Roth
Bernd Eichhorn, die zweitschnellste Frau

18.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:51 Uhr

 

Roth (HK) Bernd Eichhorn schüttelt im Ziel ungläubig den Kopf. Eigentlich hatte er an Weltmeisterin Chrissie Wellington dranbleiben wollen, am besten wollte er kurz vor ihr einlaufen. "Schnellste Frau", war sein scherzhaftes Ziel.

Das ist etwas überraschend Alexander Schrüfer vom TV Thalmässing, der seine Bestzeit zwar verfehlt, aber mit 8:56:59 Stunden noch vor einem völlig kaputten Marcus Mittelstädt (TSG Roth) einläuft. "Ich habe mich auf dem Rad mehr verausgabt als sonst", sagt Schrüfer. Trotzdem hat er Marcus Mittelstädt überholt. "Ich dachte, der kommt noch beim Laufen", sagt Schrüfer. Doch er kam nicht mehr. Erst als der 33-jährige Schrüfer schon gut eine Minute im Ziel ist, trudelt ein enttäuschter Mittelstädt ein, biegt kommentar- und kraftlos Richtung Sanitätszelt ab und legt sich völlig ausgepumpt ins Gras. Eigentlich hatte er sich eine Zeit von unter 8:30 Stunden vorgenommen – und jetzt das. "Ich wollte nach zehn Kilometern auf dem Rad schon aufhören", sagt der 29-jährige Sportlehrer vom Rother Gymnasium. "Aber da waren so viele Leute aus der Schule an der Strecke, da kann man nicht aussteigen." Doch der Challenge 2010 "war das Schlimmste, was ich je erlebt habe. Es war scheiße von Anfang an." Nur sein Minimalziel, unter neun Stunden, konnte Mittelstädt noch ins Ziel retten. Jetzt ist für ihn Schluss mit Roth. Der Ironman in Klagenfurt und die WM auf Hawaii stehen noch auf dem Stundenplan, dann ist Schluss mit der Langdistanz. "Nur noch Training und Arbeit, Arbeit und Training, das kann es ja nicht sein im Leben."

Seine sportliche Zukunft lässt Mittelstädts Vereinskollege Michi Hofmann noch offen. Im Vorjahr als strahlender Firefighter-Weltmeister hielt er jubelnd eine Frankenfahne in die Luft und schrie seinen Jubel heraus. Heuer schleicht er ins Stadion, die kleine Fahne lässt er noch vor der Ziellinie erschöpft fallen, Hofmann taumelt Rennleiter Felix Walchshöfer kraftlos in die Arme. Dazu plärren die Toten Hosen aus den Lautsprechern: "Steh auf, wenn du am Boden bist."

Das Lied hat sich Michi Hofmann selbst gewünscht. Er hatte schon so etwas erwartet. Das ganze Jahr über lief es schlecht für ihn, Krankheiten, private Probleme, er kam nie in Schwung. Das setzt sich am Sonntag im Wettkampf nahlos fort. "Ich hatte Beine aus Gummi." Schon in der ersten Radrunde habe sich der Berufsfeuerwehrmann von der TSG Roth die Frage gestellt: "Was mache ich hier eigentlich" In der zweiten Runde denkt er sich: "Wenn ich jetzt aufhöre, steige ich das erste Mal aus." Und dann besinnt sich Michi Hofmann auf die Toten Hosen – und steht wieder auf.

Immerhin reicht seine Leistung noch zu Bronze in der Feuerwehrwertung und zu Gold mit der TSG Roth in der deutschen Mannschaftsmeisterschaft. Vor dem TV Thalmässing mit Schrüfer, Fritz Buchstaller und Stefan Treiber, der bei seinem zweiten Challenge tolle 9:24:54 Stunden lief. Gold und Bronze – das alles ist aber kein Trost für Hofmann. Wie ein Häuflein Elend sitzt er im Ziel, während Chrissie Wellington neben ihm schon wieder tanzend und lachend Finisher in Empfang nimmt. Wellington, die alte und neue Weltrekordlerin. Oder wie Bernd Eichhorn sagen würde: der siebtschnellste Mann.