Eichstätt
15-Mal zum Fernsehturm

Deutsche Meisterschaft im Radsport: Eichstätterin Ricarda Bauernfeind will in Stuttgart im Hauptfeld ins Ziel kommen

17.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:13 Uhr
Timo Schoch
Knapp 110 Kilometer wird Ricarda Bauernfeind bei der Deutschen Meisterschaft am Sonntag bewältigen müssen. −Foto: Schoch

Eichstätt - Bei der Deutschen Radsport-Meisterschaft im schwäbischen Stuttgart wird die Eichstätterin Ricarda Bauernfeind am Start stehen.

Sie erhofft sich im Straßenrennen einen Platz im Hauptfeld. Vielleicht ist sogar etwas mehr drin, denn die Form ist gut und der Saisonauftakt verlief vielversprechend.

Sägezahnprofil. So wird im Radsport das Höhenprofil genannt, wenn es nur hoch und runter geht. Und so wird das Höhenprofil auch am Ende der Deutschen Meisterschaft aussehen. Denn die Elite-Frauen fahren an diesem Sonntag beim Straßenrennen insgesamt 15-Mal einen 7,1 Kilometer langen Rundkurs. Gespickt ist die Strecke, die zum bekannten Stuttgarter Fernsehturm führt, mit einer längeren Abfahrt und einem drei Kilometer langen Anstieg über rund 110 Höhenmeter, mit einer durchschnittlichen Steigung von knapp vier Prozent. "Eigentlich kommt mir der Kurs entgegen", sagt die Eichstätterin Ricarda Bauernfeind. "Ich mag es, wenn es hoch und runter geht. Aber es kommt natürlich auch darauf an, wie hart gefahren wird. "

Der Kurs sollte der 21-Jährigen also liegen. Die Form stimmt auch. Im Winter gewann die Studentin die Gesamtwertung der virtuellen GCA-Radbundesliga. Und beim Bundesliga-Auftakt auf der Straße wurde sie vor ein paar Wochen in Karbach (Spessart) Vierte und eroberte das Trikot der besten U23-Fahrerin - welches sie beim Einzelzeitfahren in Stuttgart verteidigen will. "Mein Ziel war in Karbach ein Platz unter den Top 30, weil mein Fokus nicht mehr so stark auf dem Radfahren liegt", sagt Bauernfeind. Ihr Studium hat aktuell Priorität. "Mein Ziel ist es nicht mehr Profi zu werden", sagt sie, die aktuell in München Lehramt für berufliche Schulen im vierten Semester, mit den Schwerpunktfächern Hauswirtschaft und Sport studiert. "So baue ich aktuell das Training um mein Studium herum und nicht mehr wie früher das Studium um das Training. " Deshalb war sie überrascht, dass der Saisonauftakt so positiv verlief. Das gab ihr jede Menge Selbstvertrauen.

Trotzdem bleibt Bauernfeind defensiv, was ihre Ambitionen für die Deutsche Meisterschaft betrifft. Und das hat gleich mehrere Gründe: Bei der DM geht es über eine Distanz von knapp 110 Kilometern. "Das ist deutlich länger als bei einem Bundesligarennen (in Karbach waren 86 Kilometer zu fahren, d. Red. )", sagt sie. "Ich werde hintenraus wohl Probleme bekommen, weil mir ein bisschen die Grundlage fehlt und ich in diesem Jahr nicht so viele lange Trainingseinheiten hatte wie in den Vorjahren. " Dazu ist das Starterfeld deutlich stärker als bei einem Bundesligarennen. "In der Bundesliga sind kaum Profis dabei. In Stuttgart stehen beispielsweise auch Lisa Brennauer und Liane Lippert am Start", sagt Bauernfeind. Die Profifahrerinnen gelten deshalb als die Top-Favoritinnen auf den Titel. Außerdem fehlen Bauernfeind die harten Rennkilometer in diesem Jahr. "Die Rennen sind die besten Trainingseinheiten", sagt sie. Durch Corona gab es bislang noch nicht viele Möglichkeiten, sich unter Wettkampfbedingungen zu messen. Dazu wird sie erneut als Einzelstarterin bei der DM dabei sein - zwar wieder tatkräftig unterstützt von ihrem sportlichen Leiter Bodo Schwager von der RSG Ansbach und dem Team BMC Mittelfranken, aber eben ohne ein unterstützendes Team.

Eine Strategie für Stuttgart hat Bauernfeind allerdings trotzdem: "Ich werde nicht die Initiative ergreifen und einfach mal schauen, dass ich mitkomme. " Ein Platz im Hauptfeld ist ihr Ziel im Straßenrennen. "Alles andere wäre enttäuschend", sagt sie.

Bereits einen Tag davor, am Samstag, steht Bauernfeind beim 33 Kilometer langen Einzelzeitfahren am Start. Dafür tüftelte sie vor der Deutschen Meisterschaft nochmals intensiv an ihrer perfekten Sitzposition. Und vielleicht läuft es ja am Ende auch in Stuttgart besser als gedacht - so wie in Karbach beim Bundesliga-Auftakt und bei der virtuellen Rad-Bundesliga im Winter.

EK

Timo Schoch