Eichstätt
Der beste Torjäger geht im Sommer

32-jähriger Fabian Eberle verlässt den VfB Eichstätt nach dieser Saison und will seine Karriere in niederklassigerer Liga fortsetzen

08.02.2021 | Stand 07.04.2021, 3:34 Uhr
Auf dieses gewohnte Bild werden die Eichstätter Fans bald verzichten müssen. Torjäger Fabian Eberle wird den Regionalligisten nach dem Ende der aktuell unterbrochenen Spielzeit verlassen. −Foto: Traub (Archiv)

Eichstätt - Der VfB Eichstätt hat einen sehr schmerzhaften Abgang zum Saisonende zu beklagen.

 

Mit Fabian Eberle verlieren die Grünhemden nicht nur einen äußerst sympathischen Menschen sowie begnadeten Fußballer und Führungsspieler, sondern vor allem eines: ihren besten Torjäger. Oder, wie es im März 2019 Aschaffenburgs Trainer Jochen Seitz nach einem Eberle-Dreierpack ausgedrückt hatte: den besten Torjäger der Regionalliga Bayern.

"Das ist natürlich keine ad-hoc-Entscheidung gewesen, die man von heute auf morgen trifft. Es war ein langer Reifeprozess. Schon vor einem Jahr spielte ich mit dem Gedanken, wie lange ich in Eichstätt noch spielen werde. Doch dann kam Corona dazwischen und die Saison wurde unterbrochen. Da stand für mich außer Frage, dass ich diese Spielzeit gemeinsam mit den Jungs noch durchziehe und vernünftig zu Ende bringe", sagt Eberle.

Eberles Zeit in Eichstätt wird nunmehr im Sommer 2021 enden. Als Grund führt er sowohl die Familie als auch die körperliche Belastung an. So hatte der Mann mit eingebauter Torgarantie beispielsweise das letzte Punktspiel im Oktober vergangenen Jahres bei der SpVgg Bayreuth aufgrund anhaltender Rückenbeschwerden verpasst - nachdem er davor fast ein halbes Jahr fortwährend unter starken Schmerzen gespielt hatte. Trotz stetiger Behandlung hat sich der körperliche Zustand bis heute nicht wirklich verbessert. "So langsam ist es schon etwas frustrierend", erklärt Eberle.

Die extrem hohe Belastung mit bis zu sechs Fußballtagen während der Vorbereitung und drei bis vier Einheiten während der Saison sowie einem Punktspiel am Wochenende forderten in den zurückliegenden fast fünf Jahren ihren Tribut bei dem mittlerweile 32-Jährigen - und vor allen Dingen viel Zeit. Diese will er nun seiner Familie widmen. "Meine Frau hat mich über die Jahre immer voll unterstützt. Der Fußball war mir schon immer sehr wichtig, jetzt will ich das Ganze zeitlich zurückschrauben und noch mehr Zeit für meine Familie haben", sagt der zweifache Vater.

Der Abschied aus Eichstätt ist aber nicht mit einem Karriereende des Torjägers gleichzusetzen. "Dafür verspüre ich noch viel zu große Lust auf Fußball. Und abgesehen von meinen Rückenbeschwerden fühle ich mich topfit. Ich will nur weniger Aufwand betreiben müssen und in einer Liga spielen, in der der zeitliche Faktor nicht mehr so umfangreich ist. " Dabei lässt sich der gebürtige Solnhofener alle Optionen offen. Entweder er macht nur als Spieler weiter oder aber steigt vielleicht als spielender Co-Trainer in das Trainergeschäft ein. Über seinen Entschluss informierte "Faber" die Mannschaft in der vergangenen Woche in einer virtuellen Besprechung - und überraschte einige seiner Mitspieler mit seiner Entscheidung. "Aber schon kurz danach und auch in den darauffolgenden Tagen haben mich fast alle Spieler persönlich angerufen oder mir geschrieben und gesagt, dass sie meine Gründe nachvollziehen können. Gleichzeitig haben sie sich schon für die bisherige gemeinsame Zeit bedankt", berichtet Eberle und ergänzt: "Das waren wirklich tolle Gespräche. Viele haben bei dieser Gelegenheit mit mir über die letzten gemeinsamen fünf tollen Jahre gesprochen und welche genialen Momente wir auf, aber auch neben dem Feld zusammen hatten. Wir haben uns schon darauf eingeschworen, dass wir die aktuell unterbrochene Saison so cool wie möglich zu Ende bringen wollen. "

Die Vereinsverantwortlichen zeigten ebenfalls Verständnis. Und Zuspruch gab es auch von Trainer Markus Mattes, auch wenn er den Abschied seines treffsichersten Angreifers bedauert (siehe Interview).

Doch noch ist nicht Schluss. Wann auch immer die unterbrochene Saison fortgesetzt oder der Spielbetrieb im Ligapokal aufgenommen wird, Eberle steht in den Startlöchern - und will mit Toren seinen Beitrag leisten. In der Corona-bedingt langen Winterpause hat sich der in Weißenburg lebende und beruflich in Heidenheim tätige Grundschullehrer mit Dauerläufen fit gehalten. Einmal joggte er sogar mit seinem Ex-Mitspieler und Sturmpartner Florian Grau (jetzt Spielertrainer beim TV Hilpoltstein) um den Brombachsee. "Manchmal musste man einfach dem Alltag entfliehen, raus an die frische Luft und andere Leute treffen. " Für Eberle ging es nicht darum, auf Zeit zu laufen, sondern den Fitnesszustand zu halten und den Kopf freizukriegen. "Joggen war noch nie so meines. Aber mittlerweile finde ich es sehr entspannend", sagt der Mittelstürmer, der erst vor wenigen Monaten das Kapitänsamt von Benjamin Schmidramsl übernommen hatte, der seine Karriere beendete. In dieser Funktion hat er sich zuletzt aber im Hintergrund gehalten. "Wir haben ein tolles Mannschaftsgefüge, in dem jeder mit jedem kann und in Verbindung steht. Da muss ich als Kapitän nicht extra den Kontakt suchen. "

War es jedem Spieler bislang selbst überlassen, sich fit zu halten, steigen die VfB-Fußballer nun wieder in das gemeinsame - wenn auch nur virtuelle - Training ein. "Seit vergangener Woche machen wir über eine fußballspezifische App Fitnesstraining", berichtet der Spieler mit der Rückennummer 10, der gleich in seinem ersten Jahr beim VfB Eichstätt mit 26 Treffern Torschützenkönig der Bayernliga Nord wurde. Damit trug er maßgeblich zum Aufstieg in die vierthöchste Spielklasse Deutschlands bei. Auch in der Regionalliga stellte er seine Abschlussqualitäten unter Beweis und traf in beeindruckender Manier - mal per Abstauber, mal spektakulär. Er traf mit beiden Füßen, mit dem Kopf, per Elfmeter, nach Einzelaktionen oder aber auch gelungenen Kombinationen. Den 20 Toren in der Saison 2017/18 ließ er 18 Treffer in der Vizemeisterschafts-Spielzeit folgen. Aktuell steht er in der gestreckten Saison 2019/20/21 bei 16 Treffern. Tore, die zukünftig ein anderer schießen soll. Dazu sagt Eberle: "Ich kann nur jedem jungen, talentierten Stürmer raten, sein Können beim VfB unter Beweis zu stellen. "

EK