Eysölden
Mit Vollgas in die Saison

Der Eysöldener Rennfahrer Gabriel Noderer blickt zuversichtlich auf den Start der IDM Ende April

02.04.2021 | Stand 23.09.2023, 17:47 Uhr
"Konstanz in die gute Leistung bringen" hat sich Gabriel Noderer für diese Saison vorgenommen. Für dieses Ziel hat er körperlich und mental hart gearbeitet. −Foto: Bourge

Eysölden - "Ich denke, dass wir gut vorbereitet sind und uns viel erhoffen können", sagt Gabriel Noderer mit Blick auf die Saison der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM Supersport 600), die Ende April startet.

Der Rennfahrer aus Eysölden ist verletzungsfrei durch den Winter gekommen und hat nun Trainingseinheiten in Spanien und Frankreich hinter sich.

Doch ein Spaziergang wird es für das Team von Emil Weber nicht. "Es ist ein international wahnsinnig starkes Feld", sagt Noderer. Dennoch: Nach dem Finale auf dem Hockenheimring im vergangenen September war zwar ein Podestplatz nicht drin, die Formkurve zeigte aber nach oben. "Ich will Konstanz in die gute Leistung bringen", sagt der 24-Jährige, "ich habe körperlich und mental hart daran gearbeitet".

Den Winter über hielt er sich mit Laufen und Indoor-Radfahren sowie Yoga fit. Krafttraining steht bei Noderer etwas weiter hinten auf der Liste, denn "zu viel Muskelmasse ist nicht gut für den Sauerstoffverbrauch". Für Rennfahrer gebe es nicht die eine Formel, wie sie trainieren sollten, jeder müsse auf seinen eigenen Körper schauen. Der Motorsportler baut Muskeln eher schnell auf, deshalb setzt er auf Ausdauer und Yoga. Letzteres "habe ich für mich entdeckt, es ist gut für die Beweglichkeit".

Auch mental gilt es, beweglich zu bleiben. Noderer bereitet die Rennstrecken vor, fährt sie im Kopf ab, pickt sich seine Schwachstellen heraus. Den Beweis dafür, dass sich das lohnt, hat er schon: "Ich war mit der Stärkste in meinen vorher schwachen Kurven", blickt er zurück. Außerdem notiert er sich Bremspunkte, wann er schaltet. Das bringt nicht nur Ruhe in den Prozess, "ich habe auch gemerkt, dass ich mit Rückschlägen besser umgehen kann". Probleme mit den Reifen, schlechtes Wetter, all das greife ihn nicht mehr so an. "Es gilt aus jeder Situation zu lernen, dann gibt es nur noch Lösungen. "

Doch natürlich muss ein Rennfahrer auch auf dem Motorrad sitzen. Vor Kurzem hat Noderer seinen Rennkollegen Mika Pérez in Altea in Spanien besucht, um mit ihm zu trainieren. Gemeinsam sind sie 2017 in der Supersport-300-Weltmeisterschaft angetreten, seitdem halten sie Kontakt, wollten immer einmal miteinander trainieren. Corona hat nun dafür gesorgt, dass beide die Zeit dafür hatten. Mit dem Pitbike - einem kleinen und leichten Motorrad - ging es einen Tag auf die Strecke, am zweiten war das Wetter zu schlecht. Doch davon ließen sich die beiden die Laune nicht verderben und sattelten kurzerhand aufs Mountainbike um.

Doch Altea war nicht die einzige Station. In Barcelona etwa trainierte Noderer auf einer "Flat-Track"-Strecke. Dabei fährt man nicht auf Teer, sondern auf einem Kalk-Sandstein-Boden, der sich ständig verändert. Nur am Morgen wird die Strecke einmal gewässert und gewalzt, das war's, erklärt der Rennsportler. "Alle zwei Runden hat man also einen komplett anderen Untergrund, man muss sich also ständig neu einstellen. " Das macht nicht nur viel Spaß, sondern bringt auch technisch etwas, denn das Motorrad rutscht viel mehr als gewohnt.

Anschließend ging es weiter nach Frankreich, wo der 24-Jährige mit seinem Team zusammentraf. Dass Noderer in Spanien und Frankreich trainiert, hat übrigens nicht nur mit den höheren Temperaturen zu tun: Dort gibt es nicht nur deutlich mehr Rennstrecken, auf ihnen zu fahren ist zudem deutlich günstiger als in Deutschland. In Frankreich regnete es am ersten Tag, sodass Noderer keine einzige Runde fuhr - zu gefährlich. Am zweiten Tag waren dann die Wolken verschwunden und das Team konnte starten. Denn der Eysöldener wollte die neue Kupplung ausprobieren - auch vor dieser Saison wurde das Reglement wieder ein wenig verändert. Fazit: "Recht positiv", die Saison kann kommen.

Dennoch sind nicht alle Sorgen ausgestanden. Der Rennsport sei teuer, sagt Noderer, der auf Sponsoren angewiesen ist, und Corona hat ebenfalls ein großes Loch gerissen. Deshalb hat er sich in diesem Jahr etwas Neues überlegt: Motorradsportfreunde können ihn gemäß des "Support your local hero"-Prinzips unterstützen. Sie werden so Mitglied im "Supporter Club", bekommen einen Ausweis, können ein Geschenk auswählen und bekommen News rund um den Sport per E-Mail und Kurznachricht zugesandt. Kreativität ist also gefragt, denn es sei zunehmend schwerer geworden, Sponsoren zu gewinnen, erklärt Noderer. Das habe unter anderem auch damit zu tun, dass der Rennsport zuvor mehr Aufmerksamkeit erfahren habe, was sich etwa an den Tickets früher für den Hockenheimring ablesen lasse - die waren noch vor einigen Jahren schneller ausgebucht.

Doch all das sind Schwierigkeiten, von denen sich Noderer nicht ausbremsen lassen will, schließlich hat er schon viel dafür getan, da zu sein, wo er heute steht. Der Motorradsport hat ihn seit frühster Kindheit begeistert: "Ich habe mir das schon immer gerne im Fernsehen angesehen", auch Opa, Papa und Onkel befeuerten das Interesse. Letzterer hatte eine Werkstatt und ist sogar selbst Rennen gefahren. Dennoch hat der Eysöldener dann seine Eltern so lange "bearbeitet", bis sie ihm die Teilnahme an einem Kurs schenkten - auch in der Hoffnung, dass die Lust auf den Rennsport vielleicht nachlassen würde. Das funktionierte nicht: Mit zwölf Jahren begann seine Karriere 2009 beim ADAC Minibike Cup. An seine Anfänge kann sich Noderer noch gut erinnern und unterstützt darum das Nürnberger Talent Julian Leitenberger. Denn etwas mehr Zusammenhalt unter den Fahrern ist etwas, was sich der 24-Jährige für seinen Sport wünschen würde.

HK

Tina Steimle