dass die Kadersituation bei den Profis noch nicht geklärt ist. Aber mit den Jungs, die ich zurzeit zur Verfügung habe, bin ich insgesamt sehr zufrieden. "

DK

Julian Meier