Thalmässing
"Das Gesamtpaket stimmt einfach"

Der Thalmässinger Fußballer Marcel Schiller hat sich in Bayreuth einen Stammplatz erkämpft - und nun bis 2021 verlängert

14.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:33 Uhr
Startet in Bayreuth so richtig durch: Seit Marcel Schiller von Trainer Timo Rost zum Außenverteidiger umfunktioniert wurde, ist er beim Tabellenvierten der Regionalliga Bayern unumstrittene Stammkraft. Auch im Hinspiel gegen den VfB Eichstätt (grüne Trikots) gehörte der Thalmässinger - damals noch als Offensivspieler - zur Startelf. −Foto: Traub (Archiv)

Thalmässing - Marcel Schiller fühlt sich wohl in Bayreuth. Der 23-jährige Fußballer aus Thalmässing hat seinen Vertrag beim Tabellenvierten der Regionalliga Bayern um ein weiteres Jahr bis 2021 verlängert. Seinen Traum vom Profifußball hat er trotzdem noch nicht komplett begraben.

 

"Es ist eine beeindruckende Entwicklung, die die Mannschaft seit Sommer 2018 genommen hat", sagt Schiller. "Und ich freue mich, ein Teil dieser positiven Entwicklung zu sein. " Der Thalmässinger war damals dem Ruf von Joe Albersinger gefolgt, der ihn zuvor bei der zweiten Mannschaft des FC Ingolstadt 04 trainiert hatte. Doch unter Albersinger erwischten die Bayreuther einen katastrophalen Start in die Saison 2018/19. Nachdem nach den ersten neun Spieltagen nur vier Punkte auf dem Bayreuther Konto standen, musste Albersinger gehen. Ex-Profi Timo Rost, einst Kapitän der Bundesliga-Mannschaft von Energie Cottbus, übernahm und führte die Mannschaft noch bis auf den neunten Platz. Nicht selten kommt es im Fußball vor, dass Spieler unter dem einem Trainer Stammspieler sind und beim anderen plötzlich auf das Abstellgleis geraten. Doch Marcel Schiller - der zuvor bereits drei Saisons für den FC Ingolstadt 04 II in der Regionalliga kickte - kam in der vergangenen Spielzeit in insgesamt 29 Partien zum Einsatz und trug mit fünf Toren und zwei Vorlagen nicht unwesentlich zur erfolgreichen Aufholjagd der SpVgg bei. Auch wenn Schiller in der aktuellen Saison, in der die Bayreuther unter Rost weiter auf der Erfolgswelle schwimmen, zunächst nicht regelmäßig zum Einsatz kam und einige Spiele von der Bank aus verfolgen musste, kommt er mit Rost sehr gut zurecht. "Er hat den perfekten Draht zur Mannschaft und schafft es, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. " Und auch Rost lobt Schiller: "Marcel ist ein sehr flexibler Spieler. Er kann praktisch jede Außenposition besetzen und das hilft uns enorm weiter. " Dass er nicht immer gespielt habe, kann Schiller sogar ein Stück weit nachvollziehen. "Wir haben einen sehr großen und ausgeglichenen Kader. 18, 19 sind Spieler sind fast auf einem Niveau. Es sind dann oft Nuancen, die darüber entscheiden, ob man in der Startelf steht oder nicht. " Ausschlaggebend für seine Vertragsverlängerung waren aber nicht nur sein guter Draht zum Trainer und die positiven Ergebnisse, sondern auch, dass es in der Mannschaft stimme. "Die Stimmung innerhalb des Teams ist super, wir sind ein eingeschworener Haufen. Mit vielen Spielern unternehme ich auch privat etwas, es sind Freundschaften entstanden", sagt Schiller. "Das Gesamtpaket in Bayreuth stimmt einfach für mich. "

Wenn Schiller an die bisherige Saison 2019/2020 in der Regionalliga Bayern zurückdenkt, ist ihm eine Partie ganz besonders im Gedächtnis geblieben. Vielleicht war das Spiel gegen den Titelkandidaten und aktuellen Tabellenzweiten FC Schweinfurt 05 am 12. Oktober 2019 ja sogar entscheidend für Schillers weiteren Karriereweg. Er saß anfangs auf der Bank, musste aber bereits in der 21. Minute aufs Feld. Bayreuths Außenverteidiger Patrick Weimar hatte die gelb-rote Karte gesehen und da kein Verteidiger mehr zur Verfügung stand, beorderte der Trainer den Thalmässinger auf die Position links hinten in der Vierer-Abwehrkette. In den bisherigen Spielen unter Rost hatte er stets als Offensivspieler - meist auf dem linken Flügel - agiert. Doch gegen Schweinfurt machte er seine Sache so gut, dass er sich als linker Außenverteidiger in der Bayreuther Mannschaft festspielte. "Dieses Spiel war für mich das Highlight der Saison, zumal wir es ja auch noch 3:1 gewonnen haben, obwohl wir über eine Stunde in Unterzahl agierten. " Und Schiller freundete sich schnell mit der neuen Position an. "Wenn mir vor der Saison einer gesagt hätte, dass ich künftig Außenverteidiger spiele, hätte ich denjenigen belächelt", sagt er. "Doch es macht mir Spaß. Unsere Spielphilosophie ist so ausgelegt, dass sich auch die Außenverteidiger immer wieder mit nach vorne einschalten sollen. Das kommt mir sehr entgegen und so kann ich auch meine Schnelligkeit immer wieder ausspielen. " Schiller versuchte sein Spiel zu perfektionieren und schaut sich dabei auch das ein oder andere von internationalen Topstars ab. "Wie Marcelo oder Dani Carvajal von Real Madrid spielen, finde ich faszinierend. Aber auch wie der junge Alphonso Davies jetzt als Außenverteidiger bei Bayern München durchstartet, beeindruckt mich. "

Weitere Höhepunkte sind für Schiller auch stets die Spiele gegen den VfB Eichstätt. "Dort schauen jedes Mal viele Bekannte von mir zu. " Und auch sportlich hat der Thalmässinger gute Erinnerungen an die Partien in der Domstadt. Im Hinspiel setzte sich sein Team dank eines frühen Treffers von Christoph Fenninger mit 1:0 durch. In der vergangenen Saison 2018/19 gelang Schiller selbst - damals noch als Offensivspieler - der einzige Treffer für die SpVgg, der immerhin zu einem 1:1 gegen den späteren Vizemeister und bayerischen Amateurmeister reichte.

Obwohl Marcel Schiller im Dezember bereits 23 Jahre alt geworden ist, hat er seinen Traum, Profifußballer zu werden, noch nicht ganz begraben. "Sag niemals nie. Es hat auch in der Bundesliga schon Spätzünder gegeben. Ich glaube schon, dass auch bei unseren Spielen immer mal wieder Scouts von Profiklubs zuschauen. Ich spiele immerhin Regionalliga. " Druck mache er sich trotzdem keinen. Obwohl sein Gehalt als Vertragsamateur passt und "zum Leben reicht", hat sich Schiller ein zweites Standbein aufgebaut. "Mit einem Kumpel zusammen habe ich ein Modelabel gegründet. Das läuft ganz gut. Wir haben einen Onlineshop und kümmern uns um alles selbst. Dazu gehören etwa Entwürfe, Marketing und Verkauf. " Der 23-Jährige wohnt nach wie vor in Thalmässing, hat ansonsten aber nur noch wenige Verbindungen in die Marktgemeinde. "Ich bin relativ viel in Nürnberg unterwegs und habe dort auch meinen Freundeskreis. Da auch viele aus meiner Mannschaft aus der Nürnberger Gegend stammen, bilde ich mit ein paar Spielern regelmäßig eine Fahrgemeinschaft nach Bayreuth. "

Die aktuelle Situation lässt es nicht anders zu, dass Schiller sich momentan vor allem zu Hause in Thalmässing aufhält. Das Bayreuther Trainerteam hat ihm und seinen Teamkollegen einen Plan an die Hand gegeben, um sich so gut es geht fit zu halten. Neben Ausdauerläufen und Sprints muss Schiller auch Stabilisations- und Kraftübungen absolvieren. "Rund um Thalmässing gibt es zum Glück ein paar tolle Strecken zum Laufen, dafür ist die Gegend wirklich perfekt. " Trotzdem vermisst wie jeder Fußballer natürlich auch er den Ball an den Füßen. "Ich hab schon noch die Hoffnung, dass die Saison bald zu Ende gespielt werden kann. " Dass es keine Geisterspiele geben wird, findet Schiller aber sehr gut. "Unsere Heimspiele sind immer sehr gut besucht und auch zu den Auswärtsspielen kommen viele Fans mit. Ihre Anfeuerungsrufe sind zusätzliche Motivation für uns. Da würde einfach etwas fehlen, wenn sie nicht mehr dabei wären. "