Allersberg
Neue Perspektive in Polen

Der Allersberger Fußballprofi Michael Heinloth wechselt zum Erstligisten Zaglebie Sosnowiec

06.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:19 Uhr
Freut sich auf die polnische Ekstraklasa: Der Allersberger Fußballprofi Michael Heinloth wechselt zum Erstligisten Zaglebie Sosnowiec bei der Vorstellung mit Sportdirektor Robert Stanek. −Foto: Fotos: Zaglebie Sosnowiec

Allersberg (HK) Für den Allersberger Michael Heinloth hat ein neues sportliches Abenteuer begonnen: Der 26-jährige Fußballprofi gab am Freitag sein Startelfdebüt für den polnischen Erstligisten Zaglebie Sosnowiec.

Nach Spielzeiten beim 1. FC Nürnberg, dem SC Paderborn und NEC Nijmegen ist das in Schlesien gelegene Sosnowiec Heinloths vierte Station als Fußballprofi. Der Allersberger hofft, beim Aufsteiger schnell Fuß zu fassen, möglichst viele Spiele zu absolvieren und somit seinen Teil zum angestrebten Ziel Klassenerhalt beitragen zu können. Trainiert wird Heinloths neuer Verein vom 43-jährigen Dariusz Dudek, dem Bruder des ehemaligen Weltklassetorhüters Jerzy Dudek, der vielen Fußballfans noch aus seiner Zeit beim FC Liverpool (2001 bis 2007) ein Begriff sein dürfte. "Der erste Eindruck von meiner neuen Mannschaft ist gut. Auch mit dem Trainer komme ich gut zurecht. Dariusz Dudek hat eine klare Spielidee und kann gut motivieren", sagt Heinloth.

Zustande gekommen ist Heinloths Wechsel in die polnische Ekstraklasa mithilfe eines ehemaligen Vereinskollegen von seinem vorherigen Klub NEC Nijmegen. Dessen Berater erfuhr, dass der polnische Erstligist auf der Suche nach einem Rechtsverteidiger ist und kontaktierte daraufhin Heinloth. Anders als bei seinem Wechsel vor zwei Jahren nach Nijmegen, reiste der Allersberger dieses Mal zunächst zu seinem neuen Verein, um sich ein Bild von den Gegebenheiten und der Stadt zu machen. "Es war doch nochmal eine größere Umstellung als damals bei meinem Wechsel in die Niederlande. Andere Sprache, andere Währung - es dauert sicher etwas, bis ich mich akklimatisiere." Vor allem die polnische Sprache wird der Rechtsverteidiger wohl nicht so schnell beherrschen. "Bei Besprechungen ist immer ein Dolmetscher dabei, mit Englisch kommt man hier nur einigermaßen über die Runden." Immerhin ist mit Junior Torunarigha noch ein weiterer Deutscher in seinem Team.

Trotz dieser Umstände und obwohl auch das Stadion etwas veraltet ist, ist Heinloth überzeugt, mit dem Wechsel den richtigen Schritt getan zu haben. "Auch wenn heuer kein polnischer Verein die Qualifikation für die Champions League geschafft hat, weist die Liga ein gutes Niveau auf. Die Topteams Lech Posen und Legia Warschau können auch mit den 'Mittelklasse'-Vereinen der Bundesliga mithalten. Der Rest der Liga ist sehr eng und hat auf jeden Fall deutsches Zweitliganiveau."

Auf ähnlichem Niveau konnte Heinloth in der vergangenen Spielzeit nicht mehr spielen. Mit NEC Nijmegen war er nach der Saison 2016/17 aus der niederländischen Ehrendivision abgestiegen. Zwar blieb Heinloth dem Verein auch in der zweiten Liga erhalten, jedoch wurde ihm schnell klar, dass er wechseln würde, sollte die Mannschaft den sofortigen Wiederaufstieg in die Ehrendivision verpassen. "Der Unterschied zwischen erster und zweiter Liga ist in den Niederlanden schon sehr groß", sagt der 26-Jährige, der das Leistungslevel dort irgendwo zwischen der deutschen dritten Liga und der Regionalliga einstuft. "Wir haben den Aufstieg leider knapp verpasst. Es war dann für beide Seiten gut, den Vertrag aufzulösen. Ich wollte wieder höherklassig spielen und Nijmegen musste mein für die 2. Liga doch ordentliches Gehalt nicht mehr zahlen." Bereut hat er die Zeit in den Niederlanden aber nicht: "Vor allem das erste Jahr war lehrreich. Die erste Liga hat ein super Niveau, sie ist ähnlich stark wie die polnische."

Ebenfalls eine Rolle bei seinem Wechsel nach Polen hat die Nähe zu seiner Heimat Allersberg gespielt. Die 200000-Einwohnerstadt Sosnowiec liegt im Südwesten des Landes und mit dem Auto nur rund eine dreiviertel Stunde von Krakau entfernt. Von dort wiederum ist die Zugverbindung nach Nürnberg sehr gut. "Da sich meine Frau mitten im Referendariat befindet und deswegen nicht mitkommen konnte, hoffe ich trotzdem, dass wir uns so oft wie möglich sehen können."

Und noch ein weiteres Argument hatte für ihn Gewicht: Während in der zweiten niederländischen Liga vergleichsweise wenig Zuschauer kamen und die Spiele teils provinziellen Charakter hatten, freut sich Heinloth jetzt in Polen wieder auf volle Stadien. "Die Polen sind fußballverrückt. Als Sosnowiec letzte Saison den Aufstieg perfekt gemacht hat, haben die Fans hier richtig Party gemacht. Bei unserem nächsten Spiel in Posen rechne ich mit 30000 bis 40000 Zuschauern." Heinloths Team wird gegen den Meisterschaftsanwärter klarer Außenseiter sein. Darum war der 3:0-Sieg am Freitag bei seinem Startelfdebüt gegen Pogon Stettin wichtig, um nicht früh ans Tabellenende zu gelangen. Die ersten beiden Partien der Saison hatte sein neuer Klub nämlich verloren, Heinloth war lediglich bei der zweiten gegen Zaglebie Lubin eine halbe Stunde zum Einsatz gekommen. "Ich hoffe, dass sich unser Team schnell einspielt und wir den Klassenerhalt schaffen." Sollte dies nicht der Fall sein und Heinloth nicht mindestens die Hälfte aller Ligaspiele bestreiten, löst sich sein Vertrag wieder auf. An ein "Was-wäre-wenn-Szenario" will Heinloth jetzt aber nicht denken. "Ich bin im besten Fußballalter und will einfach die nächsten Jahre auf gutem Niveau spielen."

Christoph Enzmann