Hilpoltstein
"Eine Saison mit jeder Menge Fragezeichen"

2. Tischtennis Bundesliga: Umbruch beim TV Hilpoltstein um Alexander Flemming - Chance für Hörmann?

02.09.2021 | Stand 29.10.2021, 3:35 Uhr
Standortbestimmung im Pokal: An diesem Sonntag ist die neue Bundesliga-Mannschaft des TV Hilpoltstein um Hermann Mühlbach (von links), Hannes Hörmann, Matthias Danzer, Sebastian Hegenberger und Alexander Flemming in Saarbrücken gefordert. Die beiden Neuzugänge Andy Pereira und Petr Fedotov dürfen derzeit noch nicht nach Deutschland einreisen. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein - Das Warten hat ein Ende: Mit einer Mischung aus Skepsis und Ungewissheit, aber auch einer Menge Vorfreude gehen die Tischtennis-Spieler des TV Hilpoltstein am Wochenende in das neue Zweitliga-Jahr, das traditionell mit der Pokalrunde eröffnet wird.

Es ist zugleich auch der Beginn einer neuen Normalität in bewegten Corona-Zeiten mit vielen personellen und strukturellen Änderungen auf und abseits der blauen Tische.
Vorab die gute Nachricht: Es soll wieder gespielt werden, vorausgesetzt Corona macht dem Vorhaben nicht wieder einen Strich durch die Rechnung. Der DTTB will den Spielbetrieb auf jeden Fall durchziehen und peilt die baldige Rückkehr zur Normalität an, womit er den Nerv aller Beteiligten trifft. "Wir sind heiß auf die neue Saison", bringt es Alexander Flemming, der seit 2009 dem TV angehört und langsam in die Rolle des sportlichen Leiters hineinwächst, auf den Punkt.

Der TV-Kapitän war ebenso wie seine Mannschaftskollegen in den vergangenen eineinhalb Jahren nur sporadisch in den Genuss eines Turniers oder Punktspiels gekommen. Während Spieler mit Profistatus ihrem "Beruf" in der Bundesliga und bei internationalen Turnieren, ja sogar den olympischen Spielen - wenn auch unter Ausschluss des Publikums - nachgehen konnten, mussten sich von Liga zwei an abwärts viele in Verzicht üben.

Personellen Stillstand gab es im vergangenen halben Jahr dennoch nicht. Ganz im Gegenteil: Dennis Dickhardt hat den TV Hilpoltstein nach zehn Jahren verlassen und sich dem Oberligisten Eintracht Frankfurt angeschlossen. Es war ein bewegender Abschied mit mehr als nur einer Träne im Knopfloch (Der Hilpoltsteiner Kurier berichtete ausführlich). Beim Pilot der Swiss Air haben sich Prioritäten deutlich in Richtung Familie verschoben. Dickhardt will künftig mehr Zeit mit Töchterchen Lou verbringen. Auch David Reitspies, der unter den Corona-bedingten Einreisebestimmungen von und nach Tschechien litt, konnte keinen geregelten und sicheren Spielablauf mehr garantieren. Daher zog der Tscheche schweren Herzens die Reißleine. Doch im Notizbuch der Hilpoltsteiner bleibt der Lange eine feste Größe. Eine Rückkehr an die Schwarzach ist keineswegs ausgeschossen.

Für Dickhardt und Reitspies werden in die Burgstadt künftig der Kubaner Andy Pereira und der Russe Petr Fedotov an der Platte stehen. Linkshänder Pereira ist vor allem "attraktiv fürs Doppel", hofft Abteilungsleiter Ullrich Eckert. Zuletzt wurde der Kubaner mit dem TTC Wiener Neustadt österreichischer Meister. Pereira lebt und trainiert in Bad Aibling. Normalerweise jedenfalls. Doch nach seinem letzten Abstecher nach Kuba ist sein Pass, den er bei dieser Gelegenheit hinterlegen musste, unauffindbar. Allerdings malen die bürokratischen Mühlen des Karibikstaates so langsam, dass Pereira auf der Insel festsitzt und für die Pokalrunde am Sonntag nicht zur Verfügung steht.

Noch größeres Ungemach mit seinen Ausweisdokumenten droht Hilpoltsteins zweitem Neuzugang, dem Russen Petr Fedotov. Der 23-Jährige aus St. Petersburg bemüht sich seit Wochen um sein Visum für eine dauerhafte Einreise nach Deutschland - Ausgang völlig offen. Auch Fedotov wird den Hilpoltsteinern zum Auftakt am Wochenende fehlen. "Es sind zwei Überraschungspakete", beschreibt Alexander Flemming die Situation.

Die personell angespannte Lage könnte dazu führen, dass TV-Talent Hannes Hörmann schneller als geplant an die erste Mannschaft herangeführt werden muss. Ob der Jugend-Nationalspieler dem Zweitligateam schon weiterhelfen kann, bleibt abzuwarten. Geblieben sind Dauerbrenner Alexander Flemming, der als Kapitän und sportlicher Leiter mehr in den administrativen Bereich eingebunden wird, und Hermann Mühlbach, der sich trotz seines frühen Scheiterns bei den deutschen Meisterschaften in Bremen Spielpraxis geholt hat.

"Wir stehen vor eine Saison mit jeder Menge Fragezeichen", fassten die Abteilungsleiter Uli Eckert und Robert Nachtrab beim Pressegespräch am Mittwoch zusammen. Nach Lage der Dinge kann es also nur um den Klassenerhalt gehen. Eine erste Standortbestimmung gibt der Auftritt am kommenden Sonntag in Saarbrücken, wo die Hilpoltsteiner in der Vorrunden-Gruppe drei des DTTB-Pokals auf den 1. FSV Mainz 05, die NSU Neckarsulm und den 1. FC Saarbrücken II treffen. Dabei tritt der TVH mit Alexander Flemming, Hermann Mühlbach und den beiden Reservisten Matthias Danzer und Sebastian Hegenberger an.

HK