Eichstätt
Einen Atemzug am Titel vorbei

Trotz Punktegleichstand und stärkster Leistung insgesamt: Flo Bergér beschließt Red-Bull-Air-Race-Saison mit Silber

20.11.2018 | Stand 12.10.2023, 10:00 Uhr
Eichstätter Florian Bergér (l.) hat die Red-Bull-Air-Race-Saison 2018 mit dem zweiten Platz beendet. Den Titel des Weltmeisters in der Challenger-Klasse musste in diesem Jahr nach zweimaligem Sieg an den Polen Luke Czepiela (Mitte) abgeben. Dritter wurde der Amerikaner Kevin Coleman (r.) −Foto: Mihai Stetcu/Red Bull

Eichstätt (EK) Der Hattrick war zum Greifen nah, doch am Ende waren es 0,05 Sekunden, die Florian Bergérs Traum vom dritten Titel als Worldchampion in der Challenger Klasse zerplatzen ließen. Beim finalen Red Bull Air Race im texanischen Fort Worth wurde er Zweiter und verlor damit die Gesamtführung - obwohl er gleich viele Punkte wie der Erstplatzierte hatte.

Am Sonntag um 19.14 Uhr unserer Zeit steht fest, dass Flo Bergér seine vierte Red-Bull-Air-Race-Saison als Zweiter, mit Silber und nicht wie erhofft mit Gold, abschließen wird. Und das, obwohl ihm der Sieg schon beinahe sicher schien. "Es ärgert mich schon ein bisschen, aber ich bin happy", sagt er am Dienstagabend frisch zurück aus den USA. Auf dem langen Flug von Texas nach Deutschland hatte er Zeit, die Ereignisse der vergangenen Tage Revue passieren zu lassen, sich sicher zu werden, wie es ihm, mit seinem zweiten Platz geht.

Während so manch anderer Pilot in der Challenger-Klasse davon träumt, die Saison überhaupt mit einem Platz auf dem Treppchen abschließen zu können, kann Flo Bergér seine Enttäuschung nicht ganz verbergen. Verständlich ist das, immerhin hat er den Titel schon zweimal abgeräumt und hat im Lauf der Saison beeindruckende Ergebnisse abgeliefert.

Verständlich ist das aber auch deshalb, weil der Eichstätter zweifellos der stärkste Pilot im Kader ist. Während alle anderen Challenger, die im Finale antraten, vorher in vier Rennen Punkte sammeln konnten, hatte Bergér dafür nur drei Rennen. Trotzdem war es ihm gelungen, in nur drei Rennen mehr Punkte zu sammeln als allen anderen in vier Rennen.

Im Finale ging er mit einem Zwei-Punkte-Vorsprung zu den beiden nächstplatzierten Kenny Chiang und Luke Czepiela an den Start. Dicht dahinter mit jeweils 24 Punkten lagen Kevin Coleman und Baptiste Vignes. Kein Wunder also, dass bei den Challengern die Spannung bis zum Zerreißen angespannt war - ein Platz auf dem Podium war schließlich für jeden von ihnen erreichbar. Denn: Wer ein Air Race für sich entscheidet, bekommt zehn Punkte auf seinem Konto gutschrieben, der Zweite erhält acht Punkte, der Dritte sechs und so weiter. Dass sich die Piloten nichts schenken würde, zeigte sich bereits in den ersten Trainings. Ein klarer Favorit war hier nicht auszumachen. Einmal wurde Bergér Schnellster, dann wieder Coleman, dann Vignes, dann Ryfa - ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen und Spannung pur für die Fans.

"Meine Saison ist ja bisher sehr gut gelaufen", sagt Flo Bergér, "ich habe also versucht, möglichst locker ins Finale zugehen und war die Zeit davor eigentlich auch recht entspannt." Seine Taktik: Nicht zu aggressiv fliegen und Strafsekunden vermeiden. "Das hätte mich nämlich am meisten geärgert, wenn ich all in geflogen wäre und am Ende Strafe kassiert hätte", sagt der 29-Jährige. Im Finale ging er als Letzter an den Start, ein Moment, auf den alle gewartet hatten. Schließlich hatte wohl kaum einer erwartet, dass Bergér seinen Flug vergeigen würde. Nur ob er es wieder an die Spitze schaffen würde? Nein. "Meine Taktik ist aufgegangen, ich bin sauber und ohne Strafen durch den Parcours gekommen - nur war ich 0,05 Sekunden zu langsam", sagt Bergér.

Der Sieger des letzten Rennens stand damit fest: Luke Czepiela aus Polen, der damit auf insgesamt 36 Punkte kam - genau so viele Punkte, wie nun auch Flo Bergér nach seinem zweiten Platz in Fort Worth auf dem Konto hatte. Gleichstand an der Spitze und kein weiteres Rennen mehr zu fliegen! Zwei Weltmeistertitel zu vergeben, das ist bei Red Bull allerdings nicht vorgesehen. "Also bekommt der den Titel, der im letzten geflogenen Rennen besser war", erklärt Bergér. Und das heißt: Gold und WM-Titel für Czepiela, Silber für Bergér.

Ob das fair ist? Immerhin hatte Bergér seine 36 Punkte in nur vier Rennen erflogen, Czepiela hatte dafür fünf Rennen gebraucht. "Fair oder nicht, so sind die Regeln", sagt Flo Bergér. "Und hey", fügt er grinsend an, "es ist ein zweiter Platz! Das darf man nicht vergessen. Und gut gefeiert wurde so oder so."

Durchatmen kann Bergér nun auch, die Red-Bull-Air-Race-Saison 2018 ist Geschichte. "Es war ein turbulentes Jahr. Ich war mit Red Bull in Abu Dhabi, Budapest und zweimal in den USA, bin beruflich viel in der Welt unterwegs gewesen und auch privat war viel los", sagt Bergér, der auch hauptberuflich als Pilot arbeitet. "Ein bisschen Ruhe kann ich gut gebrauchen." Ob und wie es für ihn bei Red Bull weitergeht, weiß er noch nicht.

Eine bittere Pille hatte er aber bereits zu schlucken: "So wie es aussieht, wird in der Master-Klasse im nächsten und auch im übernächsten Jahr kein Platz frei", so Bergér. Der Traum, endlich als Master an den Start zu gehen, er scheint ein weiteres Mal nicht in Erfüllung zu gehen. Denn nur wenn einer der Master-Class-Piloten beschließt zu gehen, kann einer der Challenger nachrücken - der Traum eines jeden Anwärters. "Ich müsste also noch mindestens zwei Jahre Challenger machen", sagt Bergér. Die nächste Saison wäre seine fünfte. Nur Kollege Daniel Ryfa - in dieser Rennsaison übrigens nur Sechster - bringt es auf noch mehr Erfahrung bei den Challengern und ist ein Jahr länger als Bergér dabei.

"Wäre doof, wenn ich aufhören würde, aber ewig Challenger zu sein, macht auch keinen Spaß", gibt er zu. Andererseits sei die Chance, für den Energydrinkhersteller an den Start zu gehen, einmalig, auch das wisse er. "So eine Gelegenheit bekommen die wenigsten und auch wenn man in einer Saison dabei ist, ist es längst nicht sicher, dass man auch für die nächste verpflichtet wird", weiß Bergér. Er hat schon einige seiner Mitstreiter kommen und wieder gehen sehen. Erfahrungsgemäß findet das erste Rennen jeder neuen Saison im Februar statt. Spätestens dann wird sich zeigen, ob der Eichstätter auch 2019 wieder mit dabei ist.

Alexandra Burgstaller