Roth
17 Club-Treffer im Rother Sportpark

Profimannschaft des 1. FC Nürnberg zeigt sich beim 17:1-Testspiel-Sieg gegen die TSG Roth in Torlaune

06.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:00 Uhr

Roth (HK) Eine Lehrstunde in Sachen Fußball hat die Profimannschaft des 1. FC Nürnberg gestern Abend der sechs Klassen tiefer spielenden TSG Roth erteilt. 1:17 hieß es am Ende des launigen Testspiels, das sich die Rother gerade in der ersten Hälfte wohl anders vorgestellt haben. Selbst die Rother Club-Legende Heini Müller war vom 0:11-Halbzeitstand etwas überrascht.

Für den Angreifer der Nürnberger Meistermannschaft von 1961 war dieses Aufeinandertreffen vor rund 2500 im Rother Leoni-Sportpark freilich ein Besonderes. Als gebürtiger Rother und jahrelanger Spieler des damaligen TSV Roth war Müller 1955 zum Club gewechselt. Der heute 84-Jährige hatte dann auch die Ehre, gemeinsam mit Club-Trainer Michael Köllner den Anstoß der Partie auszuführen. Dabei zog er sich extra die Fußballmontur aus seiner aktiven Zeit an. "Ein weit ausgeschnittenes Trikot, damit man gut Luft bekommt, denn auswechseln durfte man damals ja noch nicht", erzählte er. "Heute wäre das unvorstellbar."

Die Geschichte des Spiels ist dann schnell erzählt. Natürlich war es das Vorhaben des Rother Teams um Trainer Taner Koc, solange wie möglich die Null zu halten. Doch das ging gründlich nach hinten los. Dabei spielte der Club in der ersten Hälfte fast ausschließlich mit seiner zweiten Garde, Stammspieler wie Kapitän Hanno Behrens, Mikael Ishak oder Enrico Valentini ließ Trainer Köllner zunächst auf der Bank. Doch vielleicht war genau das das Pech der TSG Roth. Die jungen Club-Spieler aus dem Regionalligateam und dem erweiterten Kader der "Ersten" wollten nämlich zeigen was sie können und kannten mit dem Bezirksligisten keine Gnade. Die Rother hingegen wirkten teilweise übernervös, zu viele einfache Fehler im Spielaufbau spielten den Nürnbergern immer wieder in die Karten. Bitter für die TSG, dass Mustafa Fatiras bereits nach zwei Minuten ein Eigentor zum 0:1 unterlief. Die Rother konnten sich danach kaum einmal befreien. Insbesondere Törles Knöll wirbelte die TSG-Defensive in der Folge immer wieder durcheinander. Der 20-jährige Angreifer, der beim HSV bereits ein paar Bundesligaminuten sammeln durfte, zählt zu den hoffnungsvollsten Talenten beim 1. FC Nürnberg und stellte dies mit insgesamt vier Treffern in der ersten Hälfte auch unter Beweis. Unter anderem zeichnete er sich für das 3:0 und 4:0 verantwortlich, nach dem Erik Engelhardt (6.) den zweiten Treffer nachgleegt hatte. Ebenfalls beim Bundesligisten auf sich aufmerksam machte Matheus Pereira. Der Neuzugang von Sporting Lissabon sorgte mit einem herrlichen Freistoßtor zum 5:0 (19.) und feinen Kabinettstückchen immer wieder für Beifall beim Publikum. Robert Bauer (22.), Knöll (24., 33.), Engelhardt (33., 41.) und Neuzugang Virgil Misidjan (31.) sorgten dann für den 0:11-Pausenstand. "So deutlich hätte ich das nicht erwartet, aber sind eben doch sechs Klassen Unterschied", sagte Heini Müller in der Halbzeit und schwelgte in Erinnerungen: "Gleich dort drüben (zeigt auf den Nebenplatz) hatte ich 1955 mit dem 1. FC Nürnberg ein Spiel gegen meinen vorherigen Verein TSV Roth, das tatsächlich mit einem 1:1 endete. Ein paar Jahre später haben wir uns revanchiert und die Rother mit 8:0 weggehauen."

Zurück zum gestrigen Spiel: Immerhin nicht mehr ganz so eindeutig verlief die zweite Halbzeit. Die Nürnberger machten zwar zunächst mit dem muneren Toreschießen weiter und Simon Rhein, Erik Engelhardt (2x) und Timothy Tillmann erhöhten auf 15:0, doch dann schafften es die Rother immerhin 20 Minuten lang, keinen Treffer zu kassieren. Bei den Nürnbergern durften in der Schlussviertelstunde schließlich auch noch Stammspieler wie Hanno Behrens, Mikael Ishak oder Georg Margreitter auf das Feld. Yuya Kubo (84.) und Behrens gelangen noch die Treffer 16 und 17, ehe drei Minuten vor Schluss der Jubel im Publikum am lautesten erhallte: Sven Müller hatte einen der wenigen Rother Angriffe mit 1:17 abgeschlossen.

Dass er Toreschießen kann, hat der Club gestern also eindrucksvoll unter Beweis gestellt, nachdem es in der Bundesliga bislang nur zu einem Treffer (1:1 gegen Mainz) gereicht hatte. Heini Müller jedenfalls traut den Nürnbergern auch in der höchsten deutschen Spielklasse mehr Treffer und am Ende den Klassenerhalt zu. "Die ersten beiden Bundesliga-Auftritte waren eigentlich richtig gut, aber die Mannschaft die Ernte nicht eingefahren. Sollte sich keiner verletzen, bin ich optimistisch, dass der Klassenerhalt gelingen kann. Michael Köllner ist außerdem ein sehr fleißiger Trainer, der gute Arbeit leistet."

 

Christoph Enzmann